Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn über den WM-Sieg von Sebastian Vettel, die eigenen Ziele und den "drohenden Rennsieg" von Nico Hülkenberg in Brasilien
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Sauber hat die Formel-1-Saison 2012 auf dem sechsten Rang abgeschlossen. Für die Mannschaft aus der Schweiz war im Duell gegen Mercedes um den fünften Platz mehr drin, aber Sergio Perez und Kamui Kobayashi konnten nicht alle sich bietenden Chancen nutzen. Am Ende wäre Sauber fast noch von Force India überholt worden. Ausgerechnet Neuzugang Nico Hülkenberg hätte seinem künftigen Arbeitgeber Sorgen bereiten können.
"Wenn er das Rennen gewonnen hätte, dann hätte uns Force India noch überholen können. So gesehen waren wir ganz froh, dass er es nicht geschafft hat. Das kann er gerne im kommenden Jahr bei uns nachholen", blickt Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn im Interview mit dem 'SWR' zurück. Hülkenberg lag beim Saisonfinale in Interlagos lange Zeit sensationell auf Siegkurs, wurde aber wegen einer Kollision weit zurückgeworfen.
"Wir haben in der zweiten Saisonhälfte oft gespürt, wie gut Nico fährt", lobt Kaltenborn ihren künftigen Einsatzpiloten. "Wenn sich eine Chance bietet, dann ist der da und nutzt sie. Das ist etwas, was wir in diesem Jahr nicht geschafft haben. Einige große Fahrer haben unser Auto in diesem Jahr als eines der konkurrenzfähigsten bezeichnet. Wir haben die Saison nicht auf dem Platz beendet, auf dem wir hätten stehen können."
Dies will man in der kommenden Saison und in den Folgejahren ändern. "Wir haben Zeit", so die Österreicherin. "Wir wollen uns Schritt für Schritt ganz nach vorne kämpfen." Dabei sei es kaum frustrierend, ein Jahr lang um Rang sechs kämpfen zu müssen, sondern es sei realistisch auf der Hightech-Bühne Formel 1. "Es sind nur zwölf Teams, die den Sport über 20 Rennen weltweit austragen. Wir sind alle zusammen die Besten in einer Sportart, die als die Spitze des Motorsports gilt. Da bedeutet es schon etwas, wenn man dort mitmacht", sagt sie.
"Die Teams sind sehr unterschiedlich. Wenn wir als Privatteam gegen Hersteller kämpfen können, dann ist das schon viel. Mehr geht nicht. Und außerdem können wir nur Formel-1-Autos bauen. Das ist unser Geschäft", erklärt Kaltenborn, die seit diesem Jahr als Teamchefin agiert. "Das Rennen ist nicht einmal zwei Stunden lang, aber man fühlt sich um zehn Jahre gealtert. Es ist sehr intensiv", beschreibt sie ihre Eindrücke von der Arbeit in voller Verantwortung.
Während des spannenden Finalrennens in Brasilien, in dem Sauber nur zwei Zähler einfahren konnte, konnte die Teamchefin zwischenzeitlich nur selten einen Blick auf die Geschehnisse im Kampf um die WM-Krone richten. Aber nach dem Abschluss findet sie Worte für Sebastian Vettels Leistung. "Wir haben uns sehr gefreut, denn wir können mit Stolz behaupten, dass der Sebastian bei unserem Team die ersten Formel-1-Kilometer absolviert hat. Das verbindet", sagt sie.