Kubica über Ängste und Kannibalen

, 17.12.2013

Robert Kubica bezweifelt, dass die Leistungen Felipe Massas mit Angst zu tun haben, sondern eher mit Fernando Alonso - Den schätzt er stärker als Sebastian Vettel ein

Der 25. Juli 2009 sollte einen schicksalhaften Tag in der langjährigen Formel-1-Karriere Felipe Massas markieren. Beim Qualifying zum Großen Preis von Ungarn war dem Ferrari-Piloten eine Metallfeder des vor ihm fahrenden Rubens Barrichello gegen den Helm geflogen. Mit schweren Kopfverletzungen fiel er für den Rest des Jahres aus. Glücklicherweise schaffte der Brasilianer das Comeback, doch seit dem Saisonstart 2010 war Massa nicht mehr derselbe - zumindest war das seit jeher öffentliche Meinung.

2008 war Massa noch haarscharf an der Weltmeisterschaft vorbeigeschrammt, seit seinem Comeback lief es jedoch nicht mehr rund für ihn: Über Gesamtrang sechs kam der 32-Jährige seit 2010 nicht mehr hinaus. Viele erklären sich den Niveauunterschied bis heute dadurch, dass bei Massa seit seinem schweren Unfall die Angst stets mitfahren könnte. Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica, der ebenfalls durch einen heftigen Unfall 2011 sein Formel-1-Cockpit verlor, heute aber immerhin schon wieder Rallye fährt, glaubt nicht, dass Massa durch irgendwelche Ängste beeinträchtigt wird.

"Ich wette, dass Angst nichts mit den Problemen Massas zu tun hat. Und ich bin sicher, dass er das auch bestätigen würde", meint Kubica gegenüber 'La Repubblica'. "Wenn du in das Auto einsteigst, bist du so dermaßen konzentriert, dass da kein Platz für Angst ist." Allerdings gebe es ganz andere - viel größere - Faktoren, die die Performance eines Rennfahrers beeinflussen können: "Das Pech, einen Kannibalen als Teamkollegen zu haben", so Kubica.

Damit spielt er auf seinen Kumpel Fernando Alonso an, der eben genau seit 2010 für Ferrari fährt, und somit die gesamte Zeit nach Massas Comeback an dessen Seite fuhr. Für den Polen ist Alonso das absolute Maß der Dinge - in Relation zu einem solchen Teamkollegen würde wohl jeder andere Pilot schlecht aussehen. Kubicas Einschätzung lässt jedoch offen, ob Massa seiner Meinung nach stets am Maximum gefahren ist und einfach nur langsamer als Alonso war, oder ob er eine Art Demoralisierung für realistischer halten würde.

Jedenfalls sieht Kubica den Spanier potenziell vor Weltmeister Sebastian Vettel: "Ich denke, Vettel hat momentan einen echten Lauf. Wenn du in einem so wettbewerbsfähigen Team fährst und eine solche Zeit erlebst, dann gibt dir das ein wahnsinniges Selbstvertrauen. In so einer Situation wäre jeder der Top-10-Fahrer der Formel 1 unbesiegbar", meint der 29-Jährige. "Vettel befindet sich in einem Tunnel, der direkt zum Sieg führt, während Alonso in einem Labyrinth an jeder Ecke seinen Weg finden muss."

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