Trotz übermäßiger Lobeshymnen verpasst Nico Hülkenberg auch im kommenden Jahr den Sprung in ein Top-Cockpit: Ein weiteres Jahr Wartestand droht
© Foto: xpbimages.com
Ein Fahrer ist meist so gut, wie sein letzter Eindruck. Daher ist das Saisonfinale in Brasilien noch einmal die beste Gelegenheit, Teamchefs beim Vertragspoker für die kommende Saison von sich zu überzeugen. Zwar ist die Aktie Nico Hülkenberg derzeit besonders hoch im Kurs, doch auch der Emmericher könnte mit einem abschließenden Highlight noch einmal Werbung in eigener Sache betreiben, denn noch hat auch der Deutsche kein Cockpit für die kommende Saison.
Wie gut ist es da doch, dass als Saisonfinale ausgerechnet Brasilien auf dem Programm steht. In Sao Paulo konnte Hülkenberg schließlich bisher immer glänzen. 2010 stellte er seinen Williams sensationell auf Pole-Position, im vergangenen Jahr sah der Force-India-Pilot lange wie ein Sieganwärter aus, bevor er die Spitzenposition mit einem Fahrfehler noch wegwarf. Auch bei seinen Highlight-Fahrten zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite - wie es auch für dieses Wochenende erwartet wird.
"Nico Hülkenberg ist bei solchen Bedingungen immer gut gefahren. Der ist ein heißer Kandidat", rechnet 'Sky'-Experte Marc Surer dem Sauber-Piloten daher auch 2013 gute Chancen auf ein Topergebnis aus. Auch Fernando Alonso hat den Deutschen auf seiner Rechnung, denn auch der Ferrari-Pilot hat dessen Brasilien-Fahrten noch im Hinterkopf: "Er hat einen beeindruckenden Job abgeliefert", lobt er ihn darauf angesprochen. "Die Pole hier in Brasilien unter so schwierigen Bedingungen einzufahren, war ein Zeichen seines Talents."
Ritterschlag von Alonso
Überhaupt hat der Doppelweltmeister eine hohe Meinung über seinen Kollegen bei Sauber: "Für mich ist Nico einer der besten Fahrer im Feld", adelt der Spanier. "Ich habe das schon vor drei Jahren gesagt, und nun scheint ihn jeder entdeckt zu haben. Hoffentlich sehen wir ihn in Zukunft in einem konkurrenzfähigen Auto." Doch das ist bisher die Crux in Hülkenbergs Karriere. Obwohl er mit einem sehr starken Lebenslauf in die Formel 1 gekommen ist und auch in der Königsklasse anscheinend beeindrucken konnte, wollte ihn noch kein Topteam verpflichten.
Für 2014 hat der 26-Jährige überhaupt noch keinen Vertrag. Denn auch wenn Lotus Interesse signalisierte, kann man sich die Dienste des Deutschen vermutlich nicht leisten, sollte sich Investor Quantum als Luftnummer entpuppen. Dass Hülkenberg am Ende aber ohne Vertrag dastehen wird, glaubt in der Königsklasse allerdings kaum jemand - auch Marc Surer ist überzeugt davon, dass der ehemalige GP2-Meister noch seinen Platz finden wird: "Seit Beginn der zweiten Saisonhälfte fährt Nico so gut, dass ihn irgendein Team auf jeden Fall nehmen wird", sagt er.
"Ob es sein Wunschteam wird? Da will ich mich nicht festlegen", ergänzt der Schweizer. Denn wie angesprochen ist nicht sicher, ob Lotus die finanziellen Probleme ausräumen kann. Zudem haben sich auch die ersten Wünsche des Sauber-Piloten für 2014 zerschlagen. "Bei Ferrari war ich nah dran, aber aus bekannten Gründen ist es nicht dazu gekommen. McLaren scheint kein Interesse zu haben. Warum, weiß ich nicht", spricht Hülkenberg selbst über seine Kontakte zu möglichen Topteams.
Dabei sein ist alles
Statt seiner Person sitzen 2014 dann Kimi Räikkönen bei Ferrari und Rookie Kevin Magnussen bei McLaren in den angestrebten Cockpits. Hülkenberg muss hingegen trotz exzellentem Ruf weiter auf den Sprung in ein Spitzenteam warten. "Ich bin ein bisschen enttäuscht", gibt er zu, weiß aber, dass auch andere Piloten lange auf ihre Chance in einem Topteam warten mussten. "Man ist natürlich ungeduldig und will so schnell wie möglich in einem konkurrenzfähigen Auto sitzen, aber anderseits wäre es schön, überhaupt irgendwo zu sein", schraubt er seine Ansprüche langsam herunter.
Und weil ihn Lotus schon seit etlichen Wochen zappeln lässt, sieht sich der Emmericher derzeit nach anderen Optionen um. "Es ist nicht so, dass ich nur auf Lotus und Quantum warte, das entspricht nicht der Wahrheit", betont er. "Es geht darum, den richtigen Deal mit den Teams in der Verlosung auszuhandeln", so Hülkenberg. Aktuell werden ihm beste Chancen bei seinem ehemaligen Team Force India nachgesagt, das der Deutsche vor dieser Saison in Richtung Sauber verließ.
Auch dort könnte er wie schon bei Williams und Sauber auf den Sprung zu einem Spitzenteam warten - mehr bleibt Hülkenberg in dieser Situation nicht übrig. Solange er auch 2014 auf dem Grid steht, kann der Deutsche vorerst auch damit leben. "Es gibt Optionen, Möglichkeiten und Interesse von Teams. Solange wir die haben, gibt es eine gute Chance, dass ich auch dabei sein werde", spricht er über das kommende Jahr. "Doch das macht mir nichts aus, solange ich eine haben werde, wenn das nächste Jahr um die Ecke kommt."