Iceman Räikkönen: Ein Champion auf der Strecke - und sonst?

, 31.10.2013

Sein Talent ist unbestritten, doch wenn es um den Charakter von Kimi Räikkönen geht, rätselt selbst sein Teamkollege Romain Grosjean

Kimi Räikkönen ist Kimi Räikkönen! Was wie eine einfallslose Beschreibung des Finnen aussieht, ist aber in Wahrheit wohl die einzig treffende Charakterisierung. In keinen anderen Worten kann man die Macken und Verhaltensweisen des Iceman besser ausdrücken. Der 34-Jährige ist einfach eine Marke für sich. Welcher andere Fahrer erlaubt es sich beispielsweise, die Medientermine am Donnerstag einfach zu schwänzen? "Er ist noch nicht da", lautet die Entschuldigung seines Lotus-Teams, die nicht einmal eine Ausrede wie Krankheit oder verpasster Flieger sucht.

Der Iceman scheint auf das Team gerade nicht sonderlich gut zu sprechen zu sein. Nachdem es während der Saison schon Querelen um die Gehaltszahlungen des Ex-Weltmeisters gab, folgte mit der Funkdebatte von Indien das nächste Drama. Die Luft scheint bei Lotus nicht mehr so besonders gut zu sein - und somit auch die Leistungen des Kimi Räikkönen, der in Noida keine Chance gegen seinen Teamkollegen hatte.

"Ich hatte das noch nie, aber man sollte meinen, dass es einem Fahrer nicht gut tut, wenn die Atmosphäre im Team ein wenig vergiftet ist", glaubt Jenson Button, dass der Wirbel nicht spurlos an Räikkönen vorbeigegangen ist. "Ich weiß nicht, wie gut sie vorher war, aber seit er sich dazu entschlossen hat, das Team zu verlassen, scheint es ein wenig Ärger zu geben", ortet der McLaren-Pilot.

Ob der Iceman sauer ob der Teamorder war, vermag der Brite allerdings nicht einzuschätzen. "Wir haben hier keine Teamorder. Uns wird nicht gesagt, dass wir Platz machen sollen", kennt er die Situation nicht aus eigener Erfahrung. Bei Lotus kann er sich allerdings vorstellen, dass es zumindest eine Revanche an Romain Grosjean war, der vorher auch Platz machen musste - und in Südkorea selbst nicht vorbeifahren durfte. "Das Team macht es, weil es vorher auch bei Romain so war", nickt er.

Wer schuld an der Missstimmung sei, kann er natürlich von außen auch nicht beurteilen, doch für Button ist zumindest eines klar: "Es ist keine einseitige Sache, das kommt von beiden Seiten. Es kommt darauf an, wie man sich in einem Team oder einer Organisation verhält. Manche von uns können das besser als andere...", erklärt er, ohne sich eine komplette Meinung zu bilden. Die hat dafür aber Sebastian Vettel: "Er ist einer der gradlinigsten Menschen, die ich je getroffen habe, und ich respektiere, dass er immer sehr ehrlich ist."

Der Weltmeister ist einer der wenigen Freunde, die Räikkönen im Fahrerlager hat. "Er redet mit mir. Ich weiß nicht, was ich anders mache", lacht Vettel. Denn abseits des Rennfahrens ist dem kühlen Finnen im Fahrerlager eigentlich alles egal. "Ein Formel-1-Auto zu fahren, gibt ihm viel Befriedigung. Er liebt, was er macht und er liebt jede Form von Motorsport", erklärt der Red-Bull-Pilot. "Den Rest mag er nicht so sehr."

Dazu gehören unter anderem Medientermine am Donnerstag und Konversationen mit anderen Piloten. "Ich kenne ihn nicht genug, um über ihn persönlich zu sprechen", muss Fernando Alonso abwinken. Ob der Ferrari-Pilot als sein Teamkollege im nächsten Jahr mehr über den Iceman erfährt, darf abzuwarten sein, denn auch seinem aktuellen Stallgefährten fällt es schwer, ihn näher zu charakterisieren. "Ich kenne ihn eigentlich gar nicht", erklärt Romain Grosjean.

Alles was Kimi Räikkönen an einem Rennwochenende hinterlässt - und hinterlassen möchte - ist sein Eindruck auf der Rennstrecke. Zum Glück für den Finnen gibt es auch nur dafür Punkte. "Er ist ein sehr guter Fahrer und ein sehr guter Teamkollege - bis jetzt", sagt Grosjean. Und auch Alonso kann dem 34-Jährigen zumindest in Sachen Talent nichts Negatives abgewinnen: "Er ist ein großartiger Champion mit großartigem Talent. Er mag, was er tut. Das ist das Beste."

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