Niki Lauda erläutert seine Version des Sommer-Krimis um den Mercedes-Motor für Red Bull - Helmut Marko betrachtet Absagen als Ritterschlag für Red Bull
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Zwar ist die Motoren-Odyssee von Red Bull noch gut ausgegangen und die Bullen werden künftig mit Renault-Motoren an den Start gehen, die auf den Namen "TAG Heuer" hören. Trotzdem steht Red Bull als mahnendes Beispiel dafür, wie viel Macht sich die Hersteller in der Formel 1 gesichert haben. Niki Lauda wollte Mercedes-Motoren liefern, konnte sich aber nicht durchsetzen. "Mir hat das leidgetan", sagt er zu Helmut Marko, während beide die Situation bei 'Servus TV' diskutieren.
Mercedes und Red Bull waren bereits vor der Motoren-Absage nicht unbedingt beste Freunde in der Formel 1. Während sich Dietrich Mateschitz am liebsten von der Spritspar-Formel lösen möchte, sieht Mercedes die Formel 1 als Technologie-Spielwiese an. Trotzdem klopfte Mateschitz während der Saison 2015 bei Mercedes an, um an den besten Motor im Fahrerfeld zu kommen. Lauda rekapituliert: "Ich fragte Herrn Mateschitz seinerzeit: 'Wie sind deine Animositäten gegen Mercedes? Kann man die halbwegs neutralisieren?' Er sagte, dass das möglich sei."
So kam es zu Gesprächen zwischen Red Bull und Mercedes, doch schnell stieß man auf einen Haken, wie der dreimalige Weltmeister erklärt: "Dann ist das ganze aufgrund rechtlicher Probleme ins Stocken geraten - der Renault-Vertrag war nicht gekündigt. Es ging nichts mehr so richtig weiter."
Lauda konnte sich nicht durchsetzen
Genau zu diesem Zeitpunkt hat sich dann die Führungsriege von Mercedes eingeschaltet. "Nachdem die Zeit vergangen und nichts passiert ist, hat sich Mercedes dann dagegen entschieden", erinnert sich Niki Lauda, der seinen Kampf für die Belieferung erläutert: "Es gab zwei Theorien bei Mercedes: Einerseits ist Red Bull ein schnelles Team, sie sind konkurrenzfähig. Da gab es natürlich Bedenken, warum wir einem Konkurrenten, der womöglich noch schneller als wir wäre, unseren Motor geben. Mein Standpunkt war: Ich gehe bei so etwas immer ein Risiko ein, aber je mehr Abnehmer es für einen Motor gibt, umso schneller werde ich selber auch."
Die Gegenseite setzte sich jedoch durch und die Mercedes-Tür schloss sich für Red Bull Anfang September, als die Entscheidung endgültig fiel. "Mir hat es wirklich leidgetan", betont der 66-Jährige. "Fairerweise muss man aber auch sagen, dass sich Ferrari und Honda ebenfalls dagegen entschieden haben, sodass Red Bull in die Situation gekommen ist, dass sie überhaupt keinen Motor hatten. Aber gottseidank hat sich jetzt alles gelöst."
Knackpunkte für Red Bull: Ungarn und Singapur
Helmut Marko kennt die Gründe, warum es Red Bull so schwer gefallen ist, einen Motor von Mercedes oder Ferrari zu erhalten: "Der ungarische Grand Prix hat die Sache sehr erschwert. Man kann Simulationen anstellen, weil jeder über die PS-Zahlen der Gegner Bescheid weiß. Und da hat Mercedes festgestellt, dass wir von unserem Chassis her überlegen gewonnen hätten. Das hat die Front gegen uns noch mehr gestärkt und deshalb kam es zu keinem Deal."
Dasselbe Schicksal widerfuhr Red Bull dann wieder in Singapur mit Ferrari. "Irgendwo sind wir stolz, dass die uns alle so fürchten", grinst der Red-Bull-Motorsportberater. "Aber leider können wir daher keinen entsprechenden Motor fahren. Die FIA hat jetzt erkannt, dass eine solche Situation nicht mehr tragbar ist, wenn die Werke bestimmen, wer einen Motor erhält." Die Motorenhersteller müssen jetzt bis zum 15. Januar 2016 einen Entwurf vorlegen, wie unabhängige Teams zu geringen Kosten an Antriebseinheiten kommen können.
Andernfalls droht die Durchsetzung des Alternativmotors durch Jean Todt und Bernie Ecclestone, die vom FIA-Weltrat dazu ermächtigt worden sind. Für Red Bull wäre dies sogar das Wunschszenario, da man sich so vom Hybridantrieb trennen könnte. "Unser Martyrium war hoffentlich der Anstoß für eine bessere Formel 1 der Zukunft", reibt sich Marko die Hände.