Lewis Hamilton verteidigt seine Absage des London-Events und betont, wie sehr ihm die Fans am Herzen liegen: Fokus liegt auf dem Sieg am Silverstone-Wochenende
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Lewis Hamilton hat sich in seiner Heimat Großbritannien wohl keine Freunde gemacht, indem er gestern beim Live-Event der Formel 1 in London als einziger aktiver Pilot nicht vor Ort war. Den Fans in der britischen Hauptstadt fehlte somit ihr größter Star, den sie eigentlich an diesem Wochenende zum Sieg brüllen wollten. Doch genau auf dem Event in Silverstone lag sein Fokus, wie Lewis Hamilton heute in der Pressekonferenz erklärt.
"Jeder hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich habe einfach gefühlt, dass ich mich in der intensiven Saison bestmöglich auf das anstehende Wochenende vorbereiten muss", verteidigt sich der Mercedes-Pilot, dem natürlich die größte Aufmerksamkeit zuteilwurde. Die Vorbereitung bestand aus einem Urlaub auf der griechischen Ferieninsel Mykonos, wo er nach dem Lauf in Spielberg ein paar Tage verbrachte.
Die Entscheidung hatte der 32-Jährige den Organisatoren in der vergangenen Woche mitgeteilt. Auch sein Mercedes-Team um Motorsportchef Toto Wolff wusste von den Plänen Hamiltons. Sein Teamkollege Valtteri Bottas wurde vom Team gebeten, dabei zu sein, und sagte zu - Hamilton nicht. Das sei jedoch kein Problem gewesen, behauptet der Brite: "Sie haben die Entscheidung respektiert und verstanden."
Keine Buhrufe mitbekommen
Wolff hatte Hamiltons Fehlen in London noch vor dem Publikum verteidigt. Dieses pfiff den dreimaligen Weltmeister jedoch aus und stand bei der Frage nach dem Sieger des kommenden Wochenendes sogar annähernd zu gleichen Teilen hinter dem eigentlichen deutschen Konkurrenten Sebastian Vettel. "Ich habe davon nichts mitbekommen", sagt Hamilton in der Pressekonferenz auf die Buhrufe angesprochen.
Der Brite hat sich den Event in London auch nicht von der Ferne aus angesehen. Er habe sein Smartphone nur für ein paar Nachrichten angeschaltet und es ansonsten seit Spielberg ignoriert, wie er sagt. Alles sei auf das große Ziel ausgerichtet gewesen, an diesem Wochenende die beste Leistung zu bringen. "Ich fühle, dass ich mich bestmöglich vorbereitet habe. Mehr kann ich nicht tun", so Hamilton.
Natürlich kann sich jeder selbst davon ein Bild machen, ob ein längerer Flug nach Griechenland wirklich die bessere Vorbereitung auf den Grand Prix ist oder ob die anderen Piloten durch die Teilnahme bei dem London-Event weniger vorbereitet sind. "Das soll jeder halten, wie er mag. Wir sind alles Erwachsene", winkt Red Bulls Daniel Ricciardo ab. "Ich kann das verstehen, aber er ist lange genug dabei um zu wissen, was er tun muss."
Verstappen: In Holland hätten sie mich erschossen
Im Fahrerlager fliegen heute immer wieder Sticheleien in Richtung des dreimaligen Weltmeisters. Die anderen Piloten kommen nicht umhin zu betonen, wie viel Spaß der Event in London gemacht habe, und dass sie gerne wieder dabei wären, sollte es eine Wiederholung geben. Auch hier gibt sich lediglich Hamilton reserviert: "Ich werde entscheiden, wenn die Zeit reif ist", meint er über eine zukünftige Teilnahme.
Die meisten Fahrer finden es schade, dass der Mercedes-Star vor seinen Heimfans nicht anwesend war. "Wenn ich das in Holland gemacht hätte, dann hätten sie mich erschossen", meint Red-Bull-Pilot Max Verstappen zwinkernd. Doch Hamilton ist sich der Unterstützung seiner Fans weiterhin sicher: "Ich habe in den vergangenen Jahren immer unglaubliche Liebe von den Fans empfangen", sagt er und erwartet nicht, dass sich das ändert.
Er betont weiterhin, wie stark er seinen Fans verbunden sei. Er habe die meisten Follower im kompletten Formel-1-Feld und versuche alles, um mit ihnen in Kontakt zu treten - was angesichts der London-Absage etwas seltsam anmuten mag. Doch er unterstreicht noch einmal: "Meine Fans bedeuten mir alles, und daraus habe ich kein Geheimnis gemacht."
Hamilton und die Fans: Krankenhaus und Grand Prix
Dass er gestern nicht anwesend war, ändere nichts an seiner Liebe zu seinen Anhängern und dem Britischen Grand Prix. In den vergangenen zehn Jahren sei die Unterstützung für ihn stets gewachsen und er sieht das Rennen immer noch als eines der absolut wichtigsten des Jahres an. "Leute sparen so viel über das Jahr, um zum Rennen zu kommen. Man hat in den vergangenen Jahren gesehen, wie sehr ich das schätze und respektiere. Ich versuche, den Fans etwas zu geben und das Wochenende mit ihnen zu genießen."
Im gleichen Atemzug betont er, dass er sich sehr wohl viel für seine Fans tue, auch wenn er dieses eine Mal nicht anwesend war. "Es sind Dinge, die vielleicht nicht in die Öffentlichkeit kommen: Zum Beispiel wenn ich ein Krankenhaus besuche und Zeit mit Kindern verbringe, die nicht zu einem Grand Prix kommen können", so Hamilton. "Das ist wichtig für mich, und dorthinein möchte ich meine Energie vornehmlich stecken."
Gerüchte darüber, dass er angeblich Geld haben wollte, um beim Event zu erscheinen, verneint der 32-Jährige. Dass er verstimmt gewesen sei, weil Motorsportchef Toto Wolff bei Sebastian Vettels 30. Geburtstag in der Schweiz gewesen sei, wie britische Zeitungen berichten, das bleibt bei allen Fragen offen. Ihm sei es rein um den Erholungseffekt und die Vorbereitung auf Silverstone gegangen.
Das Ziel ist der Sieg in Silverstone
Trotz der Kritik ist der Brite mit seiner Entscheidung im Reinen. Er habe eben eine Auszeit gebraucht und sich diese genommen. "Für mich ist das absolut in Ordnung", sagt sein Teamkollege Valtteri Bottas, der der einzige Mercedes-Pilot in London war. Und auch Force Indias Sergio Perez kann es durchaus nachvollziehen: "Es ist natürlich schwierig, das in unseren extrem engen Zeitplan einzufügen", so der Mexikaner.
Sollte Hamilton an diesem Wochenende eine starke Leistung zeigen, dann gibt ihm sein Erfolg natürlich Recht. Ein schwaches Wochenende dürfte jedoch weitere Fragezeichen aufwerfen. Mit der "bestmöglichen Vorbereitung" steht Hamilton daher nun in der Pflicht. "Das Ziel ist, den Großen Preis von Großbritannien für meine Heimfans zu gewinnen", sagt er klipp und klar. "Ich hatte in den vergangenen drei Jahren das große Glück, dass mir das gelungen ist. Der Wille, das noch einmal zu schaffen, ist größer denn je."