Lewis Hamilton: SMS an "Superhirn" Ross Brawn

, 12.10.2015

Warum Mercedes-Superstar Lewis Hamilton im Moment des Triumphes an seinen ehemaligen Teamchef Ross Brawn dachte und selbst er dessen Arbeit unterschätzte

Die mitgebrachten Weltmeister-T-Shirts waren nicht zum Einsatz gekommen. Toto Wolff und Niki Lauda hatten längst die Strecke verlassen. Doch als die Rennkommissare fast zwei Stunden nach dem Rennen die Strafe für Kimi Räikkönen aussprachen, war klar: Mercedes ist zum zweiten Mal in Serie Konstrukteurs-Weltmeister. Vier Rennen vor Schluss - also sogar ein Rennen früher als 2014. Und Lewis Hamilton ist der Fahrer-Titel nach dem Ausfall von Teamkollege Nico Rosberg in Sotschi ebenfalls nur noch schwer zu nehmen.

Heute ist die Silberpfeil-Dominanz in der Formel 1 erdrückend, doch wer hätte damit in der Red-Bull-Erfolgsära, als Sebastian Vettel von Titel zu Titel eilte, wirklich gerechnet? Als Hamilton Ende 2012 seinen Wechsel zu den Silberpfeilen bekanntgab, wurde er verspottet: Er mache all dies nur des Geldes wegen und werde nie mehr ein Rennen gewinnen. Jetzt ist er der Superstar der Formel 1.

Der Brite weiß, dass er dies auch einem Landsmann zu verdanken hat, der heute nicht mehr an Bord ist: Ex-Teamchef Ross Brawn. "Ich darf nicht vergessen, ihm eine Nachricht zu schicken", sagt der zweifache Weltmeister und tippt in sein Handy. "Selbst heute noch, wo wir Erfolg haben, ist Ross ein Teil davon."

Wie Brawn den Weg zum Erfolg ebnete

Das "Superhirn" aus Manchester hatte den Rennstall nach dem Honda-Ausstieg Ende 2008 gerettet, war damit unter dem Namen Brawn Weltmeister geworden und verkaufte ihn dann an Mercedes. Der Erfolg ließ in der Silberpfeil-Ära jedoch trotz der Ankunft von Michael Schumacher zunächst auf sich warten, weil der Vorteil des genialen Doppeldiffusors verpufft war.

Trotz zahlreicher Unkenrufe ließ sich Brawn nicht aus dem Konzept bringen, ließ Windkanal und Simulator auf den neuesten Stand bringen, legte den Fokus früh genug auf das neue Reglement ab 2014, holte zahlreiche Ingenieure an Bord und angelte gemeinsam mit Lauda nach Hamilton.

"Ich erinnere mich, als ich mit Ross beisammen saß und so ein gutes Gefühl hatte, als er mir über seine Pläne erzählte", blickt Hamilton auf die Vertragsverhandlungen 2012 zurück. Dass das Team allerdings eine Ära prägen würde, hätte selbst er nicht erwartet: "Ich hätte nie gedacht, dass wir aufeinanderfolgende Titel gewinnen würden."

Hamilton nimmt Vettel ins Visier

Brawn erlebt den Erfolg aus der Ferne mit, denn der passionierte Rosenzüchter trennte sich Ende 2013 von Mercedes. Mercedes-Motorsportchef Wolff hatte damals Paddy Lowe als Technikguru nach Brackley geholt, Brawn wollte aber seinen Kompetenzbereich nicht aufgeben und schlug eine Beraterrolle aus. Danach lehnte der Mann, der auch mit Michael Schumacher bei Benetton und Ferrari Weltmeister wurde, jegliche Angebote ab.

Dass Mercedes nun aber konstant an der Spitze liegt, ist auch ihm zu verdanken, zumal dies keine Selbstverständlichkeit ist. "Wenn die Regeln gleich bleiben, dann sollte es gleichen bleiben", ist Hamilton bewusst. "Aber ich war davor bei McLaren, und wie sich alles von einem auf das andere Jahr verändert hat, zeigt mir, dass im Sport alles passieren kann. Ich hatte das Gefühl, dass die Jungs gute Arbeit leisten würden. Ich wusste aber nicht, dass sie so gut sein würde. Wir sind besser als im Vorjahr, was einfach phänomenal ist."

Und dass er nun vielleicht doch noch die Chance hat, Sebastian Vettels Erfolgsbilanz der vergangenen Jahre zu egalisieren, kommt nach der McLaren-Durststrecke ebenso überraschend. Selbst wenn der Ferrari-Star noch doppelt so viele WM-Titel auf dem Konto hat, ist Hamilton zumindest in Siegen (42) in Russland gleichgezogen. Wolff hält es für möglich, dass sich daraus das Superduell der kommenden Jahre entspinnen könnte: "Beide sitzen in sehr guten Autos, und das könnte zu einem der großen Duelle des Sports werden - in unterschiedlichen Teams. Und Lewis hat mit Nico seine eigene Rivalität im Team, was gut ist."

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