Breitere Räder, wuchtigere Autos und viel mehr Abtrieb: Die Formel 1 wird in der Saison 2017 deutlich schneller - Reifen verhindern allerdings neue Spannung
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Die Formel 1 soll unter dem neuen Reglement 2017 spannender und spektakulärer werden. Nach den zwei Testwochen in Barcelona steht fest, dass die Boliden tatsächlich erheblich schneller um die Kurse gejagt werden können. Allerdings ist dies noch längst kein Garant für mehr Action. "Es wird nicht mehr Spannung geben als zuvor. Da bin ich sicher", legt sich Mercedes-Star Lewis Hamilton nach seinen Fahrten in Katalonien fest.
Der Brite erwartet, dass durch die veränderte Aerodynamik das Überholen noch schwieriger sein wird als zuvor. Ein zweiter Faktor spielt für den dreimaligen Weltmeister eine noch größere Rolle: die Reifen. Pirelli hat zur Formel-1-Saison 2017 nicht nur breitere Pneus produziert, sondern die Konstruktion und Mischungen derart verändert, dass die Haltbarkeit erheblich zugenommen hat. "Aber man kann auch jetzt nicht die ganze Zeit Vollgas fahren, denn die Reifen bauen auch in diesem Jahr ab", so Hamilton.
"Die Gummis sind in diesem Jahr härter und sie neigen auch nicht mehr so zum Überhitzen. Passieren kann es aber trotzdem noch. Man muss also weiterhin vorsichtig und feinfühlig agieren", erklärt der Brite. Klartext: Die Pneus erlauben ein hohes Tempo über große Distanzen, allerdings nur dann, wenn man sie entsprechend schonend behandelt. "Auf Basis der aktuellen Reifenhaltbarkeit erwarte ich wirklich öde Rennen", stimmt Force-India-Technikchef Andy Green seinem Landsmann zu.
Barcelona-Rennen mit einem Satz Soft-Reifen möglich
"Die Reifen halten unendlich viel länger. Wenn man nur mal die Soft-Mischung anschaut: Auf diesem Pneu konnte man beim Wintertest in Barcelona eine volle Renndistanz fahren. Dazu muss man wissen: Die Strecke ist wirklich hart zu den Pneus, vor allem bei winterlichen Temperaturen", so Green auf 'Sky Sports F1'. "Wenn man sich das vor Augen hält, dann kann man mit Sicherheit sagen, dass wir bei den ersten Rennen des Jahres immer nur einmal stoppen werden. Das steht fest."
Der Force-India-Technikchef hofft auf Veränderungen bei den Mischungen im Verlauf der Saison. "Das kann nur gehen, wenn sich die Teams alle einig sind, oder eine Ansage von ganz oben kommt", sagt er. Pirelli hat die einzusetzenden Reifenmischungen bereits für die ersten acht Rennen des Jahres nominiert. Bis inklusive des Grand Prix von Aserbaidschan im Juni wird es daher kaum Anpassungen geben können. Hamilton und Green wird dies nicht gefallen, Renault-Pilot Jolyon Palmer hingegen schon.
"Ich mag die neuen Reifen, denn endlich kann man mal über gewisse Distanzen richtig Druck machen", erklärt der Teamkollege von Nico Hülkenberg. "Mit den neuen Gummis kannst du auch ruhig mal ein bisschen rutschen. Bei den alten Reifen hat jeder kleine Slide zum Überhitzen geführt. In der folgenden Kurve hattest du dann zu wenig Grip." Die Reifengeneration 2017 verzeiht demnach kleine Fehler. Dies verhindert umso mehr, dass sich die Spreu vom Weizen trennt.
"Die härteren Mischungen sind schwierig beim Aufwärmen. Es kann gut sein, dass es mal ein paar Runden dauert, bis sie wirklich warm gefahren sind. Dann wird man schneller und schneller, denn die Zunahme der Temperatur gleicht den gleichzeitigen Abbau der Pneus mehr als aus", berichtet Palmer von seinen Erfahrungen mit den neuen Gummis. Er ist sicher: "Das bringt aus meiner Sicht zusätzlich neue Würze in den Wettbewerb."