Jetzt spricht Kommissar Warwick: "Keiner ehrlicher als Nico"

, 28.05.2014

Die Diskussion um Nico Rosbergs Qualifying-Manöver kommt nicht zur Ruhe: Jetzt erklärt Rennkommissar Derek Warwick, wieso er den Monaco-Sieger freisprach

Nico Rosbergs umstrittener Qualifying-Zwischenfall in der Mirabeau-Kurve löste die Eiszeit zwischen ihm und seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton aus. War es Absicht, wie 2006 bei Michael Schumacher, oder tatsächlich ein Fahrfehler, der für gelbe Flaggen sorgte und schließlich die Versuche von Hamilton und den Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo vereitelte, den Deutschen von der Pole zu verdrängen?

Jetzt spricht der Mann, der gemeinsam mit seinen Rennkommissar-Kollegen Paul Gutjahr und Jose Abed die Entscheidung traf, Rosberg nicht zu bestrafen: Derek Warwick. Der ehemalige Formel-1-Pilot ist bekannt dafür, mit den Piloten besonders hart ins Gericht zu gehen. Doch warum ließ er den späteren Sieger davonkommen?

"Ich weiß, dass es Verschwörungstheorien gibt, aber es gibt keinen ehrlicheren Fahrer im Grand-Prix-Sport als Nico", hat der Brite gegenüber 'Sportsmail' keine Zweifel an Rosbergs Unschuld. "Er hat gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat, zu schnell war, zu spät gebremst hat und die Hinterräder blockierten."

Rennkommissare hatten alle Daten

Hatte Warwick keine Zweifel an der Version des Deutschen? "Natürlich hatte ich die", sagt er. "Ich bin ja schon lange dabei, und ich habe es schon oft erlebt, dass Leute versuchen, mir Sand in die Augen zu streuen."

Aus diesem Grund untersuchten die Rennkommissare die Angelegenheit laut Warwick besonders sorgfältig: "Es handelt sich um eine große Sache, wenn man die Entscheidung trifft, einen Fahrer ans Ende der Startaufstellung zurück zu versetzen. Da ist es von doppelt so großer Bedeutung, keinen Fehler zu machen, denn es könnte sich auf so viele Dinge auswirken - wahrscheinlich den Ausgang des Rennens und vielleicht der Weltmeisterschaft."

Wie man schließlich zum Schluss kam, Rosberg freizusprechen? "Wir hatten alle Mercedes-Daten, außerdem haben wir Lewis' Daten über die von Nico gelegt. Wir hatten die Daten der FIA, hatten Onboard-Aufnahmen, die Totale und Streckenaufnahmen. Wir hatten die Gaspedal-Daten, die Bremsdaten, also alles, was wir brauchten, um - hoffentlich - die richtige Entscheidung zu treffen."

Rosbergs Aussagen deckten sich mit Datenanalyse

Offensichtlich deckten sich Rosbergs Aussagen mit dem Eindruck, den man durch die Analyse der Daten erhielt: "Wir wollten sicher und sorgfältig sein. Der Fahrer ist ein riesiger Faktor bei unserer Entscheidungsfindung. Nico war lange mit Teammanager Ron Meadows im Raum der Rennkommissare. Ich würde nicht sagen, dass ich ihn verhört habe, ich habe ihn interviewt. Ich habe sichergestellt, dass ich die richtigen Fragen stelle. Und er hat mir die Antworten gegeben, die ich benötigt habe."

Durch Warwicks Aussage, dass er Rosberg für den ehrlichsten Piloten hält, könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Brite voreingenommen urteilte. Dagegen wehrt er sich aber vehement: "Man könnte glauben, dass ich als Präsident des BRDC (British Racing Drivers Club, Anm. d. Red.) einen Grund hätte, den britischen Fahrer zu favorisieren, aber das ist natürlich nicht meine Herangehensweise. Ich bin hier, weil ich unabhängig bin."

Er versteht Hamiltons Frust, denn "möglicherweise wäre er in dieser Runde schneller als Nico gewesen, und vielleicht hat ihn dieser Zwischenfall den Grand Prix gekostet." Dennoch sollte der WM-Zweite den Kopf nicht in den Sand stecken: "Ich will ihm keinen Rat geben, denn er hat so viele Rennen und einen WM-Titel gewonnen, aber wenn ich etwas zu ihm sagen würde, dann dass er nun seinen Mann stehen und sich auf das kommende Rennen in Kanada konzentrieren sollte."

Häkkinen kritisiert Hamilton

Der Weltmeister 2008 musste am Monaco-Wochenende viel Kritik einstecken, weil er seinem Teamkollegen nicht zum Sieg gratulierte und ihm die Freundschaft entzog. Zudem konnte er nicht davon lassen, wegen des Qualifying-Zwischenfalls gegen den WM-Leader zu sticheln. Rosberg ließ sich davon jedoch nicht aus der Fassung bringen. "Ich finde es gut, dass Nico so viel Geduld aufgebracht hat", erhält der Monaco-Sieger Lob von seinem früheren Vorbild und Wohnungsnachbarn Mika Häkkinen. Mit Hamiltons Verhalten war der Finne weniger glücklich: "Was Lewis getan hat, finde ich nicht so gut. Sein Verhalten war niveaulos."

Doch wie sieht Rosberg selbst mit etwas Abstand die Ereignisse? "Das war eines der schwierigeren Wochenenden", gab er bei einem Mercedes-Werbefilmdreh in Italien zu. Dennoch gibt er das Verhältnis zu Teamkollegen Hamilton, das an diesem Wochenende einige Kratzer abbekam, noch nicht auf. "Nach einer Pause werden wir - wie immer - darüber sprechen. Ich bemühe mich um die Zusammenarbeit im Team und um die Atmosphäre."

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