Motorsportchef Norbert Haug soll angeblich nicht nachbesetzt werden, abgesehen von Geschäftsführer Nick Fry scheinen auch die Schlüsselpositionen sicher zu sein
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Vergangene Woche gab Mercedes nach 22 Jahren das Aus für Motorsportchef Norbert Haug bekannt. Mit der Bestellung von Niki Lauda als Aufsichtsratsvorsitzender war der Schwabe bereits teilweise entmachtet worden, nun nahm der 60-Jährige nach eigenen Angaben in Einvernehmen mit dem Vorstand den Hut.
"Das war eine Entscheidung, die nach dem letzten Rennen getroffen wurde", sagt Haug gegenüber 'Autosport'. "Wir hatten eine Sitzung in Stuttgart, und wir einigten uns in beiderseitigem Einvernehmen, dass wir uns trennen." Er übernimmt "die Verantwortung, in drei Jahren nicht erfolgreich genug gewesen zu sein" und akzeptiert, dass "Änderungen nötig sind." Seine Leistung sei schlicht "nicht gut genug" gewesen.
Laut eigenen Angaben sieht er das Aus nun sogar positiv und freut sich auf den Skiurlaub 2013, schließlich sei er 2012 zwischen Februar und dem letzten Saisonrennen 34 von 38 Wochen unterwegs gewesen. Wie es für ihn danach weitergehen soll, ist derzeit ungewiss: "Ich werde im ersten Quartal noch involviert sein, dann bin ich mein eigener Herr. Ich habe keine Ahnung, was ich tun werde - aber das wird sich ergeben."
Genügend Entscheidungsträger
Wer bei Mercedes sein Nachfolger sein wird, sorgt derzeit für Rätselraten. Doch Haug weiß darüber "nicht Bescheid. Ich bin nicht in der Position, das zu beurteilen. Das wird der Aufsichtsrat machen." Er selbst stehe aber für Ratschläge, was die Zukunft des Teams angeht, jederzeit bereit. Laut den Kollegen von 'auto motor und sport' wird es für Haug in der Formel 1 keinen Nachfolger geben, schließlich hat man mit Teamchef Ross Brawn und Niki Lauda, der als Kontrollinstanz fungiert, ohnehin zwei Verantwortliche an Bord.
Auch teamintern dürfte alles beim Alten bleiben - Technikchef Bob Bell, Technologiedirektor Geoff Willis und Chefingenieur Aldo Costa sollen laut 'auto motor und sport' im Amt bleiben, schließlich würde ein Umbau zu viel Unruhe uns Team bringen. Die 'SportWoche' berichtet allerdings, dass mit Geschäftsführer Nick Fry ein langjähriger Mitarbeiter um seine Position fürchten muss. Der Brite war es, der den Abstieg der Truppe aus Brackley vor dem Honda-Ausstieg Ende 2008 als Teamchef zu verantworten hatte.
Mercedes hält sich bedeckt
Bei Mercedes gibt man sich in Hinblick auf die Nachfolge Haugs und andere mögliche Personaländerungen derzeit bedeckt. "Dazu werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt äußern", erklärt ein Sprecher der Stuttgarter auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. Das Ziel sei es, mit der DTM und der Formel 1 "auf beiden Feldern erfolgreich Motorsport zu betreiben."
Im Tourenwagenbereich wird man sich auf jeden Fall um einen Nachfolger für Haug bemühen müssen, schließlich fehlt derzeit ein Verantwortlicher. Ex-Chevrolet-Rennleiter Eric Neve gilt als heißer Kandidat - der Franzose brachte die "Blue Boys" in der Tourenwagen-WM an die Spitze und ist seit Ende September HWA-Vorstandsmitglied.
Bei den 'Motorsport-Total.com'-Lesern kam das Ende der Zusammenarbeit zwischen Haug und Mercedes jedenfalls schlecht an. 50,71 Prozent finden, dass es nicht die richtige Entscheidung war, dass Haug bei Mercedes aufhört. 36 Prozent sind gegenteiliger Meinung, 13,29 Prozent sehen dies gleichgültig. Insgesamt nahmen 3.792 Leser an der Umfrage teil.