Keine Klarstellung bezüglich Spurwechseln beim Bremsen: Ferrari hat zwei abstruse Argumente vorgebracht und mit der Revision der Vettel-Strafe Schiffbruch erlitten
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Die FIA steht weiter zu ihrer Zehn-Sekunden-Strafe gegen Sebastian Vettel beim Mexiko-Grand-Prix und hat bei der von Ferrari angestrengten Revision des Falls am Freitag keinen Grund erkannt, ihre Position bezüglich eines Spurwechsels beim Bremsen (die sogenannte "Verstappen-Regel") klarzustellen oder zu verändern. Dabei kam heraus: Von Ferrari versprochene "neue Tatsachen" waren GPS-Daten und die Argumentation, man hätte Max Verstappen anweisen müssen, seine Position auf der Strecke an Vettel zu geben.
In einer Telefonkonferenz, an der neben den vier Rennkommissaren von Mexiko-Stadt auch die Teamvertreter Jock Clear (Chefingenieur bei Ferrari), Christian Horner und Jonathan Wheatley (Teamchef und Teammanager bei Red Bull) teilnahmen, wurde der Sachverhalt erneut aufgerollt. Die Scuderia räumte selbst ein, dass das GPS-Material, das den Stewards ohnehin während des Rennens zur Verfügung stand, zu Rate gezogenen Telemetriedaten in keiner Weise widerspräche, wenn es um das für illegal befundene Verteidigungsmanöver Vettels gegen Daniel Ricciardo geht.
Wieso Ferrari dann aber eine Revision anstrengt, ist völlig unklar und nur damit zu erklären, dass man sich nach Vettels neuerlicher Kritik an der Strafe in der FIA-Pressekonferenz von Sao Paulo demonstrativ hinter den Piloten stellen wollte. Auch der Hinweis Clears, dass Verstappen zuvor nach dem Verlassen der Strecke mit Vorteilsnahme hätte angewiesen werden müssen, die Position auf der Strecke an Vettel zurückzugeben, stieß bei den Offiziellen auf taube Ohren.
In der offiziellen Verlautbarung heißt es dazu: "Die Stewards haben sich ausführliche mündliche Vorträge aller Partien angehört. Wenn es darum geht, dass der Rennleiter die 'Macht' hätte, den Fahrer des Autos mit der Nummer 33 (Verstappen; Anm. d. Red.) anzuweisen, den Vorteil zurückzugeben, stellen wir fest, dass die betreffende Regel 'absolute Autorität' dazu verleiht."
Das heißt im Umkehrschluss: Es ist eine von vielen Sanktionsmöglichkeiten, aber es besteht keine Verpflichtung, so zu handeln. "Die Tatsache, dass der Rennleiter davon nicht Gebrauch gemacht hat, ist nicht relevant", teilt die FIA mit und kommt auch formal zu dem Schluss, dass es sich weder bei den GPS-Daten noch bei den bezüglich Verstappen vorgebrachten Argumenten um "neue Tatsachen" handele. Die hatte Ferrari aber noch wenige Augenblicke zuvor versprochen.
In der FIA-Pressekonferenz sprach Maurizio Arrivabene davon, bislang nicht bedachte Sachverhalte präsentieren zu wollen. "Oder eben solche, die wir dafür halten", merkt der Teamchef an. Und auch Vettel wusste im Vorfeld nicht so recht zu erklären, was es mit der Revision denn nun auf sich hätte: "Ich brauche nicht mehr ins Detail zu gehen, denn jeder hat es mittlerweile 13-mal gesehen und 15-mal gehört. Alles in allem kann man sagen, dass wir mit der Entscheidung nicht zufrieden sind und deswegen das Ganze aufrollen", so der Deutsche. "Wir haben die Daten nicht zwei Wochen später entdeckt, sondern nicht alles am Renntag parat gehabt." Ferraris Problem: Die FIA aber schon.