Lewis Hamilton sieht in der Strategieänderung in Mexiko eine Maßnahme, Rosberg zum Sieg zu verhelfen - Subtile Nadelstichtaktik des Weltmeisters geht weiter
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Obwohl er die Fahrerweltmeisterschaft längst sicher hat, fallen Niederlagen Lewis Hamilton nicht leicht. Nach seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Mexiko 2015 im Autodromo Hermanos Rodriguez ist er angefressen. Die Strategie von Mercedes, auf zwei Stopps zu gehen, hatte er bereits im Rennen hinterfragt und sieht diese weiterhin als eine von Mercedes Maßnahme an, Rosberg zum Sieg zu verhelfen. Hamilton fiel seit seinem Titelgewinn immer wieder durch subtile Verbal-Attacken auf Rosberg auf.
So sagte er auf der Pressekonferenz, bei Rosberg habe es "keinen Windstoß" gegeben - ein Verweis auf den offiziellen Grund für Rosbergs Fehler in Austin. Nach dem Rennwochenende in Mexiko-Stadt legt er nun nach und glaubt, das Team fühle sich nach den Geschehnissen in der ersten Kurve Japan und den USA gegenüber Rosberg verpflichtet: "Ich weiß, dass das Team sich ihm gegenüber extra-warm zeigen will", giftet der 30-Jährige. "Ich weiß, was ich meine, aber ich werde nicht sagen, was ich meine."
"Ihr solltet Toto und Niki fragen, was sie darüber denken und was sie tun müssen, um ihn bei der Stange zu halten", stänkert Lewis Hamilton weiter. Der Brite lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass die Strategie in Mexiko eher Rosberg als ihm geholfen habe. Den gesamten zweiten Stint über hielt sich der dreifache Weltmeister in einem Abstandsfester von zwei bis drei Sekunden und bereitete womöglich eine Attacke für die letzten Runden mit abgefahrenen Reifen vor. Der plötzliche zweite Stopp kam ihm äußerst ungelegen, obschon die folgende Safety-Car-Phase einen zweiten Boxenbesuch ohnehin erfordert hätte.
Beziehung auf dem Tiefpunkt
"Der ursprüngliche Plan war eine Einstopp-Strategie", legt Hamilton dar. "Die Reifen waren gut und hätten die gesamte Distanz gehalten. Aber wir hatten ein ganzes Boxenstoppfenster Vorsprung auf die anderen Autos und konnten so einen freien Stopp einlegen." Es sei zwar clever, so zu agieren, aber er habe nichts zu verlieren gehabt, kommentiert er seine Beschwerde am Funk. "Ich habe in Erwägung zu sein, draußen zu bleiben, aber wenn das Team sagt, es ist eine Anweisung, dann ist es eben so." Er habe getan, was gefordert wurde, aber nur widerwillig.
Zur Besserung des angespannten Verhältnisses zwischen den Mercedes-Piloten hat die Mexiko-Strategie nur wenig beigetragen. Nach dem "Krieg der Sterne" im Jahre 2014 blieb die Beziehung zwischen den beiden ehemaligen Freunden zunächst lange Zeit auf einem niedrigeren Niveau als vorher stabil, seit Hamiltons Fahrmanövern ist sie auf dem Tiefpunkt. Dieser lässt seitdem keine Gelegenheit mehr aus, Rosberg auch verbal mit Nadelstichen zu traktieren. Rosberg macht kein Geheimnis aus der Lage: "Ich werde unsere Beziehung nicht kommentieren. Man kann von außen sehen, wie es ist."
Mit zu Hamiltons Frust trägt auch ein Krisengespräch bei, das Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit beiden Fahrern nach dem Großen Preis der USA geführt hatte. Hamilton hatte zuvor betont, dass er keinen Gesprächsbedarf sehe. Bei zwei noch verbleibenden Rennen hat ein psychologischer Kampf auch im Hinblick auf die Rollenverteilung in der kommenden Saison begonnen: Rosberg will mit der Saison 2015 noch seinen Frieden machen und Mut für 2016 schöpfen, während es Hamiltons Ziel ist, seinem Teamkollegen zu zeigen, dass nur er der wirkliche Star im Team ist.