Der neue Sauber-Pilot ist im Vorfeld des Saisonauftaktes in Melbourne äußerst zuversichtlich - In einer neuen Rolle als Teamleader sieht er sich jedoch nicht
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Selten lastete auf einem Sauber-Fahrer so großer Erwartungsdruck wie auf Nico Hülkenberg. Nach starken Leistungen im Force India kommt der Emmericher mit einem Sack voll Vorschusslorbeeren nach Hinwil, einige Gazetten schreiben ihn schon zu Ferrari. Hülkenberg selbst gibt sich am Donnerstag in Australien ganz entspannt. Im Interview spricht er über seine Erwartungen und erklärt, dass die Teams nicht nur bei den Reifen, sondern auch beim Kräfteverhältnis im Dunkeln tappen.
Frage: "Nico, die Vorbereitung ist vorbei. Gibt es irgendeinen Bereich, in dem du gerne mehr getan hättest?"
Nico Hülkenberg: "Es gibt immer Dinge, von denen man sich wünscht, man hätte mehr getan. Aber sechs Testfahrtage für einen Piloten und zwölf insgesamt, das ist schon sehr limitiert. Verglichen mit der Vergangenheit haben wir das Maximum daraus gemacht. Ich bin glücklich, dass wir unseren Plan abgearbeitet haben."
Frage: "Was glaubst du ist eine realistische Einschätzung eurer Stärke? Siege, Podien?"
Hülkenberg: "Es ist immer schwierig, das nach den Wintertests zu wissen. Aber für das Team und für mich selbst ist klar, dass die Top 10 im Rennen mit beiden Autos immer das grundlegende Ziel sind. Das ist der Wunsch, für den man kämpft. Am Ende des Tages will man Punkte."
Karten werden neu gemischt
Frage: "Du hast in Sao Paulo mit dem Force India einen Grand Prix angeführt. Hätte das etwas an deiner Entscheidung geändert, wenn du es vorher gewusst hättest?"
Hülkenberg: "Nichts. Ich habe Ende des vergangenen Jahres ein Rennen angeführt und Sauber wollte immer dort fahren, wo sie damals waren. Jetzt ist es eine neue Saison, eine neue Situation. Wir dürfen es nicht für selbstverständlich halten, dass es wieder so kommt. Das weiß niemand. Wir müssen hart arbeiten und versuchen, es wieder zu einem guten Jahr zu machen. Aber wir müssen abwarten, was dabei herauskommt."
Frage: "Willst du für eine Überraschung sorgen?"
Hülkenberg: "Ich erwarte nicht, dass ich jemanden überrasche. Natürlich würde ich das gerne und sicherlich auch das Team. Mannschaft und Fahrer sind immer darauf aus, einen guten Draht zueinander und eine erfolgreiche Arbeitsbeziehung aufzubauen. Wir müssen aber abwarten, wo in der Hackordnung wir stehen."
Frage: "Einige machen sich ihre Gedanken und glauben, du könntest tatsächlich überraschen."
Hülkenberg: "Ich kenne die Leute, die sich um mich Sorgen machen."
Frage: "Wir haben uns umgehört, du wirst zu den Siegkandidaten gezählt."
Hülkenberg: "Das wäre tatsächlich eine Überraschung."
Reifen geben Rätsel auf
Frage: "Wird der Anfang der Saison die beste Gelegenheit sein, für gute Resultate zu sorgen? Weil es noch schwierig ist, die Reifen zu verstehen?"
Hülkenberg: "Nein, das denke ich nicht. Im vergangenen Jahr standen wir auch später in der Saison, in Japan, auf dem Podium. Ich selbst wurde im Force India stärker und stärker zum Jahresende hin."
Frage: "Keiner weiß, was von den Reifen zu erwarten ist. Rechnet du mit vielen Stopps oder dem Körnen, das ihr in Barcelona erlebt habt?"
Hülkenberg: "Unmöglich zu sagen. Wir waren noch nicht auf die Strecke, kennen die Bedingungen nicht und haben keine Ahnung, wie sich die Reifen verhalten. Es wäre wohl besser, diese Frage am Freitagabend zu stellen."
Frage: "Hat die Zeit ausgereicht, um sich mit dem Team vertraut zu machen?"
Hülkenberg: "Sich sechs Tage lang mit Wintertests vorzubereiten, das ist nicht üppig. Aber die Situation ist doch für alle gleich. Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Monaten - wenn wir mehr zusammenarbeiteten und gemeinsame Rennerfahrung gesammelt haben - stärker und vertrauter miteinander werden, obwohl wir schon ziemlich zuversichtlich sind."
Frage: "Du bist erstmals der alte Hase in einem Team. Gefällt dir diese Rolle?"
Hülkenberg: "Es gefällt mir ganz allgemein. Bisher ist alles gut gelaufen, auch die Wintertests. Jeder redet jetzt von dieser neuen Rolle und dem Dasein als Teamleader. Ich sehe das nicht so. Mein Job ist der gleiche, der er immer war. Es hat sich meiner Meinung nach also nicht so viel verändert."
Frage: "Als du zu Sauber gegangen bist, was war da dein wichtigstes Motiv?"
Hülkenberg: "Sauber hat eine Menge Potenzial, aber da spielen viele Dinge mit rein. Wir müssen das noch im Detail betrachten. Im vergangenen Jahr hat das Team starke Grundlagen offenbart."