Max Verstappen und Daniel Ricciardo als erste Verfolger der beiden Topteams Mercedes und Ferrari: Red Bull zeigt am ersten Tag in Barcelona ein solides Tempo
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Mit einem runderneuerten RB13 wollte Red Bull ab dem Grand Prix von Spanien endlich in den WM-Kampf 2017 eingreifen. Doch daraus wird offenbar nichts. Die groß angekündigten Updates, die aus dem aktuellen Fahrzeug gar einen RB14 hätten machen sollen, fallen in Realität erheblich kleiner. Nach dem ersten Trainingstag in Barcelona bleibt der Eindruck, dass die Ex-Weltmeister ihre Position haben konservieren können - viel mehr allerdings nicht.
"Das ist kein neues Auto, nicht einmal ein halb neues", wird Designer Adrian Newey von 'auto motor und sport' zitiert. Man habe vielmehr ein "ganz normales Update" nach Barcelona gebracht. Von außen nicht zu erkennen: Red Bull hat die Luftführung innerhalb der Seitenkästen optimiert. Dies soll in den Bereichen Kühlung und aerodynamischer Effizienz Fortschritte bringen. Newey, der zuletzt an einem Supersportwagen von Aston Martin gearbeitet hatte, gibt zu: "In der Kommunikation gibt es Probleme. Da müssen wir uns besser organisieren." Klartext: Auch der Stardesigner kann den "Bullen" nicht die Hörner schärfen.
Auf die Frage, ob er am Sonntag eine Chance auf die Wiederholung seines Sieges aus dem Vorjahr habe, sagt Max Verstappen: "Wenn da vorne vier Autos abfliegen, dann schon." Diese Worte machen deutlich, dass der große Sprung nach vorn offenbar ausbleibt. "Ich will dem Update keine Note geben, aber es war zumindest erst einmal positiv. Wir sind näher an Ferrari dran. Mercedes hat offensichtlich ein tolles Updatepaket installiert", fasst der Niederländer zusammen.
Abstand zu Ferrari augenscheinlich geringer
Verstappen sicherte sich in beiden Sessions am Freitag die fünfte Position hinter den vier Fahrzeugen von Mercedes und Ferrari. Der Abstand auf die Roten erschien geringer als an den vorherigen Grand-Prix-Wochenenden. Immerhin konnte Verstappen auf dem längeren Versuch am Nachmittag annähernd auf dem Niveau von Sebastian Vettel agieren. Ist das die ganze Wahrheit? In beiden Lagern geht man davon aus, bis zum Renntag noch Schritte nach vorn machen zu können. Die Frage ist, wer wie viel zulegen kann.
"Es fühlte sich ganz gut an, aber wir lernen das alles erst noch kennen. Leichte Fortschritte sind schon zu spüren, jetzt geht es halt um das Feintuning", schildert Daniel Ricciardo, der am Freitag rund 1,5 Zehntelsekunden auf den Teamkollegen einbüßte. "Es war immer klar, dass wir mit unseren Updates nicht plötzlich auf Mercedes-Niveau fahren können. Es läuft ganz gut, und ein paar Zehntel strecken bei uns noch zusätzlich drin. Aber klar: Wir wollen noch mehr", so der Australier.
Mehr wird kommen. Aber wann? "Erst einmal möchte ich sagen, dass man bezüglich unseres Barcelona-Updates in den Medien übertrieben hat", erklärt Teamchef Christian Horner. "Tatsache ist aber, dass wir hier ein signifikantes Paket gebracht haben. Weil es sich zumeist um Neuerungen bei der Aerodynamik handelt, ist das meiste von außen sichtbar. Es gibt aber auch Dinge, die man nicht einfach so erkennen kann. Wir haben viel Arbeit in diese Updates investiert. Unser Team hat einen tollen Job gemacht."
Der Freitag in Barcelona war für Red Bull - ebenso wie für die meisten anderen Teams - ein Testtag. Die veränderten Luftströme wurden per FloViz-Farbe visualisiert, die Drücke mit Messeinheiten hinter den Vorderrädern gemessen, zwei verschiedene Varianten des Frontflügels immer wieder gewechselt. Red Bull hat eine Version mit neuen Endplatten nach Barcelona gebracht, es gibt zudem Veränderungen am Unterboden und neu geformte Bargeboards an den Seiten.
Wie relevant sind die Daten vom Freitag?
"Wir haben einen deutlich Sprung nach vorn gemacht, aber nur auf der Chassisseite. Bezüglich Motor ist nichts gekommen. Das wussten wir", erklärt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko im 'ORF'. Auf Grundlage dieser Situation sei auch jetzt noch kein Kraut gegen Mercedes gewachsen. "Nur mit dem Chassis kannst du den Rückstand nicht wettmachen. Wir sind noch in der Feinjustierung unserer Autos. Wir sind zumindest an Ferrari deutlich näher dran. Die Longruns haben auch gut ausgeschaut."
Einen echten Vergleich der Longruns kann kaum angestellt werden. Das zweite Freie Training war mit roten Flaggen unterbrochen worden, nachdem Calros Sainz beim Überfahren eines Randsteins einige Karbonteile von seinem Toro Rosso verloren hatte. Anschließend fuhren die Autos auf jenem Reifensatz wieder auf die Bahn, der schon zuvor genutzt worden war. Da jeder Reifensatz einen solchen Hitzezyklus unterschiedlich gut wegsteckt, sind anschließende Vergleiche nicht zielführend.
"Wenn wir alles ordentlich abstimmen und weitere Updates bringen, dann brauchen wir nur noch Neuerungen beim Motor. Dann wird es deutlich besser ausschauen", macht Helmut Marko seiner Mannschaft und allen Red-Bull-Fans Mut. "Wir sind jetzt noch weit entfernt von einer optimalen Abstimmung. Wir können sich noch nicht auf Augenhöhe mit Mercedes oder Ferrari kämpfen." Fazit: Auf große Update-Ankündigungen folgte leichte Ernüchterung. Kein Wunder, denn Mercedes hat erheblich mehr zugelegt.
Im Vergleich zum gewaltig erneuerten Silberpfeil sehe der leicht veränderte Red Bull RB13 aus "wie ein abgeschmückter Weihnachtsbaum", scherzt Formel-1-Experte Martin Brundle in 'Sky Sports F1'. Es fehlt dem Auto aus Milton Keynes offenbar an Feinheiten, die den Mercedes so schnell machen. "Wenn man den Mercedes mit all seinen kleinen Anbauteilen sieht, dann ist der Benz im Vergleich eine Mischung aus Quasimodo und dem Elefantenmensch", so Brundle.