Den Rammstoß des Ferrari-Piloten und die milde Strafe der FIA hält Lewis Hamilton für eine "Sauerei" - Sebastian Vettel sei ein schlechtes Vorbild für Kinder
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Mercedes-Star Lewis Hamilton erhebt infolge des Scharmützels mit Sebastian Vettel beim Aserbaidschan-Grand-Prix am Sonntag heftige Vorwürfe gegen den WM-Rivalen. Wie der Brite in einer Medienrunde nach dem Rennen erklärt, hätte sich der Ferrari-Pilot mit seinem Rammstoß entwürdigt: "Er hat sich heute blamiert", meint Hamilton und fährt noch schwerere Geschütze auf. Denn er ist auch der Meinung, dass Vettel sich mit seiner Aktion als Vorbild komplett disqualifiziert hätte.
Hamilton, der in TV-Interviews zumindest äußerlich gelassen reagiert hatte, legt nach: "Das sorgt für einen Präzedenzfall in der Formel 1 und für alle kleinen Kinder, die uns zuschauen und mitbekommen, wie wir uns benehmen", hadert er und vermutet, dass so mancher Jungspund in der Kart- und Formelsportszene künftig seinem Ärger mit einem Bodycheck Luft macht: "Sie haben erlebt, wie sich ein viermaliger Weltmeister verhält. Hoffentlich strahlt es nicht auf Nachwuchsserien ab."
Doch es geht Hamilton nicht nur um das Foul an sich. Er ist auch verärgert, dass die FIA nur mit einer zehnsekündigen Stop-and-Go-Strafe sowie drei Strafpunkten reagierte - und nicht etwa mit einer Disqualifikation oder einer Rennsperre. Schon im Cockpit hatte er seinem Unmut Luft gemacht und Rennleiter Charlie Whiting direkt angesprochen. "Das weißt du", tönte er unter seinem Helm Gegenüber Journalisten wird Hamilton noch deutlicher: "Gefährliches Fahren und dafür eine Zehn-Sekunden-Strafe? Dazu muss ich nichts mehr sagen", bemerkt er mit höhnischem Unterton.
"Neben sowie absichtlich in einen anderen Piloten zu fahren und ziemlich ungeschoren mit dem vierten Platz davonzukommen, ist eine Sauerei", flucht er und wehrt sich gegen den Vorwurf Vettels, dass er mit den Unsportlichkeiten begonnen hätte. Von einem "Breakcheck" - also dem absichtlichen Auffahren lassen eines Hintermannes durch abruptes Bremsen - will er nichts wissen: "Ich habe Sebastian keinesfalls auflaufen lassen", wert Hamilton sich gegen die Anschuldigungen.
Vielmehr hätte er das Tempo während der Safety-Car-Phase bestimmt und wie bei dem vorangegangen Restart an gleicher Stelle - am Eingang von Kurve 15 - langsamer gemacht. "Ab diesem Punkt kontrollierte ich die Pace und dann spürte ich plötzlich einen Schlag von hinten", schildert Hamilton seine Sicht der Dinge und wünscht sich, dass die zahlreichen TV-Aufnahmen der Szene für sich sprechen: "Man hat gesehen, was passiert ist. Mich interessiert es nicht wirklich", bleibt er cool.
Wie nicht im TV-Bild, aber auf Aufnahmen von Zuschauern auf der Tribüne zu sehen war, machte Hamilton bereits in den zwei Runden zuvor an der fraglichen Stelle langsam. Wie 'auto motor und sport' berichtet, sollen die Telemetriedaten des Mercedes mit der Startnummer 44 belegen, dass er zwischen Kurve 15 und 16 immer vom Gas ging - aber weder bremste noch beschleunigte. Die Geschwindigkeiten in den einzelnen Runden sollen sich im Bereich von drei km/h bewegt haben.
Er sei nur "ein bisschen" wütend und verärgert, aber froh, zumindest einige WM-Punkte aus Baku mitgenommen zu haben. Den Zwist mit Vettel will er nicht ausufern lassen, sondern abhaken. Das Gespräch unter vier Augen zu suchen, wie es der Deutsche bereits angekündigt hat, scheint Hamilton nicht zu planen. "Wir machen einfach weiter. Es muss weitergehen. Es gibt auch nichts dazu zu sagen. Die Sache ist erledigt", winkt er ab und bekennt, sich "einfach auf zu Hause zu freuen".