Die IndyCar-Piloten Helio Castroneves und Dario Franchitti ziehen gegen die Formel 1 ordentlich vom Leder - nur eine Handvoll Fahrer kommt glimpflich davon
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Am vergangenen Wochenende konnte sich die Formel 1 in den USA die höchste Zuschauerzahl seit sechs Jahren freuen. Sie erreichte mit der Übertragung des Monaco-Rennens mit 1,974 Millionen US-Haushalten fast die Hälfte der Zuschauerzahl, die das am selben Tag stattfindende IndyCar-Rennen für sich verbuchen konnte. Die Königsklasse in den Vereinigten Staaten also wieder im Aufwind? "Die Formel 1 braucht Amerika nicht wirklich, und Amerika braucht die Formel 1 nicht", lautet die unmissverständliche Antwort von Dario Franchitti, viermaliger Champion in der IndyCar Series, gegenüber 'Forbes'.
Die Formel 1 habe einfach eine andere Herangehensweise, so der Schotte mit italienischen Wurzeln: "Sie ist einfach zu... Ich kenne den Grund nicht." "Ein Haufen Politiker. Es dreht sich alles nur um Politik", hilft ihm sein IndyCar-Kollege Helio Castroneves aus. Zwar habe jeder Sport auch eine politische Seite, so schlimm sei es dort aber nicht: "Wen du kennst, wen du triffst - nur darum geht es", so der Brasilianer.
"Denen ist es egal, ob du gut bist, ob du eine großartige Persönlichkeit bist", wettert Castroneves weiter; es fühle sich an wie Hollywood und genau das sei es auch. "Ich respektiere heute wahrscheinlich nur fünf Fahrer von denen: Alonso, Felipe Massa, der ein Freund von mir ist, Schumacher. Der fährt nicht mehr, aber trotzdem. Ich denke, Lew... hm, nein. Ich würde sagen, Sebastian Vettel. Sogar Mark Webber, der ist ein guter Fahrer", "lobt" Castroneves.
Dann fasst er nochmal zusammen: "Die Fahrer, die ich mag, kann man an einer Hand abzählen. Der Rest besteht nur aus Prima-Donna-Fahrern und verwöhnten Kindern." Der Cousin seines Kollegen Franchitti - Paul di Resta - fiele demnach auch in diese Einteilung. Früher sei das nicht so gewesen: "In den Neunzigern war es interessant. Heute kannst du es vergessen, wenn du kein gutes Auto hast", gibt Castroneves zu bedenken. Das beste Beispiel sei für ihn Jenson Button, der 2009 Champion war, und nun um die Top-10 kämpfe: "Und jetzt willst du mir erzählen, der hätte das Fahren verlernt? Das ist absolut verrückt, meine Meinung."
Castroneves, der in elf Jahren bislang noch keinen Titel in der IndyCar Series gewinnen konnte, will Kritikern aber sofort den Wind aus den Segeln nehmen: "Manchmal sagen Leute: 'Oh, du sagst das nur, weil du keine Chance bekommen hast, dort zu fahren'. Ich habe eine bekommen, aber ich respektiere das, was Roger (Penske, Besitzer seines Teams; Anm. d. Red.) für mich getan hat viel mehr." Der Brasilianer beschließt seine Ansichten mit einer weiteren Spitze gegen die Finanzstärke der Formel 1: "Aber die machen einen guten Job. Sie haben viel Geld. Mit 100 Millionen Dollar Budget ist jeder fantastisch."