Max Verstappen hat in China erneut eine Talentprobe seines Regenkönnens abgeliefert, für Teamchef Christian Horner gehört er schon zu den ganz Großen
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Dass Max Verstappen trotz eines 16. Startplatzes in China nicht abgeschrieben werden sollte, war vielen bei den Wetterprognosen für den Sonntag vorher klar. Denn nasse Bedingungen hatten sich angekündigt, und während Regen für Piloten im Hinterfeld allgemein größere Chancen auf ein gutes Ergebnis darstellt, gilt das für Verstappen ganz besonders, denn spätestens seit seinem Fabelauftritt im verregneten Brasilien zählt er zu den großen Künstlern auf nasser Piste .
Und der Niederländer enttäuschte nicht: Schon früh war Verstappen wieder weit vorne angekommen, am Ende gab es Rang drei. Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht den Youngster sogar schon in einer Riege der ganz Großen, die von Namen wie Ayrton Senna oder Michael Schumacher angeführt wird. "Für mich gehört er dazu. Man kann sehen, dass Brasilien kein Zufall war", betont der Brite.
Auch in China zeigte Verstappen, dass er im Nassen den richtigen Riecher zu haben scheint und dort fährt, wo es sich die anderen nicht trauen. "Er scheint im Regen einen sechsten Sinn zu haben. Er ist bereit, alle Grenzen der Strecke auszuloten, um den Grip zu finden", so Horner, der "ziemlich beeindruckt" vom Auftritt seines Piloten gewesen ist.
Horner: Großartige Fahrer zeigen sich im Nassen
Nach seiner Gala von Sao Paulo hatte Verstappen das Geheimnis seines Erfolges verraten: Er sei früher auf nasser Piste immer mit Slicks Go-Kart gefahren. "Dadurch hat er einen guten Instinkt und ein gutes Gefühl entwickelt", sagt Horner und grinst: "Vielleicht wäre Bernies gute alter Sprinkler-Idee gut für uns." Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte nämlich einst gefordert, Strecken für mehr Spannung künstlich zu bewässern.
Der Red-Bull-Teamchef fühlt sich dabei an einen anderen ehemaligen Fahrer erinnert: Sebastian Vettel, der bei Toro Rosso einst seinen ersten Formel-1-Sieg im Regen herausholte und 2009 auch für Red Bulls ersten Sieg sorgte - und zwar im Regen von China. "Das war herausragend. Die großartigen Fahrer zeigen sich immer unter nassen Bedingungen", sagt er und zählt aktuell auch Lewis Hamilton dazu, der seine Duftmarke 2008 in Silverstone hinterließ.
Alain Prost: Senna-Vergleiche übertrieben
Nun schickt sich Verstappen an, der nächste große Regen-Maestro zu werden. Doch dass er nach dem Rennen in Brasilien schon mit Regengott Ayrton Senna verglichen wurde - übrigens auch von Horner -, hält Ex-Weltmeister Alain Prost für vorschnell: "Nach einem Rennen kann man keine solchen Aussagen machen. Er ist wirklich stark gefahren in Brasilien, ja. Und auch Ayrton hatte einige fantastische Rennen im Regen. Aber der Vergleich war völlig übertrieben", sagt der Franzose gegenüber 'Bild am Sonntag'.
Mittlerweile scheint sich dieses Bild aber zu manifestieren. Als kommender Weltmeister gilt der Red-Bull-Pilot ohnehin. Ihm wird sogar zugetraut, eine Ära zu prägen, doch das sieht Prost noch skeptisch: "Es hängt davon ab, ob er auch ein Team hat, was über eine lange Zeit dominant sein kann, wie Ferrari mit Michael Schumacher oder zuletzt Mercedes", so der viermalige Titelträger. "Erst mal sollte er einen Titel gewinnen, dann kann man weitersehen."
Für ihn steht aber auch fest, dass Verstappen ein ganz besonderer Pilot ist: "Er ist einer der besten Fahrer seiner Generation. Wer in diesem Alter schon so gut ist, hat eine große Zukunft", nickt er. Beim kommenden Rennen in Bahrain muss Verstappen aber wohl wieder beweisen, dass er auch ohne Regen schnell sein kann, denn in der Wüste dürften seine Regenqualitäten eher weniger gefragt sein.