Kimi Räikkönen fährt zur Tagesbestzeit in Jerez, aber Felipe Massas Bestmarke bleibt bestehen - Sebastian Vettel überzeugt im Red Bull, Lewis Hamilton als Dauerrenner
© Foto: Lotus
Die Formel-1-Teams haben den ersten Teil der wichtigen Vorbereitung auf die kommende Formel-1-Saison abgeschlossen. Der viertägige Jerez-Test ging am heutigen Freitag zu Ende. Gute Nachricht für Ferrari: Die am Donnerstag erzielte Bestzeit von Felipe Massa (1:17.879 Minuten) wurde am letzten Tag nicht mehr unterboten. Dabei hätten die traumhaften Bedingungen in Jerez (Sonne pur und Topwerte um 15 Grad Celsius) dies sicherlich zugelassen.
Bei den meisten Teams stand jedoch ganz andere Arbeit auf den Aufgabenzettel: Longruns, Aerodynamikerprobungen und Reifentests. Diesen Job hatte Kimi Räikkönen am schnellsten erledigt. Der Finne absolvierte am Morgen einige mittellange Runs. Dabei wurde deutlich, dass die Pneus am Lotus-Renault E21 nicht besonders gut halten. Ob dies ab dem aggressiven Ashpalt in Jerez liegt, oder an einem grundsätzlichen Problem des Autos, ist unklar.
"Die längeren Stints waren am Vormittag abgehakt. Am Nachmittag blieb daher Zeit für einige andere Versuche", schildert Lotus-Technikchef James Alisson gegenüber 'Sky Sports News'. Der Brite schickte seinen prominenten Schützling am Nachmittag mehrfach auf kurze Runs von jeweils drei bis fünf Runden. Das Ergebnis: Räikkönen konnte sich in 1:18.148 Minuten die Tagesbestzeit sichern. Der Finne war auf weichen Reifen einen Hauch schneller als Teamkollege Romain Grosjean am Mittwoch.
Bei Lotus lief aber nicht alles nach Wunsch. Erneut hatte man offenbar Probleme mit der Kupplung. Am frühen Morgen kam der Ex-Weltmeister nicht in die Gänge, am Nachmittag sah eine Startübung nach gemütlicher Ausfahrt in spanischer Natur aus. Hinter Räikkönen reihte sich Force-India-Testpolot Jules Bianchi (1:18.175) im Tagesklassement ein. Der Franzose fuhr den VJM06 mit aufwändiger Messeinheit auf dem linken Seitenkasten. Für die letzten zwei Stunden des Tages übernahm noch einmal Paul di Resta das Cockpit.
Vettels Red Bull RB9 überzeugt
Hinter den beiden schnellsten Piloten des Tages reihte sich Weltmeister Sebastian Vettel ein. Der Heppenheimer war der heimliche Gewinner des Freitags. Bis zum Mittag hatte er im neuen Red Bull RB9 in 1:18.565 Minuten die Bestzeit gehalten - erzielt auf harten Reifen. Nach einem umfassenderen Umbau am Auto standen am Nachmittag nur noch Longruns auf dem Programm, schnelle Runden folgten nicht mehr. Dafür war Vettel beeindruckend konstant unterwegs.
"Der Red Bull hat zehn Prozent mehr Abtrieb als alle anderen Autos. McLaren hat durch die Kurven immer Untersteuern, Mercedes am Kurveneingang. Nur der Lotus sieht ähnlich stabil aus wie der Red Bull", analysiert 'BBC'-Technikfachmann Gary Anderson. Der Brite hatte die Strecke zu Fuß umrundet, um in einigen Kurvenpassagen optische Eindrücke sammeln zu können. Er konnte Vettel oft vorbeifliegen sehen. Der Champion drehte zum Abschluss 96 Runden ohne ein einziges Problem.
Die fleißigsten Piloten des Tages waren Sauber-Pilot Esteban Gutierrez (4./1:18.669/142 Runden) und Mercedes-Neuzugang Lewis Hamilton (6./1:18.905/145 Runden). Beim mexikanischen Youngster gab es einen kurzen Schreckmoment für alle Fans. Am Vormittag blieb der Sauber-Ferrari nach Kurve elf stehen. Aber das Team gab sofort Entwarnung: Gutierrez hatte absichtlich den Tank leer gefahren - eine Prüfung des Benzinsystems, die fast alle Teams während der Testfahrten unternehmen.
Bei Mercedes war Hamilton mit einem veränderten Heck unterwegs. Der W04 trug in der Mitte eine neue senkrechte Finne, die Teil eines passiven DRS sein könnte. Ob dieses System allerdings wirklich im Einsatz war, ist unbekannt. "Kein schlechter Start", kommentiert der Brite. "Wir müssen das Auto allerdings noch besser kennenlernen." Seinen Ruf nach mehr Abtrieb werde er im Verlauf der Saison allerdings mehrfach wiederholen. "Da lasse ich nicht locker", so Hamilton.
Feuer und Flamme bei Ferrari
Bei Toro Rosso standen am Freitag einige Longruns auf dem Programm. Jean-Eric Vergne prügelte den STR8 in 1:18.760 Minuten um den Kurs und platzierte sich damit auf Rang fünf. Unauffällig war Sergio Perez unterwegs. Der McLaren-Pilot fuhr seine beste Runde in 1:18.944 Minuten allerdings wie Vettel auf der harten Reifenmischung. Showrunden waren nicht angesagt. Perez absolvierte eine Rennsimulation am Nachmittag, wurde dabei nur von einem Reifenschaden kurzfristig behindert.
Valtteri Bottas (8./1:19.851) war im Vorjahres-Williams nicht besonders schnell. Die Briten probierten am Freitag eine veränderte Auspuffführung aus - offenbar mit nur wenig Erfolg. Hinter dem finnischen Rookie reihte sich der Pechvogel des Tages ein: Pedro de la Rosa. Der Spanier musste bei seinem ersten Einsatz im Ferrari F138 früh zum Feuerlöscher greifen. Nach nur zwei Installationsrunden setzte ein defektes Getriebe Teile der Verkleidung am Heck in Brand.
Über Mittag bauten die Italiener eine neue Schalteinheit ein. Am Nachmittag konnte der Spanier wenigstens noch 51 Runden drehen. Auf beeindruckendes Tempo kam er dabei allerdings nicht. De la Rosa war in 1:20.316 Minuten nicht einmal eine Sekunde schneller als Charles Pic (10./1:21.105) im Caterham. Am CT03 war heute das Luftleitelement im Auspuffkanal nicht mehr zu sehen. Die Legalität des Bauteils war angezweifelt worden, daher ließ Caterham es weg.
Hinter Marussia-Neuling Luiz Razia (11./1:21.226) war Paul di Resta der langsamste Pilot des Tages. Der Schotte hatte vermutlich in seinen zwei Stunden am Ende des Tages nur noch alte Pneus zur Verfügung. Der Testtag in Jerez endete erst um 17:30 Uhr. Die halbe Stunde extra gab es, weil am Mittag ein Schaden am Randstein in Kurve fünf mit Zement repariert werden musste. Der Fahrbetrieb war währenddessen unterbrochen.
Die Formel-1-Teams reisen nun nach Barcelona weiter. Dort wird vom 19. bis 22. Februar getestet.