Hamilton und der Fehler: Zu viel "Hammertime" auf einmal?

, 10.11.2014

Mit einem Dreher warf Lewis Hamilton den möglichen Rennsieg weg, den Fehler nimmt er auf seine Kappe - Aber: Kam die "Hammertime"-Ansage zu früh?

Obwohl Nico Rosberg an der Spitze ein fehlerfreies Rennen fuhr, hatte Lewis Hamilton in Sao Paulo die Chance auf seinen sechsten Sieg in Folge. Als Rosberg nämlich in Runde 26 zu seinem zweiten Boxenstopp hereinkam, war "Hammertime" angesagt. Zwei Runden hatte Hamilton Zeit, den knappen Rückstand in einen Vorsprung umzuwandeln, was zunächst hervorragend zu gelingen schien.

Denn im ersten Umlauf zauberte der Silberpfeil-Pilot eine neue Bestzeit in den Asphalt, doch statt noch eine zweite Qualifying-Runde anzuhängen, warf der Brite seine Chancen in Kurve vier in die Auslaufzone: Hamilton drehte sich beim Anbremsen weg und verlor viel Zeit. Nach seinem anschließenden Boxenstopp hatte er 7,4 Sekunden Rückstand auf Rosberg und viel Arbeit vor sich. "Das hat mich letzten Endes wohl den Sieg gekostet", muss Hamilton eingestehen.

Doch wie konnte es eigentlich dazu kommen, dass Lewis Hamilton mit so einem untypischen Fehler den Sieg verschenkte? Ein Faktor dürfte sicherlich sein, dass Hamilton nach seiner Auffassung eine Runde zu lange draußen geblieben war. Denn bereits beim Stopp von Rosberg bekam der WM-Führende die Ansage zur "Hammertime" - für Hamilton ein klares Signal. "Wenn man mir sagt 'push', dann kommt man normalerweise in dieser Runde rein und gibt nochmal alles - was ich getan habe", erklärt er.

Tote Reifen und ein vergessener Knopf

Doch am Funk beorderte man den Briten dann für ihn überraschend, noch eine weitere Runde draußen zu bleiben. Doch Hamilton hatte seine Reifen komplett ans Limit rangenommen und kein Gummi mehr übrig: "Die Hinterreifen waren tot und ich habe einfach ein wenig Grip verloren", beschreibt es der Weltmeister von 2008 passend. "Er hat das Auto verloren und konnte es nicht mehr abfangen", bestätigt Motorsportchef Toto Wolff bei 'RTL'. "Er hat ein bisschen Übersteuern bekommen, und der Reifen war so hinüber, dass es nicht mehr ging."

Doch laut 'auto motor und sport' sei Hamilton zudem noch ein ähnliches Missgeschick wie Teamkollege Rosberg in Austin passiert. Vor Wochenfrist drückte der Wiesbadener im Kampf gegen Hamilton einen falschen Hebel und bekam keine Power ins Auto, heute riet Hamiltons Renningenieur Pete Bonnington ihm, das Motorenprogramm umzustellen - vermutlich in Bezug auf die Motorbremse. Doch der Brite gibt im Nachhinein zu: "Ich habe vergessen, die Bremsbalance entsprechend nachzujustieren."

Und so nimmt Hamilton den Fehler auf seine Kappe: "Am Ende des Tages habe ich einen Fehler gemacht, die Reifen in Kurve vier blockiert und mich gedreht. Das ist das zweite Mal, dass mir das an diesem Wochenende passiert ist. Niemand trägt die Schuld, außer mir selbst", sagt er. "Natürlich ist man enttäuscht, wenn man einen Fehler macht", so der Brite. Auch im Funk während des Rennens hatte er sich bereits bei seinem Team entschuldigt.

Lauda: "Alles Menschen"

Motorsportchef Toto Wolff findet das selbstverständlich: "Im Team haben wir eine Kultur, dass man nicht mit dem Finger auf jemanden zeigt, sondern Fehler schnell eingesteht und es dann versucht, besser zu machen. Das gilt für den Fahrer, wie auch für das Team auch. Und wenn wir einen Fehler machen, entschuldigen wir uns dafür - und ich glaube, diese Philosophie muss man haben, damit man auch im Team vorwärts kommt. Lewis ist in einem guten Platz in seinem Leben und hat es eingesehen", erklärt er bei 'Sky'.

Der Österreicher ist überzeugt, dass Hamilton ohne Fehler zum Sieg gefahren wäre: "Es hätte vermutlich gereicht, aber er hat ja seinen Code bekommen: It's Hammertime, und hat dann gewusst, dass er ein oder zwei Runden richtig hinhalten muss." Und auch der Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda stimmt zu: "Ohne den Fehler wäre es vielleicht besser gegangen." Sauer ist bei Mercedes niemand: "Das gehört dazu, das sind alles Menschen. Ich verstehe, dass ihm das passieren kann."

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