Sportchef Wolff hätte bei Pirelli-Tests zur Entwicklung der 2017er-Pneus lieber auf Stammpiloten als auf Testfahrer Wehrlein gesetzt - Ferrari mit Vettel glaubwürdiger
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Mercedes-Sportchef Toto Wolff hat eingeräumt, dass die Silberpfeile bei ihren Personalentscheidungen für Pirelli-Reifentests falsch gehandelt hätten. Statt schon 2016 auf ihre Stammpiloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg zu vertrauen, schonten sie ihre Stars. Die Teamführung ließ lieber Tester Pascal Wehrlein hinter das Lenkrad. "Wir haben einen Fehler gemacht", sagt Wolff der 'Gazzetta dello Sport'. Einen, der im Duell mit Ferrari um die WM-Titel im Jahr darauf für Nachteile sorgte.
Wolffs These: "Es ist klar, dass Pirelli eher das in Erwägung gezogen hat, was Ferrari und Sebastian Vettel gesagt haben, als das Feedback unseres Testpiloten Pascal Wehrlein." Ob er dabei nur an das größere Renommee des viermaligen Weltmeisters denkt, oder ob dem italienischen Reifenzulieferer auch eine Affinität zur Scuderia unterstellt, bleibt offen. Pirelli scheint den Pneu aber in eine Richtung entwickelt zu haben, die eher zu dem Fahrverhalten des SF70H passte als zum dem des W08.
Die Jungfernfahrt der Formel-1-Breitreifen im September 2016 in Le Castellet unternahm Wehrlein nebst Vettel im Ferrari. Die Roten nutzen auch ihre erste Chance 2017 im April in Bahrain, um den Deutschen auf die Strecke zu schicken. Als Mercedes im August in Budapest wieder an der Reihe war, entschieden sich Wolff und Co. prompt für Valtteri Bottas, um im September in Le Castellet erneut auf den Finnen und sogar auf den als Testmuffel bekannten Lewis Hamilton zu setzen.
Eine Strategie, der Mercedes treu bleiben will: "2018 setzen wir unsere Stammpiloten ein", meint Wolff, ohne die Pneus für jüngste Abstimmungsschwierigkeiten verantwortlich zu machen. "Die neuen Reifen waren nicht das Problem. Es ging um die Asphaltsorten auf bestimmten Strecken."
Dass es wegen der Reifentests kein böses Blut zwischen Mercedes und Ferrari gibt, unterstreicht Wolff mit bewundernden Worten für die Konkurrenz. Präsident Sergio Marchionne und Teamchef Maurizio Arrivabene hätten stets die klügsten Entscheidungen getroffen. "Der Präsident verfolgt den gleichen Ansatz wie wir: 'Alles oder Nichts. Alles schwarz oder alles weiß. Sind wir nicht auf der Strecke, ziehen wir an einem Strang, aber während der Rennen sind wir immer große Rivalen.'"