Christian Horner sieht einen Zusammenhang zwischen Mark Webbers schwacher zweiter Saisonhälfte und dem Singapur-Update, das Sebastian Vettel beflügelte
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Zu Saisonbeginn 2012 sah es so aus, als könnte Mark Webber seinem Teamkollegen Sebastian Vettel nach einem mäßigen Jahr wieder wie 2010 Paroli bieten, doch in der zweiten Saisonhälfte fiel die Leistung des "Aussies" massiv ab. Am Ende lag der 36-Jährige als Sechster über 100 WM-Punkte hinter Vettel, der seinen dritten Titel in Serie sicherstellte.
Der Knackpunkt könnte das Update in Singapur gewesen sein, das Red Bull beim Saisonfinale einen entscheidenden Schub gab und Vettel auf die Siegerstraße zurückführte. Nach der Einführung holte Vettel vier Siege und insgesamt 141 Punkte, Webber nur noch 41. "Mit Sicherheit hat Seb mehr aus dem Update herausgeholt als Mark", fällt auch Teamchef Christian Horner gegenüber 'Autosport' auf.
"Es schien seinen Anforderungen besser gerecht zu werden, während sich Mark nie so richtig wohlfühlte", glaubt der Red-Bull-Teamchef, der aber darauf hinweist, dass Webber dennoch mit dem Update, das vor allem im Heck Verbesserungen brachte, seine Highlights hatte: "Er fuhr immerhin zur Südkorea-Pole, stand in Abu Dhabi in der ersten Reihe und schlug Seb im Brasilien-Qualifying." In den Rennen nutzte Vettel das Auto aber besser, meint Horner.
Vettel kam immer besser in Fahrt
Die Aussagen des Teamchefs decken sich übrigens mit den Beobachtungen von Williams-Fahrercoach Alex Wurz. Dem Österreicher fiel auf, dass Vettel in der zweiten Saisonhälfte "mit dem Auto wieder so fahren" konnte, "wie er will", sagte er gegenüber der 'SportWoche'. "Er fährt in die Kurve, das Auto rutscht ganz leicht, und er steuert den Grip alleine über die Hinterräder. So spürt er das Auto. Das siehst du auch beim Zuschauen. Das konnte er vorher nicht, weil die Aerodynamik nur in einem schmalen Fenster funktioniert hat."
Webber rutsche hingegen nicht mit der Hinterachse, so Wurz, "sondern macht alles mit der Vorderachse. Er stellt das Auto dann so ein, dass er leichtes Untersteuern und kein Übersteuern hat. Deshalb war er am Saisonanfang zum Teil besser als Vettel. Sein Fahrstil verlangt nicht, dass das Auto rutscht."
Warum schlug das Pendel zugunsten Vettels aus?
Dass das Pendel schließlich so stark zugunsten von Vettel ausgeschlagen hat, führt er nicht auf die Schwäche Webbers zurück, sondern auf eine bewusste Entscheidung des Teams: Das Team habe sich beim "Fact-Finding eher auf Vettel konzentriert, weil er nicht klarkam. Man setzt auf Vettel, weil der zwei Titel geholt hat. Das ist eine zwischenmenschliche Geschichte."
Horner bestätigt, dass sich Vettel mit dem Auto zu Saisonstart "alles andere als wohl fühlte", er spricht aber nicht aus, dass man bewusst in die Richtung des Weltmeisters entwickelt hat: "Es variert von Strecke zu Strecke und hängt auch von den Bedingungen ab. In Brasilien änderte es sich zwischen Lewis und Jenson an unterschiedlichen Punkten während des Rennens. Das hängt zum Teil mit dem Fahrstil, aber auch mit der Linie zusammen, das Gleiche gilt aber auch für die Autoentwicklung - der eine Fahrer holt manchmal mehr heraus als der andere."