Hill: Hamilton bei McLaren wie ein "dressierter Seehund"

, 30.09.2012

Der Ex-Weltmeister glaubt, dass sein Landsmann die Rolle der Fahrer in der Formel 1 gestärkt hat und übt Kritik an den Gepflogenheiten der Teams

Die Entscheidung Lewis Hamiltons, mit McLaren ein potenzielles Weltmeister-Team zu verlassen und sich auf ein sportliches Abenteuer bei Mercedes einzulassen, hat viel Kopfschütteln ausgelöst. Jemand, der einst selbst mit einer mutigen Entscheidung für große Augen bei den Experten sorgte, hat Verständnis für die Entscheidung des 27-Jährigen: Damon Hill. "Lewis war bei McLaren eingesperrt wie ein Vogel im Käfig. Jeder Zentimeter seines Lebens war durchorganisiert", sagt er der 'Daily Mail'.

Der Weltmeister von 1996 verließ nach seinem Titelgewinn den Klassenprimus Williams und schloss sich Arrows an - der vermeintliche Coup war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. "Ich kann ihm keinen Vorwurf machen, wenn er wechselt. Er muss die Flügel ausstrecken", unterstreicht Hill, der Parallelen zu Niki Lauda, Alain Prost und Ayrton Senna sieht. Die Legenden wurden ebenfalls bei McLaren zu Stars, brachen allerdings eines Tages mit dem Team - genau wie Hamilton.

McLaren und seine Zirkustiere

Die Fahrer sind unter Ron Dennis stärker in die Sponsorenaktivitäten eingebunden, die Pokale bleiben in Woking - Hamilton war nicht der Erste, der diese Praxis ändern wollte. "Die Logik habe ich ohnehin nie verstanden" kommentiert Hill, der alle seine 22 Siegertrophäen mit nach Hause nehmen durfte. "Es geht um das Prinzip: Wenn du eine Meisterschaft gewonnen und eine Menge Hürden gemeistert hast, dann kommt der Punkt an dem du denkst: 'Das ist mein Leben.'"

Hill findet klare Worte, wenn es um McLarens Umgang mit seinen Angestellten geht: "Man kann es satthaben, ein dressierter Seehund zu sein. Man will nicht seine ganze Karriere lang auf Bewährung sein", meint der heute 52-Jährige, der mehr Eigenständigkeit fordert. "Natürlich muss mann im Auto weiter kämpfen, aber es kommt der Zeitpunkt, an dem man bewiesen haben muss, dass man sich selbst motivieren kann. Das sind Dinge, die Lewis ins Gleichgewicht zu bringen versucht hat."

Hamiltons Entscheidung betrachtet er als eine, die Folgen für die gesamt Formel 1 haben könnte. "Es bedeutet einen Machtwechsel", betont der Brite. "Es zeigt, dass der Fahrer für den Sport wichtiger ist, als die Teams glauben. Die Formel 1 täte gut daran, sich zu erinnern, dass die Öffentlichkeit an der Karriere eines Piloten mehr Anteil nimmt als an einem Team - mit Ausnahme von Ferrari", analysiert Hill. "Den Menschen geht es bei diesem Sport um die Fahrer."

Betreiben die Teams moderne Sklaverei?

Der Mann aus Hampstead gibt sich kritisch wenn es darum geht, wie die Arbeitgeber in der Königsklasse mit ihren wichtigsten Angestellten umgehen: "Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Philosophie eines Teams und der eines Fahrers. Die Piloten wollen nur fahren, sie sehen die Formel 1 nicht als Marketingplattform oder Instrument zur Entwicklung von Produkten", weiß Hill. "Für einen Rennstall sind sie Mietobjekte, aber sie haben ein Recht auf eine Karriere. Sie gehören einem Team nicht."

Er spricht aus Erfahrung, schließlich trennte er sich von dem Rennstall, der ihn zum Weltmeister machte: "Ich habe mich Williams sehr nahe gefühlt, aber sie sich nicht zu mir", rekapituliert er die Situation 1996 und macht Hamilton Mut: "Natürlich ist Lewis ein Risiko eingegangen. Mercedes hat auf der Rennstrecke nicht die Referenzen, die McLaren vorzuweisen hat. Aber als Fahrer schaut man darauf, was in einigen Jahren ist und wo Mercedes dann steht." Hamilton wird hoffen, dass es nicht dort ist, wo Arrows stand.

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