Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn findet die Dominanz von Mercedes "nicht gut" - Würde Ferrari alleine vorne fahren, wäre das kein Problem
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Seit 2014 war der Kampf um den WM-Titel in der Formel 1 ein reines Duell der beiden Mercedes-Piloten. Das Silberpfeil-Team hatte sich nach der bisher letzten Regelnovelle einen großen Vorsprung vor der Konkurrenz erarbeitet und dominierte drei Jahre in Folge die Formel 1. Darunter hat nach Ansicht von Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn die sportliche Attraktivität der Formel 1 gelitten.
"Gut ist das sicherlich nicht. Es ist schade, dass es jetzt Mercedes so trifft, aber für den Sport wäre es besser, wenn mehrere Teams um den Titel kämpfen würden", sagt Kaltenborn im Interview mit dem 'Deutschlandfunk'. Leid tut der Österreicherin Mercedes, weil man dem Team nicht die Schuld dafür geben dürfe. Den Vorsprung hätten sich die Silberpfeile hart erarbeitet.
"Vor allem durch einen ausgezeichneten Motor, aber auch ein gutes Aerodynamik-Paket", sagt Kaltenborn. "Ab und zu kam ein anderes Top-Team noch heran, vor allem wenn es um die Aerodynamik geht, aber es ist nicht gut, wenn es eine Dominanz gibt." Mit einer Ausnahme: "Wenn Ferrari das Team vorne wäre, denke ich würde es dem Sport nicht schaden. Das war halt immer so, dass bei Ferrari die Fans immer noch groß mitziehen und die Zuschauerzahlen hoch sind", erinnert Kaltenborn an die Dominanz von Ferrari und Michael Schumacher Anfang der 2000er-Jahre.
Allerdings ist keineswegs in Stein gemeißelt, dass sich die Dominanz von Mercedes auch in der nächsten Saison in unveränderter Form fortsetzen wird, denn 2017 tritt ein neues technisches Reglement in Kraft. Die Autos werden breiter, bekommen größere Flügel und breitere Reifen. "Das ist eine Chance für alle Teams, die gewisse Entwicklungs-Möglichkeiten haben, vielleicht so an Mercedes heranzukommen", meint Kaltenborn.
Auch der Vorsprung von Mercedes beim Antriebsstrang werde im Laufe der Zeit immer kleiner. "Das wird vielleicht noch ein, zwei Jahre brauchen, und sie werden Hersteller haben, die nahe an einem Mercedes-Motor sind", meint die Sauber-Teamchefin.
Seinen hauptsächlichen Zweck, die Formel 1 aufregender und spektakulärer zu machen, werde die Regeländerungen nach Einschätzung von Kaltenborn aber nicht erfüllen. "Ich habe meine Zweifel, die ich von Anfang an geäußert habe", sagt sie. "Dass die Autos jetzt schneller und schwieriger zu fahren werden, das wird der Zuschauer gar nicht merken."
"Wenn jetzt der Unterschied zehn oder 15 Sekunden wären, würden sie es merken wenn sie vor Ort sind. Ansonsten spüren sie das gar nicht, ob das fünf bis sechs Sekunden schneller ist oder nicht", schätzt Kaltenborn, dass der Effekt vor allem für die TV-Zuschauer verpuffen wird. "Von dem her habe ich große Bedenken."