Ist das schon die Absage an Honda? Eric Boullier verspricht, dass McLaren 2018 konkurrenzfähig sein wird - Mitarbeiter immer schwerer zu motivieren
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Die Risse in der Ehe zwischen McLaren und Honda zu verdecken, dürfte mittlerweile eine genauso schwierige Aufgabe sein wie mit einem McLaren-Honda ein Formel-1-Rennen zu gewinnen. Deshalb versuchen es die Verantwortlichen mittlerweile nicht einmal mehr. "Honda hat diesen Job gänzlich unterschätzt", poltert etwa McLaren-Teilhaber Mansour Ojjeh bei 'Autosport'. Und Eric Boullier verkündet zwischen den Zeilen bereits einen Abschied von den Honda-Motoren.
"Wir müssen nächstes Jahr konkurrenzfähig sein und wir werden nächstes Jahr konkurrenzfähig sein", verspricht der McLaren-Rennchef bei 'Sky Sports'. "Was auch immer es dafür braucht, wir werden uns darum kümmern." Also kurz: McLaren braucht einen neuen Motor. Das Chassis gilt in Fachkreisen als guter Wurf, doch McLaren kann dies nicht immer unter Beweis stellen. Häufig fahren die MCL32 mit weniger Abtrieb, um das PS-Defizit zu kompensieren. In Baku gab es ein Update an der Honda-Antriebseinheit, das aber nur einen kleinen Schritt darstellt.
Auch die zwei WM-Punkte aus dem Chaosrennen helfen da nicht mehr wirklich. Fernando Alonso sagte nach dem Rennen, dass man dieses Rennen eigentlich hätte gewinnen können - wenn da der Honda-Motor nicht wäre. Stoffel Vandoorne biss sich die Zähne an den in den Sauber verbauten Ferrari-Vorjahresmotoren aus und kam nie vorbei.
Ojjeh gibt zu: Stimmung oje
Zweifellos werden die zwei Punkte von Alonso dem Team einen gewissen Schub gegeben haben, doch Ojjeh gesteht ein, dass es immer schwieriger wird, nach drei Jahren Hinterherfahren das siegverwöhnte Team noch bei Laune zu halten: "Das ist völlig neu für alle bei uns. Wir sind noch nie in der Formel 1 dermaßen wettbewerbsunfähig gewesen. Wir hatten ein schwieriges Jahr mit Peugeot, aber diesmal hat Honda den Job gänzlich unterschätzt."
Von Leistungen wie 1988, als McLaren-Honda 15 von 16 Rennen gewann, ist das Team so weit entfernt wie Nico Rosberg von einem Formel-1-Comeback. "Es ist wirklich schwierig, die Leute motiviert zu halten, wenn man laufend gewinnt, aber sie zu motivieren, wenn man schlecht ist, ist richtig hart", sagt er weiter. Das ginge sogar bis ins Management hinein. Eine Sache kommt McLaren aber entgegen: Die eigene Historie. "Gottseidank sind die meisten Leute hier stolz darauf, für McLaren zu arbeiten", lobt Ojjeh die gebeutelten Mitarbeiter. "Wir haben eine tolle Kultur und das hilft uns, zu sein, wer wir sind."
Die Peugeot-Misere dauerte 1994 nur ein einziges Jahr, bevor Mercedes als Retter einsprang. Ob es wieder Motoren aus dem Daimler-Konzern sein werden, die McLaren nach drei katastrophalen Jahren aus der Misere helfen werden? Offiziell hat Mercedes noch keine Anfrage erhalten. Auch bei Honda will man von einer Scheidung noch nichts wissen. Informelle Gespräche aber lassen sich nicht von der Hand weisen. "Ich werde das nicht kommentieren. Diese Diskussionen finden hinter den Kulissen statt", wehrt Boullier ab. Ein Dementi klingt anders...