Der "fürchterliche" Spruch des Red-Bull-Stars zieht das nächste Scharmützel nach sich: Lauda rät zu mehr Kollegialität, Marko wittert die Neider
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Mit dem Satz "Wir brauchen Eier" hatte Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn vor Jahren für ein geflügeltes Wort der deutschen Sprache gesorgt. Mit seinem "Eier-in-den-Pool"-Spruch wandelt Sebastian Vettel auf den Spuren des Fußballstars, zumal die Kontroverse um die flapsige Bemerkung des Weltmeisters nicht abebbt. Am Rande des Südkorea-Grand-Prix reiht sich Niki Lauda bei den Kritikern ein und stellt im 'ORF' ungewollt sinnbildlich fest: "Es ist kein Spaß mehr, das ist unter jeder Gürtellinie."
Mit dieser Aussage wollte der Österreicher nicht seine Anatomiekenntnisse zur Schau stellen, sondern sich über Vettel und seine "Frechheit" mokieren: "Das ist fürchterlich, was er da gesagt hat", wird Lauda deutlich. Was dem Mercedes-Aufsichtsrat nicht schmeckt, ist die Tatsache, dass der Red-Bull-Star nicht eigene Verdienste betonte, sondern der Konkurrenz unterstellte, sich früh auf die faule Haut zu legen und damit für Groll sowie Missgunst sorgt: "Was noch dazukommt, ist, dass er die anderen Fahrer auch noch persönlich ärgert."
Auch inhaltlich hält Lauda nichts von der Bemerkung und glaubt, dass Vettel mit der Entgleisung am eigenen Image gekratzt hat: "Wir arbeiten alle genauso hart wie er, er hat ein besseres Auto und bringt die Resultate. Geschadet hat das auf jeden Fall." Doch der Heppenheimer bekommt Rückendeckung - ebenfalls aus Österreich, aber aus den eigenen Reihen. Helmut Marko bedient sich einer Standardformulierung aus jedem PR-Seminar und behauptet bei 'Sky', die Aussage sei "wie üblich aus dem Zusammenhang gerissen" worden.
Lauda rät Vettel zur Prinz-Charming-Strategie
Der Red-Bull-Motorsportberater meint, Vettel habe damit nur unterstreichen wollen, wie hart sein Team für den Erfolg schuftet. "Die Aussage war, dass wir - und das kann man ja leicht überprüfen - am spätesten das Fahrerlager verlassen, weil mit den Ingenieuren einfach getüftelt wird, bis man das Optimum aus Motor- und Fahrwerksabstimmung herauskriegt." Welche Intention auch immer hinter der unbedachten Bemerkung des WM-Führenden steckte: Lauda ist davon überzeugt, dass er sie nicht ein zweites Mal fallen lassen würde.
Die Rennlegende, die auf und abseits der Strecke als kühler Taktiker gilt, erklärt: "Ich glaube, er bereut das zutiefst, weil es eine Sprachregelung ist, die nichts bringt. Ich würde das nie machen." Lauda weiß wohl aus eigener Erfahrung, dass die Gunst des Paddocks in Zeiten eigener Überlegenheit ein wertvolles Gut ist: "An seiner Stelle würde ich - wenn ich die Saison so dominiere - jeden Tag Sympathiekundgebungen abgeben. Ich würde jedem 'Guten Morgen' sagen und 'Wie geht's dir?' Höflich sein, und sie nicht in die Eier treten."
Womit das nächste Sinnbild geschaffen wäre. Vettel hat sich mit Co-Kritiker Nico Rosberg ("sehr abgehoben") ausgesprochen und versteht die Aufregung nicht: "Das war relativ unspektakulär. Es wird generell zu viel Wirbel darum gemacht." Die Red-Bull-Rivalen scheinen nicht bemüht, die These inhaltlich zu entkräften. Beispiel Donnerstagabend in Yeongam: Als in der Garage der Blauen noch gewerkelt wurde, war bei Ferrari das Tor schon heruntergelassen. Für Marko ein gefundenes Fressen: "Das ist ein Fakt, der zum Erfolg beiträgt. Es wird halt momentan alles, was sich negativ verwenden lässt, auch verwendet. Wir in Österreich sagen: Den Neid musst du dir hart erarbeiten." Ausnahmsweise mal nichts mit Eiern.