Sauber-Pilot Nico Hülkenberg gibt sich im Interview über seine sportliche Zukunft betont locker und spricht von "verschiedenen Optionen"
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Mit Platz drei im Qualifying und Platz fünf im Rennen lieferte Nico Hülkenberg am vergangenen Wochenende in Monza die Leistung ab, die er sich mit Sauber ursprünglich schon früher erhofft hatte. Doch die Karriere des 26-Jährigen verlief bisher ohnehin nicht immer wie vorgesehen.
Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' blickt Hülkenberg auf seine bisherige Karriere zurück, ordnet seine zahlreichen Teamwechsel ein und gibt abschließend einen Hinweis, bei welchem Team seine Zukunft in der Formel 1 liegen könnte.
Frage: "Nico, du bist zu Beginn deiner Karriere durch die Formelserien marschiert, bist dann ein Jahr lang in der A1GP-Serie gefahren. Als du in die Formel 1 kamst, wurdest zu zunächst ein Jahr lang bei Williams 'geparkt', bist anschließend dann eine Saison für dieses Team gefahren. Bei Force India war es später genauso. Wurmen dich diese 'Praktikumsjahre'?"
Nico Hülkenberg: "Ich bin ja aktiv nebenbei immer noch gefahren. Als ich bei Williams anfing, war ich noch in der GP2 und nebenbei war ich Testfahrer. Es war ein ständiger Lernprozess. Das mit dem 'Parken' kann vielleicht höchstens auf das Jahr 2011 anwenden, weil ich damals relativ spät mein Cockpit bei Williams verloren habe und so schnell dann keinen 'Drive' mehr gefunden habe. Das war dann ein Jahr Aussetzen, was nicht so schön war."
Mehr Teamwechsel als viele andere Fahrer
Frage: "Wenn man sich deine Karriere speziell in den zurückliegenden Jahren anschaut, dann hat man das Gefühl, dass du nie sesshaft geworden bist bei einem Team. Das liegt wahrscheinlich nicht an dir, aber ist das nicht extrem schwierig, wenn man überall Lob bekommt und trotzdem immer wieder woanders hin muss?"
Hülkenberg: "Das ist schon ein bisschen speziell (lacht; Anm. d. Red.). Ich habe mehr Teamwechsel hinter mir als viele andere. Gut, manche waren gewollt wie der zum Beispiel (der Wechsel von Force India zu Sauber; Anm. d. Red.). Der von Williams war aber nicht gewollt. So gesehen steckt man da nicht immer selber drin. Doch so ist es: Eine Karriere verläuft so, meine verlief bis jetzt so. Damit muss man klarkommen, weiterarbeiten und das Beste daraus machen. Mit Sicherheit ist es aber irgendwann einmal das Ziel, zu einem Team zu kommen, wo man sagt 'Hier möchte ich jetzt meine nächsten x Jahre verbringen.'"
Frage: "Wann sitzt du denn mal zwei Jahre hintereinander im Cockpit derselben Marke?"
Hülkenberg: "Das weiß ich selber noch nicht."
Frage: "Machst du dir Sorgen bezüglich 2014?"
Hülkenberg: "Sorgen nicht, nein. Man ist damit beschäftigt, man macht sich Gedanken, aber Sorgen kann man das nicht nennen."
Frage: "Das heißt, du hast für alle Eventualitäten eine Option?"
Hülkenberg: "Es gibt verschiedene Optionen, ja."
Ferrari ein Team, das sehr interessant ist
Frage: "Inwieweit hängst du von einer Entscheidung bei Ferrari ab?"
Hülkenberg: "Das ist die ewige Spekulation. Da ist im Moment viel im Argen und es wird viel geschrieben, viel spekuliert. Klar ist Ferrari da am Zug und wird irgendwann eine Entscheidung treffen. Es ist aber nicht alles abhängig von einem Team."
Frage: "Dein Weg hängt aber schon ein bisschen mit an der Ferrari-Entscheidung dran?"
Hülkenberg: "Ferrari ist natürlich ein Team, für das man sehr gerne fahren würde. Das ist ein Team, das sehr interessant ist. Da brauchen wir überhaupt nichts diskutieren. Ob das eintritt oder nicht, das wird sich in den nächsten Wochen von alleine zeigen und setzen."
Frage: "Dein Manager Werner Heinz ist auf privater Ebene recht eng mit Eric Lux verbunden. Spielt das eine Rolle? Führt dich dieser Umstand womöglich Lotus etwas näher?"
Hülkenberg: "Nein."
Frage: "Was wünschst du dir für die kommende Saison?"
Hülkenberg: "Das Wichtigste ist, dass es ein konkurrenzfähiges Auto ist und dass das ganze Paket von dem Team, für das ich mich dann entscheide, stimmt. Was im Hinblick auf die Zukunft wichtig ist, ist einfach, dass man in dem Team dann eine gute Zukunftsperspektive hat."
Vorhersage auf 2014er-Kräfteverhältnis unmöglich
Frage: "2014 ist angesichts des Regelumbruchs und der neuen Technik ein ganz besonderes Jahr. Inwieweit kann man überhaupt einschätzen, wer gut sein kann und wer vielleicht nicht gut sein wird?"
Hülkenberg: "Tja, das ist ziemlich schwierig und, ich glaube, so gut wie gar nicht vorherzusehen. Was bei solchen Regeländerungen immer hilft, ist, wenn man im Werk oder in der Fabrik einfach das Budget hat um zu entwickeln und sich auch wieder herauszuhelfen, wenn man wirklich mal einen Fehlgriff gemacht hat. Da sind die großen Teams mit Sicherheit im Vorteil, aber wer jetzt wirklich die Nase vorne hat - auch von den Motorenherstellern - das ist unmöglich vorherzusagen."
Frage: "Seitdem klar ist, dass V6-Turbos gebaut werden müssen, ist der allgemeine Tenor kurioserweise der, dass Mercedes dann sowieso den besten Motor hat. Ist das so?"
Hülkenberg: "Es wird so gesprochen, aber das ist nicht selbstverständlich. Ich denke, dass Mercedes da schon viel Aufwand betriebt und viel investiert hat, um nächstes Jahr mit einem guten Produkt dazustehen. Ich glaube aber, dass Renault das genauso gemacht hat. Es wird viel geredet und spekuliert, aber wissen tun wir es alle nicht."