Jackie Stewart empfiehlt Mercedes einen Ausstieg aus der Formel 1, um stattdessen wie einst Cosworth als Motorenhersteller Geschichte zu schreiben
© Foto: xpbimages.com
Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart findet, dass Mercedes trotz der aktuellen Siegesserie einen Rückzug aus dem Grand-Prix-Sport ernsthaft in Betracht ziehen sollte. Das wäre seiner Meinung nach einerseits im Interesse einer dann wieder spannenderen Formel 1, andererseits aber auch durchaus im Interesse des Daimler-Konzerns, zu dem die Marke Mercedes gehört.
"Ich glaube, dass Mercedes dieses Jahr wieder beide Titel gewinnen wird", prognostiziert Stewart gegenüber dem brasilianischen Netzwerk 'Globo'. "Aber wenn ich dort etwas zu sagen hätte, würde ich vorschlagen, dass Mercedes die Formel 1 verlässt. So, wie sie es in einer ähnlichen Situation schon einmal gemacht haben."
Womit er auf den Rückzug der Silberpfeile Ende 1955 anspielt, nach zwei WM-Titeln hintereinander mit Juan Manuel Fangio am Steuer. Das war allerdings nicht nur bewusste Entscheidung (schon vor Saisonbeginn 1955 angedacht), sondern zum Teil auch der Le-Mans-Tragödie in jenem Jahr geschuldet.
Stewart schlägt Mercedes auch ein konkretes Exit-Szenario vor: "Ich würde als Motorenhersteller bleiben, so wie es Ford einst mit Cosworth gemacht hat. Jeder wird den Mercedes-Motor wollen und somit würde die Marke Mercedes weiterhin gewinnen. Ford-Cosworth wurde damals mit uns Weltmeister, aber jeder erinnert sich heute an sie, weil sie auch mit McLaren, Williams und Lotus gewonnen haben."
Stewart feierte seine drei WM-Titel 1969, 1971 und 1973 allesamt mit Ford-Cosworth-Motoren (auf Matra und Tyrrell), genauer gesagt mit dem legendären DFV, der bis heute als erfolgreichster Motor der Formel-1-Geschichte gilt. Der DFV gewann von seiner Einführung im Jahr 1967 bis zu seinem Ende in der Saison 1985 nicht weniger als 155 Grands Prix.
Eine solche Erfolgsgeschichte wäre laut Stewart verlockender als die Perspektive, früher oder später als Werksteam unweigerlich von einem Konkurrenten wie Ferrari besiegt zu werden: "Das würde dem Daimler-Vorstand nicht gefallen", glaubt er. "Mercedes ist eine globale Marke mit einer hohen Reputation in der Automobilbranche."
"'Meine Herren, wie viel kostet uns die Formel 1?'", stellt er sich eine Vorstandssitzung des Daimler-Konzerns vor. "'Okay, Geld ist kein Problem, denn wir haben große Sponsoren, aber vergessen wir nicht das Risiko, von Ferrari, Red Bull oder jemand anderem geschlagen zu werden.' Vielleicht denke nur ich so, aber so würde ich vorgehen. Das wäre gut für Mercedes - aber auch gut für die Formel 1."