Red-Bull-Teamchef Christian Horner saß beim FIA-Tribunal am Verhandlungstisch - Die Mercedes-Argumente haben den Briten nicht überzeugt
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Der lang erwartete Verhandlungstag rund um die Testaffäre von Mercedes und Pirelli ist vorbei, doch noch steht kein Urteil fest. Ebenfalls am Tisch saß Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der in Begleitung von Chefingenieur Paul Monaghan erschienen war. Red Bull hatte nach Bekanntwerden des Reifentests einen offiziellen Protest eingereicht, der den Ball ins Rollen gebracht hat. Red Bull soll heute angeblich die FIA mit Daten ausgestattet haben, die belegen, dass Mercedes vom Pirelli-Test profitiert habe.
Mercedes steht nach diesem langen Sitzungstag mit dem Rücken zur Wand. Wurde Horner von der Mercedes-Argumentation überzeugt? "Eigentlich nicht", sagt der erfolgreiche Teamchef gegenüber 'Sky Sports F1'. "Es liegt jetzt am Tribunal. Sie haben alle Fakten und wir vertrauen darauf, dass sie eine angebrachte Entscheidung fällen. Das Tribunal muss entscheiden. Es liegt nicht an uns, eine Strafe vorzuschlagen. Aber wenn man ein sportliches Delikt begeht, dann folgt normalerweise eine sportliche Strafe", findet Horner.
Red Bull hat von Beginn an klargemacht, dass sie mit dem Protest eine Klarstellung erreichen wollen. Was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt? Deshalb findet Horner eine Geldstrafe unangebracht, denn dann würden alle sofort wieder Testfahrten abhalten und die "Strafgebühr" an die FIA überweisen. "Es liegt am Tribunal, aber wenn es nur eine finanzielle Strafe wäre, dann würden das die Kosten für Testfahrten werden."
"Am wichtigsten ist, dass am Ende Klarheit herrscht - entweder man darf Tests machen, oder man darf es nicht. Im Zuge dieser Affäre ist herausgekommen, dass Ferrari einige Tests durchgeführt hat, aber mit einem 2011er-Auto, was innerhalb der Regeln ist. Ich glaube, dass in Zukunft die Transparenz und Klarheit die wichtigsten Dinge sein werden, denn so wie dieser Test durchgeführt wurde, war es nicht richtig", erhärtet Horner seine Meinung auch nachdem er die Argumente von Mercedes und Pirelli gehört hat.
Zudem wurde in Paris von den beiden Parteien herausgestrichen, dass es ein Pirelli-Test und kein Mercedes-Test war. Trotzdem bleibt Horner dabei, dass die Silberpfeile trotzdem etwas gelernt haben müssen und somit einen Vorteil gewonnen haben. "Es ist klar, dass man immer etwas lernt, wenn ein Formel-1-Auto fährt, vor allem bei einem aktuellen Auto. Es ist fast irrelevant welche Reifen montiert waren."
"Ich finde, es gibt hier eine Doppeldeutigkeit, aber die Regeln sind klar. Alle Teams kennen die Regeln und sie verbringen viel Zeit damit, die Regeln gemeinsam mit der FIA auszuarbeiten. Ich glaube, dass die Teams die Regeln sehr gut kennen." Mercedes schlug als Strafe vor, dass man nicht am Young-Driver-Test teilnehmen wird. Horner sieht darin aber keine ernsthafte Bestrafung: "Sie haben ihren Test schon mit ihren Stammfahrern gemacht. Wenn man sie vom Young-Driver-Test ausschließt, dann ist das keine große Strafe."
Nun wartet die Formel-1-Szene auf die Entscheidung des Tribunals am Freitag. "Wir haben gegen Mercedes protestiert, weil sie unserer Meinung nach gegen das Sportliche Reglement verstoßen haben. Es war heute eine faire Anhörung und alle Parteien haben ihre Sachlage dargestellt", sagt Horner abschließend. Der Red-Bull-Teamchef war vor Ort das einzige Mitglied eines anderen Rennstalls.