Der Red-Bull-Star meint, sich trotz der Überlegenheit seines Autos nie ausgeruht zu haben - Nico Rosberg hat die Jagd auf Sebastian Vettel nicht aufgegeben
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Vorne ist, wo Sebastian Vettel fährt. Diese Weisheit scheint spätestens seit dem Formel-1-Grand-Prix in Spa-Francorchamps in Stein gemeißelt und sich dauernd aufs Neue zu bewahrheiten. Der dreifache Weltmeister fährt scheinbar mühelos von Pole-Position zu Pole-Position und von Rennsieg von Rennsieg, während der Rest über das Tempo des Red-Bull-Boliden nur staunt. Spazieren fahren gibt es für Vettel trotz aller Dominanz nicht: "Es ist niemals einfach", versichert der Heppenheimer.
Dass er der Konkurrenz mit Vorliebe in der letzten Runde des Rennens noch den schnellsten Umlauf des Tages um die Ohren haut, ist hinlänglich bekannt. Und auch sonst lässt der 26-Jährige nur ungern ein Blatt Papier zwischen sich und das Limit kommen: "Ungeachtet dessen, wie schnell der Wagen ist, quetscht man immer alles bis auf den letzten Tropfen heraus", bestätigt Vettel und erkennt darin nicht die Befriedigung persönlicher Eitelkeit, sondern eine Notwendigkeit in der Atomwissenschaft Formel 1: "Wir waren dazu in vielen Rennen gezwungen", betont er.
Allen voran die Lotus-Equipe macht der Starpilot für Dauerdruck verantwortlich. Am kommenden Wochenende in Japan würde Nico Rosberg gerne die Rolle des Bullen-Jägers Nummer eins einnehmen. "Wenn überhaupt, denke ich tendenziell, dass Hochgeschwindigkeits-Kurven besser für uns sind", schielt der Wiesbadener auf einen Suzuka-Vorteil der Silberpfeile, vermag aber kaum zu sagen, was genau die Stärken sind: "Betrachtet man Singapur, waren wir nach Red Bull die Schnellsten, unsere Traktion ist also kein Desaster. In Singapur geht es um nichts anderes."
Mercedes im Qualifying überholt
Als langweilig empfindet Rosberg die Königsklasse trotz des Dauersiegers nicht: "Die Formel 1 ist trotz seiner Dominanz noch spannend. Neun von zehn Leuten würden wohl sagen, dass Südkorea ein großartiges Rennen war", schätzt er und macht allen Frustrierten mit der großen Regelnovelle des Jahres 2014 Mut. Rosberg weiß vor dem Hintergrund einee senkrecht steigenden Formkurve auch: "Red Bull war verdammt schnell, sie sind schwierig zu schlagen." Trotzdem bleibt er zuversichtlich: "Wir sind nicht so weit weg und die Dinge nicht so krass, dass ich schockiert wäre."
Diesen Eindruck bestätigt Vettel, der von eigener Dominanz nichts wissen will: "Natürlich waren wir stark genug, um ein bisschen Abstand herauszufahren, aber abgesehen von vielleicht zwei Runden konnte ich mich nie zurücklehnen." Warum die Machtverhältnisse in der Königsklasse so eindeutig sind, wie sie sich zur Zeit darstellen, gibt der Konkurrenz Rätsel auf und auch Red Bull selbst erkennt keine zündende Idee als Durchbruch: "Versteht mich nicht falsch, aber offensichtlich ist das Auto auf einem anderen Level, wenn man es etwa mit dem von Charles vergleicht."
Der ebenfalls Renault-befeuerte, aber technisch unterlegene Caterham des Fahrerkollegen Pic ist ein fast lächerliches Maß für den RB9. Die Kontrahenten in Rot, Silber und Schwarz-Gold foppt man im Qualifying: "Wir waren zuletzt stärker, wobei Mercedes noch zu Jahresbeginn die Oberhand hatte", erklärt Vettel. "Es gibt da keine wirkliche Erklärung und kein einzelnes Teil am Auto, das alles plötzlich schneller gemacht hätte. Wir haben einfach das Auto kontinuierlich verbessert, ständig neue Komponenten gebracht, verstehen es besser und können mit dem Setup richtig reagieren."