Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat den klaren Verdacht, dass Mercedes beim Pirelli-Test etwas verbergen wollte - Verwirrung um Lewis Hamiltons 'Twitter'-Eintrag
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Mercedes und Ferrari müssen sich im Zuge der Affäre um die umstrittenen Pirelli-Tests vor der FIA rechtfertigen. Wie bereits davor Pirelli wurden auch die beiden Rennställe mit einem Fragenkatalog konfrontiert, damit der Fall lückenlos aufgeklärt werden kann. Ferrari hatte vor dem Grand Prix von Spanien, Mercedes vor dem Grand Prix von Monaco 1.000 Kilometer mit Pirelli getestet, obwohl in der Formel 1 ein Testverbot gilt. Im Gegensatz zu den "Silberpfeilen" setzte die "Scuderia" dabei aber kein aktuelles, sondern ein Auto aus der Saison 2011 ein, was laut Reglement erlaubt ist.
Im Vertrag zwischen der FIA und Pirelli steht allerdings, dass auch die anderen Teams zu den Tests eingeladen hätten werden müssen - der Reifenhersteller argumentiert, dass man das grundsätzlich 2012 getan hat, im speziellen aber keine Verpflichtung bestanden hätte. Man wird sehen, wie die FIA diese Reaktion bewerten wird.
Horner: Mercedes hatte etwas zu verbergen
Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht jedenfalls Ferrari im Recht, Mercedes aber klar im Unrecht. "Was ich davon halte, dass Pirelli und Mercedes den Test in Barcelona geheim gehalten haben?", fragt er gegenüber 'Autosprint'. "Das ist einfach", reicht er die Antwort nach. "Man setzt auf diese Herangehensweise, wenn man nicht will, dass es bekannt wird, sonst hätten sie das ja öffentlich kommunizieren können, wie sie es bei allen anderen Aktivitäten machen."
Angeblich verwendete Lewis Hamilton beim Test sogar einen anderen Helm, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Auch ein 'Twitter'-Posting des Briten aus den USA sorgt für Diskussionen: Der Mercedes-Pilot stellte am 16. Mai ein aus dem Privat-Pkw gemachtes Foto online, das eine Autobahn mit einer Disneyland-Unterführung zeigt: "Das war am Weg zum Hotel in Orlando. Ich wünschte, ich könnte mir den Park ansehen", lautete der beigefügte Text.
Der Pirelli-Test des Teams soll von 15. bis 17. Mai stattgefunden haben, weshalb ihm die 'Gazzetta dello Sport' einen Schwindel vorwirft. Doch wer weiß, welcher Pilot an welchem Tag zum Einsatz gekommen ist? Außerdem steht die italienische Sportzeitung im Besitz von Ferrari-Eigentümer Fiat - ein nicht unwesentlicher Umstand. Horner wundert sich jedenfalls über das Verhalten von Mercedes: "Wenn es öffentlich war, warum haben die Fahrer dann andere Helme benutzt, um nicht erkannt zu werden? Aus unserer Sicht war es ein klarer Regelverstoß, denn sie haben ein 2013er-Auto benutzt, was nicht erlaubt ist."
Horner verteidigt Ferrari
Im Fall von Ferrari hat der Brite weniger Bedenken. "Ihre Position ist anders. Selbst, wenn sie ihren offiziellen Fahrer genutzt haben", spielt er auf Testfahrer Pedro de la Rosa an, "handelte es sich nicht um ein 2013er-Auto. Die zwei Fälle sind daher nicht einmal vergleichbar."
Angeblich könnte noch vor dem Grand Prix von Kanada eine Entscheidung in der Causa fallen. Die Sachlage ist insofern heikel, dass bei Testfahrten normalerweise Aufseher der FIA vor Ort sind, um zu kontrollieren, ob alles dem Reglement entspricht. Bei den Pirelli-Tests dürfte dies aber nicht der Fall gewesen sein, sonst hätte der Automobil-Weltverband über den Test Bescheid gewusst. Laut der FIA war zwar von Pirelli ein Test angemeldet worden, dann sei die Kommunikation diesbezüglich aber abgebrochen.
Demnach hätte Mercedes seinen Boliden mit allen möglichen Sensoren und Teilen ausrüsten können, um aus dem Test Profit zu schlagen. Mit welchem Urteil Red-Bull-Teamchef Horner nun rechnet? Er will sich auf kein klares Statement festlegen: "Wir erwarten, dass alles rasch und fair über die Bühne geht." Er sieht auch Pirelli in der Verantwortung: "Die Regeln in der Formel 1 gelten für alle - Teams, Fahrer und Ausrüster wie Pirelli."