Interview: Boullier hofft auf "nette Überraschungen"

, 28.09.2012

Lotus vor Suzuka: Warum Teamchef Eric Boullier auf die Euphoriebremse tritt, für Suzuka optimistisch ist, aber trotzdem kein Podium vorhersagen möchte

Frage: "Eric, wie war das Singapur-Wochenende aus deiner Sicht?"

Eric Boullier: "Es war für das Team ein ziemlich herausforderndes Wochenende, um ehrlich zu sein. Wir konnten schon am Freitag sehen, dass das Auto nicht so stark war wie erwartet, also mussten wir vor dem Rennen am Sonntag viel Evaluierungsarbeit erledigen. Ich bin froh darüber, wie gut das Team zusammengearbeitet hat, um die Schwierigkeiten zu überwinden, aber ich glaube, dass mehr Performance im Auto gesteckt wäre. Es ist uns nicht gelungen, uns ideal auf die Strecke einzustellen, weil wir dem Problem erst am Samstagmorgen auf die Schliche kamen."

"Es ist in Singapur extrem schwierig, jemanden zu überholen, also war uns nach den mittelmäßigen Startpositionen klar, dass das Rennen eine Herausforderung werden würde. Beide Fahrer lieferten ein gutes Rennen ab und brachten solide Punkte für das Team nach Hause. Leider wurde Kimi von Michael Schumacher aufgehalten, und die erste Safety-Car-Phase war für unsere Strategie nicht hilfreich. Sonst hätten wir um Plätze weiter vorne kämpfen können."

Frage: "Die letzten drei Rennen waren für euer Niveau enttäuschend, nicht wahr?"

Boullier: "Wie schon oft gesagt ist es in diesem Paddock wichtig, dass man nicht abhebt. Wenn es gut läuft, müssen die Leute ruhig bleiben und sich erinnern, was die ursprünglichen Ziele waren. Wenn es nicht gut läuft, hilft es nicht, übermäßig pessimistisch zu sein. Mit dem E20 können wir uns auf ein ordentliches und zuverlässiges Rennauto verlassen. Ich glaube, wir haben dieses Jahr schon einige überrascht, aber wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen."

"Wir haben immer gesagt, dass es unser Ziel für dieses Jahr ist, Vierter in der Konstrukteurs-WM zu werden. Das soll nicht heißen, dass wir Ferrari nicht bis zum Saisonende jagen wollen, aber ich rücke alles in die richtige Perspektive. Die Leute sollten sich daran erinnern, wo wir herkommen. Zu Saisonmitte zu viel zu wollen oder die Ziele neu zu definieren, würde sich nur negativ auswirken. Es mangelt uns nicht an Ehrgeiz, sondern ich weiß aus Erfahrung: In der Formel 1 etwas zu überstürzen, endet meistens mit einem Kollaps. Wir werden Druck machen, unser Bestes geben. Die Saison 2012 war bisher gut für uns. Dann werden wir sehen, wo es hinführt."

Frage: "Wie blickst du nun auf Japan voraus?"

Boullier: "Ich weiß, dass sowohl Romain als auch Kimi Suzuka sehr mögen, daher freuen wir uns alle auf das Rennwochenende. Kimi hält von seinem Sieg im Jahr 2005 immer noch den Streckenrekord, also sollte er selbstbewusst sein. Wir wollen ihm natürlich ein Auto geben, mit dem er seine Möglichkeiten ausschöpfen kann."

"Ich könnte jetzt sagen, dass das Podium das Ziel ist, was irgendwie auch stimmt, aber das Kräfteverhältnis zwischen den Teams verändert sich ständig. Wir bringen ein paar vielversprechende Updates, darunter auch unsere 'Vorrichtung' (optimiertes DRS; Anm. d. Red.), wir glauben, dass die Strecke unserem Auto liegen sollte, und wir hoffen auf eine reibungslose Vorbereitung auf das Rennen, ohne technische Dramen oder unberechenbares Wetter."

Frage: "Kimi ist immer noch Dritter in der Fahrer-WM. Wie ist ihm das nach 14 Rennen gelungen?"

Boullier: "Kimi ist ein spezielles Tier. Seine Rennstärke ist immer fantastisch, er holt am Sonntag 100 Prozent aus dem Auto raus und nutzt jede sich bietende Gelegenheit. Wir sollten uns daran erinnern, dass er zwei Jahre aus der Formel 1 draußen war. Jetzt liegt unser Hauptaugenmerk darauf, mit beiden Autos Punkte für die Konstrukteurs-WM zu sammeln, denn die ist wirklich wichtig für uns. Romain hat in Singapur gezeigt, dass sein Grundspeed noch da ist. Er hat keine Fehler gemacht und kann in Suzuka auf diese Erfahrung aufbauen. Irgendetwas sagt mir, dass wir am Saisonende noch ein paar nette Überraschungen erleben werden."

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