Romain Grosjean stellt die Fortschritte von Haas beim Formel-1-Auftakt 2017 in Melbourne dar, bleibt aber unbelohnt: Vierkampf wird weiterhin eng bleiben
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Romain Grosjean war beim Auftakt der Formel-1-Saison 2017 in Australien der unbelohnte Held. Der Franzose, der den Haas-Ferrari in allen Sessions in die Top 10 gebracht hatte, verlor ein sicheres Punkteresultat aufgrund eines Defekts am Antrieb. Im ersten Augenblick der Enttäuschung machte sich Frust im Lager des US-Teams breit, aber dennoch blickt man nun positiv in die Zukunft. Das zweite Jahr in der Formel 1, das immer als sehr schwierig beschrieben wird, hat für die junge Mannschaft stark begonnen.
"Unser Aufschwung ist kühl geplant und intelligent umgesetzt", lobt Grosjean die Herangehensweise von Teambesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner. "Wir haben 2016 als Aufbaujahr genutzt, hatten dabei immer 2017 im Hinterkopf. Alles war äußerst strategisch angelegt. Wir haben Dallara dazu gebracht, bessere Teile zu produzieren. Wir haben alles immer weiter optimiert. Wir haben natürlich die Hilfe von Ferrari, was viel ausmacht. Aber der Dank geht auch an unsere Jungs, die extrem hart gearbeitet haben."
Während Teamkollege Kevin Magnussen das Potenzial des Haas-Ferrari VF-17 nie umsetzen konnte, zeigte Grosjean deutlich auf. Man agierte auf dem Niveau von Force India und war im Qualifying sogar schneller als Williams. "Ich bin sicher, dass es im Mittelfeld unglaublich eng bleiben wird. Nächste Woche können wir plötzlich auf den Plätzen 14 und 15 stehen", mahnt Teamchef Steiner. "Es hängt immer davon ab, wie du dein Auto bestmöglich auf die Strecke abstimmst. Es gibt hinter den Topmannschaften vier Teams, bei denen es extrem eng zugeht. Da kann es ganz schnell zu erheblichen Verschiebungen kommen."
Mit solider und konzentrierter Arbeit gilt es, die Schwankungen im Verlauf der Saison möglichst gering zu halten. Die Daten aus dem Dallara-Windkanal bestätigen sich bisher. Gute Voraussetzungen für kommende Updates. "Wir haben einen guten Plan bezüglich der Updates", verrät Steiner. "Im vergangenen Jahr haben wir ganz bewusst nur wenige Neuerungen gebracht, in diesem Jahr werden das schon einige mehr sein. Natürlich nicht so viele wie bei den Topteams, das schaffen wir nicht. Aber unser Fahrplan sieht gut aus. Man weiß aber nie, was die anderen so bringen. Wir wollen aber unbedingt vorne dran bleiben."
Mit aller Ernsthaftigkeit: Der amerikanische Formel-1-Traum
"Wir haben neben den Leuten an der Strecke nun auch einige in Großbritannien sitzten, die unsere Daten ständig analysieren und auswerten. Es sind zwar nur ein paar Mitarbeiter, aber es hilft definitiv. Diese Jungs sitzen in ihren Büros und wälzen die Zahlen. Das hilft ungemein"m schildert der Südtiroler. Dosiert hat sich das Team neues Personal an Bord geholt. Das Geld wird nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern ganz gezielt für weiteren Performancegewinn eingesetzt.
"Wenn man in die Formel 1 kommt, muss man sich konstant weiterentwickeln. Das geht nicht nur über Geld und Einstellen von unzähligen Leuten. Das bringt nur ein Durcheinander. Und das ist das Schlimmste, was dir in der Formel 1 passieren kann, denn da braucht es ewig wieder heraus zu kommen", weiß der erfahrene Steiner. "Es geht um ein vernünftiges, organisches Wachstum. Wir machen das so. Es scheint zu funktionieren. Wir sind besser vorbereitet und haben jetzt neue Möglichkeiten, uns zwischen den einzelnen Sessions zu verbessern. So wird es hoffentlich weiter gehen."
"Ob wir unsere Position halten können, weiß ich nicht", so der Italiener, der den Ferrari-Antrieb auf dem Niveau des Mercedes-Aggregats sieht. "Wir haben in Australien ein erstes Update gebracht. Es hat alles perfekt funktioniert. Die Produktion war pünktlich, die Logistik hat gestimmt und die Daten entsprachen dem, was wir erwartet hatten. So darf es gern weitergehen." Als wichtigste Baustelle nimmt sich Haas nun den T-Flügel vor, der bei Fahrten in Melbourne zu fragil war und auf Wunsch der FIA abgebaut werden musste. Schon in China soll eine neue Version kommen.
"Haas ist ein richtiges gutes und sehr ernsthaft betriebenes Formel-1-Team", schwärmt Grosjean von der Entwicklung bei seinem Arbeitgeber. "Es geht eben nicht nur darum, dass jetzt mal ein amerikanisches Team Formel 1 macht, ganz und gar nicht. Gene Haas macht das, weil er die Formel 1 liebt. Er wollte das schon lange machen. Als es soweit war, hat er schlaue Leute engagiert, und es kommen immer weitere gute Leute hinzu. So kann etwas Großes daraus entstehen."