Hondas Motorsportchef Yasuhisa Arai erklärt, dass er bis zum Ende der Saison auf Augenhöhe mit Mercedes sein möchte - Bereits im Sommer auf dem Podium?
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Mercedes: 202 Punkte. McLaren: 0 Punkte. Klarer könnten der amtierende Weltmeister und McLaren-Honda nach fünf Saisonrennen kaum auseinanderliegen. Wer nun allerdings glaubt, dass die Japaner von Honda nach diesem desaströsen Saisonstart bereits die Flinte ins Korn werfen, der irrt sich gewaltig. Wieder einmal ist es Motorsportchef Yasuhisa Arai, der mit großen Tönen auf sich aufmerksam macht. Der hofft nämlich, dass man bereits Ende der Saison 2015 mit den Silberpfeilen auf Augenhöhe ist.
"Bis zum Ende der Saison sollten wir das schaffen. Das ist unser Ziel", gibt sich Arai gegenüber 'Autosport' kämpferisch - und vor allem extrem optimistisch. Zuletzt in Barcelona sah Fernando Alonso die Zielflagge nicht, Teamkollege Jenson Button schaffte es zwar ins Ziel, wurde als 16. allerdings wieder einmal überrundet und konnte lediglich die beiden Manor-Marussias hinter sich lassen. Das Verhalten seines Autos bezeichnete er anschließend als "beängstigend".
Für Arai war das Rennen in Barcelona, in dem er auf die ersten Punkte des Jahres gehofft hatte, eine "unerwartete Situation" und dementsprechend ein "pessimistisches Ergebnis". Er glaubt: "Vielleicht werden wir in Monaco oder Kanada eine viel bessere Chance auf Punkte haben und dann Mitte der Saison auf dem Podium landen. Das hoffen wir." Es sind nicht Arais erste Aussagen dieser Art.
Große Fortschritte seit den ersten Tests
Bereits 2014 kündigte der Japaner an, in der Comeback-Saison 2015 erste Siege holen zu wollen. Doch die Realität sieht momentan anders aus. "Das Ergebnis in Australien (Saisonauftakt; Anm. d. Red.) war nicht so gut, aber wir haben uns Rennen für Rennen verbessert und der Honda-Vorstand ist sehr zufrieden", versichert Arai, obwohl auf dem Punktekonto von McLaren-Honda auch nach fünf Rennen noch immer eine dicke Null steht.
Woher zieht Arai also seinen Optimismus? "Es gab eine große Verbesserung zwischen dem Wintertest in Jerez und Barcelona", erklärt der Japaner, der damit durchaus Recht hat. Konnte McLaren im Winter nur wenige Runden über die Strecke "schleichen", ist man nun immerhin bereits in der Lage, komplette Rennen zu beenden. In Barcelona brachte man zuletzt im Qualifying außerdem erstmals beide Autos in Q2.
Außerdem entwickelt Honda den neuen Motor laufend weiter. "Es ist fast ein neuer Antriebsstrang", sagt Arai und erklärt: "Ich habe bereits einen Plan ausgearbeitet, um Rennen für Rennen neue Teile zu bringen." Mit diesem Plan wolle man "bis zur Mitte der Saison unser Ziel erreichen." Mit Ziel meint Arai einen Platz auf dem Podium. Doch steckt wirklich noch so viel Potenzial im McLaren MP4-30?
"Großer Druck" lastet auf Arai
Darüber kann aktuell lediglich spekuliert werden. Klar ist allerdings auch, dass man in der Formel 1 bereits für wenige Zehntel extrem hart arbeiten muss. Und momentan bewegt sich McLaren-Hondas Rückstand noch immer im Sekundenbereich. "Wir haben eine großartige Geschichte als McLaren-Honda. Alle denken an 1988, also lastet natürlich großer Druck auf mir", ist sich Arai bewusst.
Damals gewannen Ayrton Senna und Alain Prost für McLaren-Honda 15 der 16 Saisonrennen. "Ich glaube wirklich, dass wir diesen Erfolg haben und die Formel 1 dominieren können", sagt Arai und ergänzt: "Im nächsten Jahr werdet ihr sehen, dass wir das in einer der kommenden Saisons schaffen können." Es sind Versprechungen, an denen sich Arai - spätestens 2016 - messen lassen muss.
Liefert man weiter nicht die gewünschten Ergebnisse, werden auch die Verantwortlichen in Japan irgendwann ungeduldig werden. Über ein Zerwürfnis mit McLaren gab es bereits zuletzt erste Spekulationen. "Die Beziehung zu McLaren ist sehr eng, wir haben eine gute Kommunikation", wiegelt Arai allerdings ab und verrät: "Alle arbeiten zusammen, sind sehr glücklich und lachen."
"Wir haben viele Ideen, die wir jeden Tag mit McLaren diskutieren", sagt Arai und fügt hinzu: "Jeder Tag ist aufregend, erfrischend und sehr gut." Spätestens beim "wichtigen Heimrennen" in Silverstone wird McLaren von Honda allerdings weitere Fortschritte erwarten. Ansonsten könnte diese heile Welt womöglich bald ins Wanken geraten. Arai macht sich darüber allerdings keine Gedanken und betont lieber, dass man Ferrari und Williams 2015 "sicher" noch einholen kann. Am nötigen Optimismus mangelt es Honda bei diesem Versuch jedenfalls nicht.