Wie es der Mercedes-Aufsichtsrat schaffte, den Briten von einem Wechel zu überzeugen und wieso Hamilton ihm auch als Persönlichkeit imponiert
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Lewis Hamilton hat bei McLaren seinen großen Mentor Ron Dennis verloren. Doch offenbar hat der Brite bei seinem neuen Arbeitgeber wieder einen Vertrauten der älteren Generation gefunden: Niki Lauda. Der Mercedes-Aufsichtsrat schwärmt im Gespräch mit dem 'Telegraph' in den höchsten Tönen, wenn es um den Briten geht: "Er mag es, mit mir zu sprechen und ich kann ihn gut leiden", sagt der Österreicher. Dass Hamilton mit Hip-Hop-Experimenten und Disko-Eskapaden auch abdriftet, sei kein Problem.
Abstürze in die Abgründe der Popkultur hätten keinen Einfluss auf die sportlichen Leistungen des 28-Jährigen: "Überhaupt nicht", wiegelt Lauda ab. "Er muss mit den Medien vorsichtig sein, aber er ist konzentriert und superschnell." Gefunkt hat es zwischen den beiden schon beim ersten Treffen. Zuneigung auf den ersten Blick, so ließe sich formulieren. Dabei eilte Hamilton offenbar ein schlechter Ruf voraus: "Ich habe mich im Fahrerlager erkundigt und alle nannten ihn einen schwierigen Charakter", berichtet Lauda.
Zu einem Vier-Augen-Gespräch kam es 2012 in Singapur. Es dauerte nicht lange, ehe Lauda festgestellt hatte, dass sich viele Menschen in Hamilton täuschen: "Nach zwei Sekunden war es das Gegenteil. Er ist clever und trifft seine eigenen Entscheidungen." Imponiert hatte dem dreifachen Weltmeister und heutigen TV-Experten, dass Hamilton auf eine üppige Entourage verzichtete: "Management und dieser ganze Quatsch, die waren nicht da. Klare Fragen, klare Antworten. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge."
Eine von diesen (auch unangenehmen) Fragen war, wieso er mit McLaren ein Team auf WM-Kurs verlassen und zur zu diesen Zeitpunkt recht bescheiden dastehenden Mercedes-Truppe wechseln sollte. Lauda spielte nicht die sportliche Karte: "Ich bin nicht nur berühmt, weil ich mein Ohr verloren habe, sondern weil ich mich in unterschiedlichen Teams und unterschiedlichen Kulturen bewiesen habe", ließ er Hamilton wissen. Er hatte die richtigen Worte gewählt - schließlich haben sich zwei gefunden, die gleich ticken.