Der Brite verspricht sich vom MP4-28 ein zuverlässigeres Auto als im vergangenen Jahr: "Haben jeden Stein umgedreht und jedes Tröpfchen herausgequetscht"
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Jenson Button ist ein alter Hase im Formel-1-Geschäft, ein neues Auto zaubert ihm aber immer noch ein Lächeln auf das Gesicht wie einem Kind die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. "Es ist immer aufregend. Allen voran, wenn man daran glaubt, um den Titel kämpfen zu können", freut sich der Brite über die Präsentation des McLaren MP4-28 am Donnerstag in Woking. Allerdings hat sich rein optisch nicht viel getan am neuen "Chrompfeil", was auch seinem Piloten nicht verborgen geblieben ist.
Button räumt beim Blick auf sein neues Arbeitsgerät ein: "Das Auto mag genau die gleiche Farbgebung haben wie im vergangenen Jahr." Angesprochen auf das Innenleben des Boliden fügt er jedoch an: "Ich verspreche: Der ist ganz anders." Es dürfte McLaren durchaus erfreuen, sollte sich unter der Haube etwas getan haben. Schließlich glänzte der Wagen 2012 nicht durch Verlässlichkeit. "Wir haben sichergestellt, dass wir mit kugelsicherer Zuverlässigkeit in das erste Rennen gehen", meint Button.
Viel Arbeit für eine kurze Epoche
Er kommt aus dem Schwärmen von seinem neuen Gefährt gar nicht mehr heraus: "Unter dem Chassis ist es so eine Veränderung", findet der Mann aus Frome. "Und deshalb wird es eine so aufregende Saison." Dem Team sei bekannt, dass sich das Reglement seit 2012 nicht großartig verändert habe. Es sei aber genug, um einen Unterschied zu machen. Dieser könnte jedoch nur sehr kurze Zeit Bestand haben. Genauer gesagt wenige Monate, wenn im nächsten Winter die Turbo-Ära eingeläutet wird.
"Wir haben da einen guten Ansatz gewählt, auch wenn die Zukunft mit der Regelnovelle 2014 eine ganz andere Formel 1 sehen wird", so Button, der daran noch keinen Gedanken verschwendet. "Wir gehen mit dem Ziel, die WM zu gewinnen, in die Saison. Wir 'hoffen' nicht, weil wir wissen, wie viel Arbeit drinsteckt. Harte Arbeit auch von mir." Die Feuertaufe steht am kommenden Dienstag beim Testauftakt in Jerez an, wenn sich der MP4-28 erstmals auf der Strecke beweisen muss.
Kontinuität und Konsolidierung als Ziel
Button wittert einen "großen Tag" und malt sich die Jungfernfahrt aus: "Zum ersten Mal fahren, das System durchchecken und die Zuverlässigkeit auf die Probe stellen." Der 33-Jährige tritt auf die Bremse, wenn es darum geht, ob McLaren in Andalusien bereits Erkenntnisgewinne in Sachen Konkurrenzfähigkeit zu vermelden vermag: "Ob das Auto gut genug ist, um um Grand-Prix-Siege zu kämpfen, müssen wir abwarten." Das Vertrauen, das er in seine Ingenieure hat, scheint unerschütterlich.
"Ich gehe in meine vierte Saison mit McLaren und mehr denn je kenne und verstehe ich die Stärken und Möglichkeiten des Teams. Ich kann es kaum abwarten, endlich hinter das Steuer zu kommen und den Mythos, der in jedem Mann und jeder Frau bei McLaren lebt, fortzusetzen", betont Button und spricht von einer Evolution: "In diesem Jahr geht es um Kontinuität und Konsolidierung. Das Auto ist das beste, das wir jemals gebaut haben." Der Ex-Weltmeister, der als Teambuilder gilt, spricht ein Kompliment aus.
Woking "erst einschüchternd, dann herzlich"
Seine Truppe habe alles getan, um ein schnelles Auto auf die Räder zu stellen: "Ich weiß, dass die Ingenieure jeden Stein umgedreht haben, um jedes Tröpfchen Leistung herauszuquetschen. Wir waren im Laufe der Saison 2012 extrem stark, konnten aber aus dem einen oder anderen Grund nicht alles zusammenbringen, um den Titel zu attackieren. Darum wollen wir uns 2013 kümmern. Ich habe erlebt, wie eng alle zusammenarbeiten, und ich denke, wir haben das Fundament für eine sehr starke Saison gelegt."
Diese Aussage scheint Button auch auf den Transfermarkt zu beziehen: "Natürlich ist die größte Veränderung mein neuer Teamkollege 'Checo'", meint er über die Verpflichtung von Ex-Sauber-Mann Sergio Perez. Die Liebesbekundung fällt aber eher britisch unterkühlt aus: "Es ist immer inspirierend und interessant, mit neuen Leuten zu arbeiten. Es fühlt sich nach einer positiven Arbeitsbeziehung an." Dass der Mexikaner beim Antrittsbesuch in Woking schweißnasse Hände hatte, kann Button nachvollziehen.
"Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sich einschüchternd anfühlen kann, in das Technology Centre zu marschieren. Aber ich erinnere mich auch, wie schnell es mein Zuhause wurde und wie herzlich mich die McLaren-Familie aufgenommen hat", erinnert sich Button, der 2010 vom damaligen Brawn-GP-Rennstall zur Whitmarsh-Truppe wechselte. "Sicher hat es sich Checo bereits bequem gemacht", schmunzelt Button, der von den Traditionsrennwagen seines Arbeitgebers begeistert ist: "Da stehen dir die Nackenhaare hoch."