Der "Motorenpabst" sieht Mercedes und Ferrari 2016 nicht in Reichweite - Er hofft auf Geld für den Alternativmotor und standardisierte Hybridkomponenten
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Mario Illien genießt in der Formel 1 den Ruf des "Motorenpabsts", doch Wunder wird auch er bei der kriselnden Renault nicht vollbringen - das weiß der Schweizer selbst und stapelt bezüglich der Aussichten für 2016 tief. Im Gespräch mit 'auto motor und sport' rechnet er dennoch damit, bereits beim Auftaktrennen im März in Melbourne formverbessert aufzutreten. "Ich hoffe, dass sich schon zu Saisonbeginn Fortschritte zeigen werden", sagt Illien, dessen Firma Ilmor für die Franzosen tätig ist.
Größtes Problem auf dem Weg zu einem leistungsfähigeren V6-Hybriden sind nicht Restriktionen durch das Formel-1-Reglement. "Mit den 32 Token könnte man recht viel machen", erklärt Illien, der nach eigener Aussage kein komplett neues Triebwerk für Renault entwerfen will. Vielmehr sei die Zeit der limitierende Faktor. Um Mercedes und Ferrari einzuholen, bräuchte es deshalb mehr als einige Monate mit rauchenden Köpfen: "Das dauert wohl noch etwas länger als ein Jahr", blickt er voraus.
Illien, der mit Renault einen "längerfristigen Vertrag" unterschrieben haben will, bewarb sich mit Ilmor auch für den von der FIA und Bernie Ecclestone geplanten, aber vorläufig gescheiterten Alternativmotor. Das Projekt ist offenbar nicht begraben, denn Illien spricht über 2018 als Jahr der Einführung, sieht aber die Finanzierung als Problem an. Denn Kunden sollen die Aggregate für sieben Millionen Euro kaufen können: "Wenn einem niemand die Entwicklungskosten zahlt, ist es schwierig."
Eine attraktive Alternative sieht Illien in eine Standardisierung der Hybridkomponenten MGU-K, MGU-H und des Energiespeichers, die derzeit das größte Loch in die Taschen der Motorenhersteller reißen: "Das würde das Ganze billiger machen. Technisch würde es auch funktionieren. Und der Fan sieht keinen Unterschied." Illien beklagt, dass die neue Effizienz mit vier Antriebssträngen pro Saison ihren Preis hätte. Das mache die Angelegenheit "nicht billiger, sondern teurer", befindet der Experte.
"Man muss schon früh in der Saison die Standfestigkeit sichern und kann später nur noch wenig ändern", begründet Illien und wünscht sich mehr Raum für Ingenieure, um sich zu verwirklichen - auch mit Blick auf die allgemein erwünschten, schwieriger zu beherrschenden und spektakuläreren Triebwerke: "Es ist noch Potenzial da, aber 1.000 PS wird schwierig. Das liegt vor allem am begrenzten Kraftstoff. Ich finde man sollte etwas an Effizienz aufgeben, um das zu erleichtern", so Illien.