Niki Lauda zeigt sich über die Formel-1-Gegner in Österreich verärgert und analysiert, warum ein Rennen für Ecclestone, Mateschitz und das Land die optimale Lösung ist
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Die Überraschung war groß, als die Bombe platzte: Die Formel 1 kehrt 2014 zurück nach Österreich - entgegen dem Trend der "Königsklasse" des Motorsport, aus Europa abzuziehen und neue Märkte zu erobern. Doch wo ist der Haken? Und ist ein Grand Prix für ein Land vielleicht mehr Fluch als Segen, weil Formel-1-Boss Bernie Ecclestone als Lizenzgebühr oft enorme Beträge verlangt und sich das Zuschauerinteresse wegen der hohen Ticketpreise dann in Grenzen hält?
Formel-1-Legende Niki Lauda hält all diese Unkenrufe für völlig überzogen und ungerechtfertigt. Zumal diesmal nicht der österreichische Staat mit Steuergeldern das Projekt stemmen muss, sondern das Geld aus der Kasse von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz kommt.
Ein Verlustgeschäft für das Land sei daher völlig ausgeschlossen, sagt Lauda gegenüber dem 'ORF': "Der Unterschied ist, dass da jetzt ein Privatmann oder eine Privatfirma die ganze Finanzierung macht. Das hat nichts mehr mit dem Steuerzahler und mit der Politik zu tun. Der Herr Mateschitz hat das für sein Unternehmen entschieden, und damit kann ihm wirklich niemand irgendeinen Vorwurf machen."
Lauda über Projekt-Gegner verärgert
Dass nun in der Region Anrainer-Ombudsmann Karl Arbesser erneut wegen diverser Umweltbescheide gegen das Projekt Stimmung macht, verärgert den ehemaligen Formel-1-Piloten und nunmehrigen Mercedes-Aufsichtsrat: "Es gibt keinen Haken - jeder vernünftige Mensch, auch die Gegner, die sich über Lärm und Tribünenplätze beschweren, sollten einfach verstehen, dass dort nur was Positives passieren kann. Das ist ein Wochenende, am 6. Juli, Arbeitsplätze werden geschaffen - da kann überhaupt kein vernünftiger Mensch irgendwie herummotzen."
Vor allem für die Region rund um den Red-Bull-Ring, wo durch den Niedergang der verstaatlichen Industrie in den 1980er-Jahren viele Arbeitsplätze verloren gingen, könnte das Formel-1-Comeback für eine Aufbruchsstimmung sorgen. "Dass die Gegend dort ohne die Rennstrecke komplett tot ist, wusste eh jeder", sagt Lauda. "Und jetzt der Grand Prix noch dazu - also besser kann man es für die Steirer nicht machen. Jeder hier in Österreich muss dafür sein. "
Lauda: Mateschitz wollte sich Traum verwirklichen
Der Wiener kann auch nachvollziehen, warum Mateschitz und Ecclestone im beschaulichen Spielberg ein Rennen austragen wollen. Beim Red-Bull-Boss ortet er vor allem sentimentale Gründe. "Es gibt schon Träume, die auch der Herr Mateschitz wahrscheinlich haben wird", vermutet Lauda. "Er kommt ja von dort. Warum hat er sich das dort eigentlich alles gekauft? Warum hat er die Rennstrecke ausgebaut? Weil er ein Steirer ist im Grunde seiner Seele und seine Emotionen dort hängen. Und dass er es soweit treibt, dass wir den Grand Prix auch wieder zurückkriegen, finde ich unglaublich."
Er habe zwar erwartet, dass es irgendwann zu einer Formel-1-Rückkehr nach Österreich kommen werde, dass es aber so "ruck-zuck" ginge, sei selbst für ihn, der zu Ecclestone ein hervorragendes Verhältnis pflegt, überraschend gewesen.
Warum Ecclestone nach Spielberg zurückkehrt
Doch warum geht Ecclestone mit der Formel 1 in ein Land, das aus globaler Sicht wirtschaftlich unbedeutend ist? Lauda vermutet, dass der 82-Jährige derzeit Mühe hat, pro Saison 20 zuverlässige Veranstaltungsorte für seinen Grand-Prix-Kalender zu finden. "Der New-York-Grand-Prix in New Jersey, der eigentlich dieses Jahr stattfinden hätte sollen, hat nicht stattgefunden - aus Geldmangel in Amerika", gibt Lauda ein Beispiel. Und so muss Ecclestone dieses Jahr mit 19 Rennen auskommen und auf die Lizenzgebühren aus New Jersey verzichten.
Der dreifache Formel-1-Weltmeister deutet an, dass das Rennen vor der Skyline von Manhattan auch 2014 wackelt: "Soweit ich weiß, wurde es schon wieder vom Kalender herunter genommen." Ecclestone wolle aber unbedingt 20 Grands Prix pro Saison - mit Red-Bull-Boss Mateschitz hat er einen Vertragspartner, auf den er sich verlassen kann: "Dieses Rennen hat er jetzt durch die gute Beziehung zu Mateschitz in den Kalender aufgenommen."
Lauda begrüßt Stärkung des Formel-1-Standorts Europa
Vor einigen Monaten hatte der Brite ein Formel-1-Comeback in Spielberg noch ausgeschlossen, weil es in der Region zu wenige Nächtigungsmöglichkeiten gebe. Lauda kann dies nicht nachvollziehen. "In der Steiermark wohnt man eben nicht in einem Fünf-Sterne-Hotel, sondern in einem Gasthof", meint er. "Und in der Formel 1 waren - solange ich da mitgefahren bin - immer alle hochzufrieden mit dem Unterschied zwischen Singapur und so weiter und der Umgebung in Zeltweg. Jeder war eigentlich happy dort."
Dass Ecclestone nun auch den Standort Europa stärkt und nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen nach Asien oder Amerika expandiert, freut Lauda besonders: "Die Formel 1 hat sich ja schon fast aus Europa verabschiedet, und es finden mehr Rennen in Asien, Australien oder Amerika statt als in Europa. Das ist jetzt wieder ein Schritt zurück, wo die Formel 1 herkommt. Ein Grand Prix mehr in Europa - das kann ich nur begrüßen."