Nico Hülkenberg möchte 2013 auf die gute Basis aufbauen, die Sauber im Vorjahr schuf - dabei sieht er sich nicht als Teamleader an: "Denke nicht hierarchisch"
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Nico Hülkenberg steht vor seiner dritten vollen Formel-1-Saison. 2010 gab der damals 23-Jährige für Williams sein Debüt in der Königsklasse, verlor zum Jahresende jedoch seinen Stammplatz beim britischen Traditionsrennstall und bekleidete fortan den Posten als Testfahrer bei Force India, die ihren Sitz ebenfalls in Großbritannien haben. 2012 avancierte er dann schließlich zum Stammfahrer bei den Indern und belegte nach einer durchaus positiven Saison am Ende WM-Rang elf.
Hülkenbergs neuer Arbeitgeber, das Schweizer Sauber-Team, nahm infolge der Verpflichtung ihres Shootingstars Sergio Perez durch McLaren den ehemaligen GP2-Meister aus Deutschland unter Vertrag. Die Tatsache, dass Sauber in der Teamwertung im vergangenen Jahr eine Position besser war als Force India und insgesamt vier Mal aufs Podium fuhr, ist laut Hülkenberg aber nicht der einzige Vorzug der Rennmannschaft aus Hinwil.
"Ein großer Unterschied ist, dass hier nicht hauptsächlich Briten arbeiten, sondern viele Deutsche und Italiener", streicht Hülkenberg Vorteile seines neuen Teams heraus, die vor allem sprachlicher Natur sind: "Es ist eine gute Mischung und ich kann hier in meiner Muttersprache sprechen. Viele Begriffe im Englischen musste ich nämlich bei Force India erst einmal lernen, die waren mir gar nicht bekannt."
Auch die Philosophie bei Sauber sei eine andere: "Es gibt einige Unterschiede in der Arbeitsweise der beiden Teams", fährt der 25-Jährige fort. "Ich habe natürlich noch nicht wirklich mit ihnen zusammengearbeitet, aber von dem was ich bisher gesehen habe, kann man schon darauf schließen, dass die Mannschaft in manchen Bereichen anders arbeitet als ein britisches Team. Es ist jedoch schwierig, das im Detail zu beschreiben."
Hülkenberg: "Das Gesamtpaket zählt"
Der am heutigen Samstag in der Sauber-Fabrik in Hinwil präsentierte C23-Bolide ist, wie die bislang vorgestellten Formel-1-Autos der neuen Saison, ebenfalls eine Evolution des Vorjahresmodells. Einzig die Lackierung und die deutlich schmaleren Seitenkästen fielen den versammelten Medienvertretern direkt ins Auge.
"Das Design ist jetzt viel schmaler und aggressiver", stellt Hülkenberg in Bezug auf die Struktur der Seitenkästen, die man schon von McLaren aus dem Vorjahr kennt, fest. Es käme jedoch nicht einzig und allein auf einen Bereich am Auto an: "Auch andere Elemente spielen eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel der Frontflügel, die Aufhängung etc. Heutzutage kann man nicht mehr mit einem Super-Trick alles herausreißen, sondern das Gesamtpaket muss stimmen", betont der Emmericher, für den es aber sowieso nicht auf die Optik ankommt: "Das Auto muss schnell sein, egal wie es aussieht!"
Gewöhnung ans neue Auto benötigt ein paar Tage
Bislang hatte Hülkenberg lediglich die Möglichkeit, sich in der Theorie einen Eindruck von seinem neuen Arbeitsgerät zu verschaffen. Pilotieren wird der Deutsche den C23 erst in der kommenden Woche in Jerez de la Frontera. Zum Monatsende stehen weitere Testfahrten in Barcelona auf der Agenda.
Eine große Eingewöhnungszeit erwartet "Hulk" jedoch nicht, wenngleich er auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' anmerkt: "Es wird schon etwas dauern, bis man sich zu hundert Prozent im Auto wohl fühlt, bis es quasi wie ein Schuh ist, der einem wirklich passt. Das braucht schon ein paar Tage. Dabei spielt auch immer eine große Rolle, wie viel Erfahrung man mitbringt. Bis zum Saisonstart in Melbourne sollte ich mich aber gut eingelebt haben."
Seine Mitarbeit am neuen C23 habe sich in Grenzen gehalten, immerhin bauten ja die Ingenieure das Auto und nicht der Fahrer. Jedoch: "Ich habe natürlich als ich hier hingekommen bin meine Wünsche geäußert und meinen Input gegeben. Man teilt aber natürlich seine Erfahrungen und seine Wünsche mit, das ist klar."
Hülkenberg: "Sehe mich nicht als Teamleader"
Mit Esteban Gutierrez trifft Hülkenberg 2013 auf einen Rookie als Teamkollegen. Der mexikanische Formel-1-Neuling, im Vorjahr Dritter der GP2-Serie, wird sicherlich noch ein wenig mehr Zeit benötigen als Hülkenberg, um sich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Trotz seines größeren Erfahrungsschatzes betrachtet sich Hülkenberg aber nicht als Nummer-eins-Fahrer.
"Ich sehe die ganze Sache gar nicht so hierarchisch mit Nummer-eins-Status, Teamleader etc.", stellt Hülkenberg klar. "Fakt ist, dass ich momentan der erfahrenere Pilot bin und schon zwei Jahre auf dem Buckel habe. Esteban hingegen ist der Rookie. Ich betrachte mich nicht als Teamleader, sondern bin hier um meine Arbeit zu machen, um sie gut zu machen."
2012 soll als gute Basis für 2013 dienen
Was die Erwartungen für 2013 angeht, tritt Hülkenberg bei Sauber kein leichtes Erbe an. Denn das bisherige Fahrerduo Perez-Kamui Kobayashi verhalf den Schweizern im Vorjahr zur besten Saison der Teamgeschichte, auch wenn die beiden heißblütigen Piloten oftmals durch Kollisionen über das Ziel hinausschossen und dadurch viele Punkte liegen ließen. Hülkenberg dürfte 2013 eine besonnenere Fahrweise an den Tag legen.
"Wir wollen auf die gute Basis aufbauen, die sich Sauber im letzten Jahr mit vier Podestplätzen und Platz sechs in der Teamwertung geschaffen hat", gibt Hülkenberg die Zielrichtung vor. "Man möchte natürlich nicht schlechter werden, sondern mindestens das erreichen, was man im Vorjahr erreicht hat. Bevor wir das Auto getestet haben, können wir jedoch nicht sagen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz genau stehen. Von daher ist es meiner Meinung nach etwas zu früh, genaue Positionen und Zahlen als Ziel auszugeben." Auf drei Wünsche für 2013 will sich der Blondschopf dann aber doch festlegen: "Erfolg, Spaß und Konstanz!"