Der zukünftige Team-Geschäftsführer Jost Capito sucht bei McLaren eine neue Herausforderung und betont, dass er VW nicht wegen des Abgasskandals verlasse
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Jost Capitos Weggang von Volkswagen und der Wechsel in die Formel 1 zu McLaren steht nicht im Zusammenhang mit dem Abgasskandal beim deutschen Autohersteller. Das stellt der zukünftige Geschäftsführer des Formel-1-Teams von McLaren am Rande der Rallye Monte Carlo im Interview mit diesem Portal klar.
Über den genaue Zeitpunkt des ersten Kontakts zu McLaren schweigt sich Capito zwar aus, "aber es war auf jeden Fall deutlich vor dem Zeitpunkt, an dem der Dieselskandal bei Volkswagen bekannt wurde." Im September war bekannt geworden, dass Volkswagen in großen Stil Motorsteuerungen in Dieselfahrzeugen eingebaut hatte, die bei Abgastests für manipulierte Werte sorgten. Volkswagen drohen aufgrund zu erwartender Strafzahlungen und Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge Kosten in Milliardenhöhe.
Das habe bei der Entscheidung von Capito, Volkswagen nach rund vier Jahren zu verlassen, keine Rolle gespielt. "Ich möchte betonen, dass ich nicht aufgrund der aktuellen Situation bei Volkswagen gehe. Im Gegenteil, dadurch ist mir der Abschied schwerer gefallen. Ich bin loyal und Volkswagen sehr dankbar. Hätten sie mir nicht diese Aufgabe im Rallyesport übertragen, hätte ich nie die Chance gehabt, diese Position bei McLaren zu bekommen."
Suche nach einer neuen Herausforderung
Dort wird der Deutsche seinen neuen Posten antreten, sobald seine Nachfolge bei Volkswagen geregelt ist. Der Hauptgrund für seinen Wechsel in die Formel 1, wo Capito in der Vergangenheit bereits für Sauber gearbeitet hatte, sie nach drei Titeln in Folge in der Rallye-Weltmeisterschaft die Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung gewesen.
"Wir hatten sehr erfolgreiche Jahre bei Volkswagen, und ich bin überzeugt, das dies auch weiterhin der Fall sein wird, denn das Team ist in einer fantastischen Situation. Die Stimmung ist gut, wir haben gute Fahrer, alles passt", sieht Capito seine Aufgabe bei den Wolfsburgern als erfüllt an. "Für ein Team wie McLaren zu arbeiten und sie wieder an die Spitze zu bringen, wo sie meiner Meinung nach hingehören, ist eine Herausforderung, der ich nicht widerstehen konnte."
Dass Capito ein Team an die Spitze einer Weltmeisterschaft bringen kann, hat er mit Volkswagen in der Rallye-WM bewiesen, wo die Mannschaft seit ihrem Einstieg praktisch konkurrenzlos an der Spitze fährt. Dennoch sei die Arbeit dort nicht mit seiner Aufgabe bei McLaren zu vergleichen. "Die Voraussetzungen waren anders", meint Capito. "Volkswagen war auf dem Weg in die WRC, dort gab es aber eine gute Basis durch das Dakar-Team. Und mit einigen WRC-Spezialisten wurde es ein wirklich gutes Team."
Capito will McLaren wieder an die Spitze bringen
"McLaren ist schon seit Jahrzehnten im Geschäft. Ein etabliertes Team, das schon einmal erfolgreich war, wieder an die Spitze zu bringen, ist eine völlig andere Herausforderung, als ein Team neu aufzubauen", so Capito. Eine Umstellung erwartet den neuen Team-Geschäftsführer auf jeden Fall. Während bei Volkswagen das komplette Auto im eigenen Hause entstand, ist er bei McLaren auf die Zusammenarbeit mit Motorenpartner Honda angewiesen.
Dieser Unterschied ist für Capito allerdings nur von geringer Bedeutung. "Die Beziehungen müssen stimmen, egal ob intern, oder extern. Das Team muss funktionieren, egal wo die Leute arbeiten. Es ist natürlich etwas schwieriger, wenn einige Leute in einem anderen Kontinent sitzen und eine andere Kultur haben", gibt er zwar zu, sieht sich aber auch für diese Herausforderung gerüstet. "Ich habe bereits mit Japanern gearbeitet und habe daher Erfahrungen."