Horner und der Titelkampf: Super 6 mit Zusatzzahl

, 24.09.2012

Der Red-Bull-Teamchef misst einem Sextett intakte Chancen auf die Fahrer-WM bei und hofft auf Updates sowie kurvenreiche Strecken, die dem RB8 liegen

Sechs Fahrer, vier Teams und eine Spanne von 75 Punkten, in der jeder Pilot noch Chancen auf die Krone hat: So sieht Christian Horner sechs Rennen vor dem Saisonende die Situation in einem der spannendste Kämpfe um die Weltmeisterschaft, die die Formel 1 in ihrer jüngeren Vergangenheit erlebt hat. "Die WM ist offen. Es ist nur etwas lästig, dass Fernando (Alonso, Anm. d. Red.) am Ende eines jeden Grand Prix auf dem Podest steht", so der Red-Bull-Teamchef über die Konstanz des Tabellenführers.

Neben Sebastian Vettel und Lewis Hamilton hat Horner auch noch Mark Webber, Jenson Button und Kimi Räikkönen auf der Rechnung. "Es sind noch sechs Rennen zu fahren, es liegen noch 150 Punkte auf dem Tisch. Das ist eine ganze Menge", holt der Brite den Rechenschieber heraus und erinnert sich an das Jahr 2010, als sein deutscher Pilot zwei Läufe vor dem Saisonende noch 25 Punkte zurücklag - und dennoch feiern durfte: "Das zeigt, was alles passieren kann."

"Deutliche Fortschritte" bei McLaren

In der Tat kann Red Bull davon ein Lied singen - auch, wenn es um Negativerlebnisse geht. "Wir hatten in diesem Jahr schon einiges an Pech, es gab auch seltsame Rennen", resümiert Horner. Vettel will sich - obwohl ihn unter anderem defekte Lichtmaschinen in Valencia und Monza viele Zähler kosteten - nicht beklagen. "Wir hatten an diesem Wochenende wahrscheinlich nicht das schnellste Paket, haben aber trotzdem gewonnen. Ich bin zufrieden", meint er über Singapur.

Ist die Tatsache, dass Red Bull aus vermeintlich schwachen Rennen das Optimum herausholt, entscheidend? Oder gibt der Aufwärtstrend der McLaren-Mannschaft den Ausschlag? "Sie haben seit Hockenheim deutliche Fortschritte gemacht. Dort bekamen sie Upgrades, die offensichtlich gut funktionierten", sagt Horner über die "Chrompfeile", ohne die eigene Stärke in Abrede zu stellen: "Wir waren nur dann nicht am schnellsten, als es besonders darauf ankam: in Q3."

Red Bulls Schokoladenstreckenkommen noch

Niki Lauda sieht die Truppe aus Milton Keynes seit Singapur auf Augenhöhe: "Der Red Bull war genauso stark wie der McLaren", stellt der dreifache Weltmeister bei 'RTL' fest. Und auch 'Sky'-Kollege Marc Surer glaubt, dass Vettel auf dem Marina Bay Street Circuit auf die Überholspur im Titelkampf ausgeschert ist. "Wir haben vor dem Start gesagt, er muss mindestens sechs Punkte aufholen. Jetzt sind es zehn geworden - läuft super", analysiert der Schweizer.

Spielt der Herbst 2012 Red Bull in die Karten? Horner hofft jedenfalls darauf: "Gut möglich, dass jetzt einige Schauplätze auf dem Programm stehen, die uns weiter entgegen kommen." Surer glaubt, dass die Kurse im Saisonfinale den Österreichern liegen. "In Monza war der Red Bull im Nachteil. Das Auto war nicht schnell genug auf der Geraden und deswegen hatte er einen Nachteil. Jetzt haben wir kurvenreiche Strecken, und da wird Red Bull wieder besser sein", prognostiziert der TV-Experte.

Doppel-DRS als letzter Update-Trumpf?

Singapur und den RB8 nennt er einen Präzedenzfall: "Man hat das hier gesehen: Da fährt er ganz vorne mit, auch vor dem Ferrari." Dennoch glaubt Surer nicht daran, dass Vettel und Webber der Konkurrenz nur noch um die Ohren fahren. "Es kommen aber noch Strecken mit langen Geraden, also wird es für den Red Bull nicht überall leicht", gibt er vor Noida und Austin zu bedenken. "Aber auf jeden Fall sieht er bei allen Strecken besser aus als im Vergleich zu Ferrari in Monza."

Der Brausehersteller könnte selbst etwas für die Höchstgeschwindigkeit tun, schließlich wird über ein Doppel-DRS für den RB8 spekuliert.Horner will keine Farbe bekennen, wenn es um die Entwicklung der in der kommenden Saison ohnehin untersagten Komponente geht. "Wir haben ein paar Dinge, die wir bis zum Ende des Jahres ans Auto bringen möchten, auch im Hinblick auf 2013, wo die Regeln kaum anders sein werden", meint er und deutet damit eher ein "Nein" zum Doppel-DRS an.

Klarheit in der Fahrerfrage als Vorteil

"Zu jedem Rennen wollen wir etwas bringen, was uns weiterhilft. Es sind jeweils komplett unterschiedliche Neuheiten." Wunderdinge erwartet sich Horner nicht. "Die Zeiten, wo schnell mal jemand eine halbe Sekunde finden konnte, sind vorbei. Man sieht doch, dass das Feld insgesamt enger zusammenrückt", bremst er die Erwartungen und fordert Aufmerksamkeit für Kleinigkeiten. "Es geht um konstante und konsequente Detailarbeit", bringt es der Teamchef auf den Punkt.

Horner hat einen weiteren Sachverhalt ausgemacht, der für seine Mannschaft spricht. Die Fahrerpaarung für 2013 ist im Gegensatz zu Ferrari und McLaren bereits beschlossene Sache. "Stabilität war uns schon immer wichtig. Wir haben uns früh dazu entschlossen, mit den gleichen Fahrern weiter zu machen. Das ist wichtig für das Team, dass es Kontinuität gibt", betont er. "Ich bin froh, dass wir nicht Bestandteil der derzeitigen Diskussionen und Spekulationen sind."

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