Sebastian Vettel muss für seine persönliche Indien-Party nich löhnen - Sein Boss wünscht mehr Entscheidungsfreiheit für die Kommissare: "Aus Teamsicht richtig"
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Die Fans in Noida waren begeistert, die FIA weniger: Sebastian Vettels Donuts nach dem vierten WM-Titel zogen eine Geldstrafe von 25.000 Euro und eine Verwarnung nach sich, weil der frisch gebackene Champion seinem Dienstwagen lieber auf der Start- und Zielgeraden huldigte, statt ihn direkt im Parc ferme abzustellen. Alles halb so wild, findet Christian Horner: "Manchmal geschehen im Leben Dinge, die außerhalb des Reglements stehen", so der Red-Bull-Teamchef im Vorfeld des Abu-Dhabi-Grand-Prix.
Der Brite erinnert an Tennisstar Rafael Nadal, der nach seinem Jahrtausend-Match gegen Roger Federer im Wimbledon-Finale 2008 - und seinem ersten Turniersieg im All England Club - den Emotionen freien Lauf ließ. Auch er brach ein Tabu auf dem heiligen Rasen, wurde aber nicht sanktioniert: "Ein Tennisspieler, der vom Court klettert, um seine Eltern in der Loge zu umarmen", skizziert Horner das Szenario und sieht Parallelen zu Vettel: "Was Sebastian getan hat, war überschwänglich. Aber es war sein vierter WM-Titel - und er wollte nunmal so feiern."
Der Heppenheimer wird von Red Bull für die Aktion nicht persönlich zur Kasse gebeten, versichert sein Boss. Dem Zeigen von Emotion gewinnt er lieber Positives ab: "Aus Teamsicht war es richtig", betont Horner. "Es ist gut für den Sport und schade, dass es eine Strafe dafür gab." Er könne die Kommissare jedoch verstehen, weil sie den Buchstaben des Reglements gefolgt seien und so ihren Job erledigt hätten. "Manchmal hofft man darauf, dass sich die Stimme der Vernunft durchsetzt", findet Horner und hat ein Credo: mehr gesundem Menschenverstand, weniger Juristerei.
Nach seinem Geschmack wären mehr Freiräume angebracht, wenn es um den Spielraum bei Entscheidungen der Stewards geht: "Sie müssten vielleicht dazu ermächtigt werden, ein bisschen mehr Nachsicht unter besonderen Umständen walten zu lassen. Sie hätten ja auch sehr viel härter durchgreifen können, aber sie haben das niedrigste mögliche Strafmaß gewählt", so Horner, der über die Angelegenheit schmunzeln kann: "Wir arbeiten mit einem Budget und das hatten wir nicht eingeplant (lacht). Das ist schon ein Luxusproblem."
Viel mehr als die Geldbuße schmerzt Red Bull - wenn überhaupt - die Havarie am RB9: "Die Kehrseite der Medaille war, dass er damit den Motor und das Getriebe strapaziert hat", erklärt Horner über die Teile, die im Saisonverlauf nur in begrenzter Anzahl eingesetzt werden dürfen. Mit beiden WM-Titeln in der Tasche dürfte das dem Brauseriesen jedoch keine schlaflosen Nächte bereiten.