Laut FIA-Boss Jean Todt und Renault-Botschafter Alain Prost wird die Mercedes-Dominanz in der Formel 1 zu Unrecht kritisiert - Sie erklären, woran es wirklich hakt
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Mercedes steht immer wieder in der Kritik, alles zu tun, um die eigene Dominanz um jeden Preis fortzusetzen. Doch nun erhalten die Silberpfeile Rückendeckung aus Frankreich: FIA-Boss Jean Todt und Renault-Botschafter Alain Prost finden, dass die Mercedes-Dominanz in der Formel 1 zu Unrecht kritisiert wird.
"Diese Negativität, die da immer wieder auftaucht, ist absolut unfair", sagt FIA-Boss Jean Todt gegenüber 'Autosport'. "Dominanz ist Teil des Sports, nicht nur des Motorsports, denn es gibt sie im Fußball, im Tennis, in der Leichtathlektik und beim Rugby." Er selbst würde sich bei jedem Rennen einen anderen Sieger wünschen, "aber das wird nicht passieren".
Landsmann Prost wundert sich ebenfalls über die ständige Unzufriedenheit. "Viele beklagen sich über die Dominanz von Mercedes. Aber sind wir mal ehrlich: Sie haben den besten Job gemacht", sagt er gegenüber 'Auto motor und sport'. "Sie verdienen es zu gewinnen. Du musst in der Formel 1 manchmal akzeptieren, dass ein anderer besser ist."
Todt würde sich mächtigere FIA wünschen
Dass die aktuelle Entscheidungsstruktur der Formel 1, in der sich die großen Player in der Strategiegruppe oft selbst neutralisieren, nicht gerade optimal ist, um wichtige Reformen durchzuführen und eine starke FIA ein Schritt in die richtige Richtung wäre, sieht auch Todt so.
"In den vergangenen Jahren hatte die FIA nie eine sehr große Authorität und Führung", gibt der ehemalige Ferrari-Teamchef zu. Das habe sich durch die Einzelverträge der Teams geändert, die das Concorde-Agreement ersetzen. Um die großen Rennställe langfristig an die Formel 1 zu binden, hat ihnen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mehr Mitspracherecht zugebilligt.
"Ich hätte als Präsident der FIA kein Problem damit, wenn die gesamte Authorität in Hinblick auf Reglement und Gesetzgebung von der FIA ausgehen würde", sagt Todt. "Dann müssten wir aber ein neues Concorde-Agreement unterschreiben. So einfach ist das. Wenn damit alle glücklich wären, dann würde ich das liebend gerne in die Wege leiten, aber ich weiß, dass das nicht der Fall ist."
Prost: Parallele Reglements ein Problem
Bleibt die Frage, ob die Technische Arbeitsgruppe, die aus FIA-Rennleiter Charlie Whiting und allen Technikchefs besteht, trotz des gegenseitigen Misstrauens in der Lage sein wird, bei den Reglementdiskussionen für 2017 auf einen Nenner zu kommen.
Prost sieht währenddessen noch ein anderes Problem: Anstatt Diskussionen über Motor, Chassis und Reifen in einem gemeinsamen Forum zu besprechen, werden diese parallel zueinander geführt. "Es muss ein Gesamtkonzept sein, für Auto, Motor, die Sportgesetze", fordert er. "Wenn wir nur den Motor ändern, wäre das gefährlich. Eine Woche lang streiten wir über Motoren, eine über Reifen, eine über die Autos. So geht das nicht. Wir müssen am gesamten Paket arbeiten."