Red-Bull-Teamchef Christian Horner denkt an ein Revival der Procar-Serie im Rahmenprogramm der Formel 1, am besten mit den Grand-Prix-Stars
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Christian Horner bringt in die Diskussion um eine Reform der Formel 1 einen ungewöhnlichen Vorschlag ein. Seiner Meinung nach sollten die Grand-Prix-Stars vor dem eigentlichen Rennen in einheitlichen Autos gegeneinander antreten - in einem reinen Showevent, der nicht zur Weltmeisterschaft zählt.
"Ich würde mir wünschen, dass die Fahrer an einem Rennwochenende aktiver sind", sagt der Red-Bull-Teamchef im Interview mit 'Sky'. "Vor Jahren gab es die Procar-Serie. Warum wärmen wir das nicht wieder auf, eine Rahmenserie mit einheitlichem Auto? Warum sollten zum Beispiel nicht die Formel-1-Stars im Porsche-Supercup fahren?"
In der legendären Procar-Serie traten Formel-1-Stars in den Jahren 1979 und 1980 gegen Tourenwagenfahrer an. Bis auf Ferrari und Renault erteilten alle Teams ihren Piloten die Freigabe dafür. Gefahren wurde in einem BMW M1. Aber da beginnen schon die Probleme. Denn dass Mercedes Lewis Hamilton für ein Rahmenrennen in einem BMW freigibt, ist undenkbar.
"Dann fahren wir halt an einem Wochenende einen Aston Martin, am nächsten einen Ferrari, dann einen Honda. Oder wir finden einen Hersteller, mit dem alle leben können", argumentiert Horner. "Aber so etwas, wo man das Können und die Persönlichkeit der Fahrer sehen kann, wäre wünschenswert." Und genug Zeit hätten die Fahrer, seit es kein Warm-up mehr gibt, auch.
Nicht vorstellen kann sich der 43-Jährige revolutionäre Ansätze wie zwei Rennen pro Wochenende oder eine gestürzte Startaufstellung: "Ich hasse diese Idee! Ein Grand Prix muss der große Event am Sonntagnachmittag sein. Solche Spielerein sind Mist", stellt er klar. "Die Fahrer sollen Rad an Rad fahren und die Helden sein, dann müssen wir die Startaufstellung nicht stürzen. Dafür haben wir die GP2."
Auch von einem Samstagsrennen hält er nichts: "Früher sind wir am Freitag Qualifying gefahren. Das haben wir abgeschafft. Das Qualifying", findet Horner, "kann wirklich aufregend sein. Mann und Maschine gegen die Stoppuhr - da lässt sich was machen. Du schnallst einen frischen Reifensatz drauf und lässt fliegen. Da wollen wir sehen, was die Fahrer auf eine schnelle Runde können."
Die Kunst sei, das Produkt Formel 1 zu verbessern, ohne an der DNA des Grand-Prix-Sports zu rütteln. Nur so könne man alte Fans behalten und neue hinzugewinnen. "Der Sport wird sich entwickeln", weiß Horner. "Ein Fußballmatch hat zwei Hälften, zwei Tore und 22 Spieler. Die DNA eines Grand Prix ist das Qualifying am Samstag und das Rennen am Sonntag."
"Es geht darum, diese beiden Tage mit Content zu füllen. Jeder will besseres und engeres Racing, jeder will, dass die Fahrer wieder Helden sind. Der Sport muss zugänglicher werden, die Fans müssen besser mit uns interagieren können", sagt er. "Das sind die Themen, mit denen sich Liberty auseinandersetzt, und einige ihrer Ideen finde ich wirklich aufregend."