Der 36-Punkte-Rückstand auf Nico Rosberg fühlt sich für den Champion "schlimm" an, er sieht die WM "davonschwimmen" - Die Zuversicht lässt er sich nicht nehmen
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Gleitet Lewis Hamilton die Verteidigung des WM-Titels nach nur drei Grands Prix in der Saison 2016 aus den Händen? Mit 36 Punkten Rückstand auf Stallgefährte Nico Rosberg in der Formel-1-Gesamtwertung hat sich der von Rennpech verfolgte Brite einen schweren Rucksack eingehandelt. Sein jüngster Rennsieg liegt über ein halbes Jahr zurück. Trotzdem gibt er sich gelassen: "Solche Dinge passieren", sagt Hamilton. "Natürlich fühle ich mich nicht gut, aber ich hoffe auf Besserung."
Für den 31-Jährigen sind die bisherigen Rennen eine Chronologie der Rückschläge: ein verpatzter Start in Australien, ein unverschuldeter Crash mit Valtteri Bottas in Bahrain, ein Getriebewechsel, ein Hybriddefekt und die nächste Kollision in China. "Ich spüre, dass da eine dunkle Wolke über mir hängt", seufzt Hamilton und räumt ein, dass die Pannenserie nicht spurlos an ihm vorbeigeht. "Ich mache mir schon meine Gedanken. Ich sehe, dass mir die WM langsam davonschwimmt."
"Man verliert sie immer mehr aus den Augen, umso mehr man sich nähert", sagt Hamilton über die Pechsträhne - in gedämpfter Lautstärke und in bedächtigem Tempo. Er ist keiner, der aufbraust und poltert. Er ist längst zu einem Philosophen geworden, was seine Wortwahl betrifft und ist bemüht, die Lichtblicke der Situation zu erkennen und meint über die Aufholjagd von Schanghai lächelnd: "Das bringt mich Mechaniker und Ingenieuren näher. Ich nehme das Positive: Ich kann überholen."
Sogar über die Tatsache, dass Rosberg für ihn aus eigener Kraft nur mit sechs Rennsiegen in Serie einzuholen ist, scherzt Hamilton: "36 Punkte Rückstand?", fragt er in seiner Medienrunde nach dem China-Rennen mit gespielten Entsetzen, "ich dachte schon, ich hätte 50 Punkte Rückstand! Es fühlt sich jetzt schlimmer an, weil ich einen Zwischenfall nach dem anderen hatte." Angesichts des Rekordkalenders mit 21 Terminen ist aber auch klar: Ihm bleibt Zeit, um zurückzuschlagen.
Rosberg jedenfalls ist sich seiner Sache längst nicht sicher und weiß, dass seine Lage wohl weniger komfortabel wäre, wenn sich Hamiltons Pech in Grenzen gehalten hätte: "Lewis ist so stark wie nie zuvor, voll konzentriert und motivierter denn je. In den vergangenen 20 oder 30 Jahren hat immer der beste Fahrer gewonnen - und nicht der, bei dem alles zusammengekommen ist." Auch Sportchef Toto Wolff meint: "Lewis ist mental sehr stark und ich habe keinen Zweifel, dass es noch eng wird. Nico ist nicht der Favorit. Selbst wissenschaftlich gesehen."