Christian Horner wehrt sich dagegen, nur die "Marionette" von Red Bulls Motorsportkonsulenten Helmut Marko zu sein, und gibt Einblicke in die Teamstruktur
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Manchmal wirken sie wie "guter Bulle" und "böser Bulle". Dann heißt es wieder, Red-Bull-Teamchef Christian Horner sei nur eine Marionette von Red Bulls mächtigem Motorsportkonsulenten Helmut Marko, der in Milton Keynes wirklich die Fäden ziehe. Horner werde nur benötigt, damit er die stolzen britischen Teammitglieder auf die Entscheidungen einschwört, die in der österreichischen Red-Bull-Zentrale getroffenen werden.
Doch wie beschreibt Horner selbst seine Aufgabenbereiche und seinen Einfluss beim Weltmeisterteam? "Ich habe die volle Verantwortung für den Betrieb des Teams - an der Rennstrecke und in der Fabrik", erklärt der Brite, der nach Caterham-Mann Cyril Abiteboul mit 39 Jahren der jüngste Teamchef der Formel 1 ist, gegenüber 'Autosport'.
Entgegen der Annahme, Horner bespreche alles mit Marko, der dann entscheidet oder sich mit Boss Mateschitz bespricht, berichtet der Teamchef laut eigenen Angaben "direkt an Dietrich, der immer unglaublich unterstützend war. Er setzt hohe Vorgaben." Für ihn liegt es auf der Hand, dass Mateschitz sein direkter Ansprechpartner ist: "Er ist der Geschäftsführer und ein großer Miteigentümer - natürlich berichte ich an ihn."
Horner: Marko nur Berater
Horner bedankt sich dafür, vom Red-Bull-Boss viel Freiraum zu erhalten: "Er gibt mir viel Autonomie, vertraut mir, dass ich das Team so gut wie möglich repräsentiere - und er gibt mir freie Hand, wie ich das Team leite - bei der Rekrutierung und beim Betrieb des Teams. Natürlich halte ich ihn am Laufenden. Und natürlich laufen die großen Entscheidungen - wenn es um die Fahrerwahl geht - am Ende über ihn. Er hat das Team aber immer unterstützt - ganz egal, ob es um finanzielle Investitionen geht oder um einen Motorenwechsel."
Marko habe hingegen "keine operative Verantwortung oder Einfluss, wie das Rennteam arbeitet. Er ist ein Berater von Dietrich und natürlich ein erfahrener Mann." Zudem ist er für den Red-Bull-Nachwuchskader zuständig. Horner sieht Marko als wichtige Figur, wenn es darum geht, dass das Formel-1-Team autonom vom Mutterkonzern arbeiten kann: "Es ist ein Teil seiner Rolle, dass Red Bull Racing in der Red-Bull-Markenwelt seine Unabhängigkeit bewahrt hat. Das erlaubt es mir, das Team mit allen Freiheiten zu leiten, so wie ich es für richtig halte."
Horner verteidigt polarisierenden Marko
Marko selbst grenzt seine Funktion zu Horner & Co. gegenüber dem 'Red Bulletin' übrigens folgendermaßen ab: "Im Unterschied von allen anderen kann ich mich auf das Gesamtbild konzentrieren." Der Österreicher ist dafür bekannt, offen seine Meinung zu sagen und durchaus auch auszuteilen, während Horner als cleverer und äußerst diplomatischer Kommunikator gilt.
"Man muss verstehen, dass Helmut ein Racer ist", verteidigt er Marko, dessen Aussagen oft polarisieren. "Er ist konkurrenzfähiger Kerl." Zudem sei er für Journalisten eine Wohltat, "weil man immer gute Zitate bekommt. Er sagt die Dinge so, wie er sie sieht - und das ist nicht unbedingt eine schlechte Sache."
Horner spürt Missgunst im Fahrerlager
Er selbst stellt sich voll in den Dienst des Rennstalls: "Es ist mein Job, das Beste für das Team zu erreichen, die Interessen des Teams und aller Mitarbeiter innerhalb des Teams zu schützen - das gilt auch für die Fahrer." Red Bull ist dafür bekannt, diesen Weg besonders kompromisslos zu gehen - Kritiker meinen, auch auf Kosten des Sports.
Dass dies den anderen Teamchefs manchmal sauer aufstößt und seiner Popularität schade, sieht Horner nicht als Problem: "Am Ende ist das kein Beliebtheits-Wettbewerb. Klar, wenn man Erfolg hat, dann wird man auf schnellstem Wege unbeliebt, wenn man den Erfolg erhält. Und der Erfolg von Red Bull sorgt bei gewissen Leuten im Fahrerlager eben für großes Unwohlsein."
"Es gibt Teams, die seit Jahren daran scheitern, die Konstrukteurs-WM zu gewinnen, aber schon sehr lange dabei sind - und auch das gefällt einigen nicht sehr gut. Mein Ziel ist es, das Beste für Red Bull herauszuholen - wenn das bedeutet, dass ich nicht am beliebtesten bin oder nicht zum Abendessen eingeladen werde, dann kümmert es mich nicht."