Warum Lewis Hamilton Stadtkurse als die Zukunft der Formel 1 sieht, was ihn an Schanghai stört und wo er eines der Hauptprobleme des Grand-Prix-Sports ortet
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In welche Richtung wird sich die Formel 1 unter den neuen Eigentümern von Liberty Media entwickeln? Geht es nach Lewis Hamilton, dann muss der Sport urbaner werden. "Ich denke, dass Stadtkurse die Zukunft sind", sagt der Brite. "Ich hoffe, dass Liberty mehr Stadtkurse einführen wird. New York wäre zum Beispiel toll." Zumal es in den USA derzeit mit Austin nur einen Grand Prix gibt: "Dabei handelt es sich um ein so großes Land."
Der dreimalige Weltmeister kritisiert, dass jahrelang Strecken abseits der großen Metropolen gebaut wurden und dies der Popularität der Formel 1 nicht gerade geholfen habe. "Ich bin nicht unbedingt ein großer Fan von vielen neuen Kursen, die zum Kalender stoßen", stellt der Brite klar. "Viele von ihnen befinden sich so weit außerhalb der Städte. Die Menschen müssen so weit anreisen."
Als Beispiel nennt er den Shanghai International Circuit, der in einem Sumpfgebiet eine Autostunde vom Stadtkern Schanghais gebaut wurde und 2004 erstmals einen Grand Prix ausrichtete. "Es handelt sich um so eine großartige Stadt mit so vielen Menschen, und auch die Strecke ist großartig, aber ich weiß nicht, warum sie so weit außerhalb gebaut wurde", wundert sich Hamilton.
Hamilton: Formel 1 muss zu den Leuten kommen
Für den 31-Jährigen, der regelmäßig mit seinen Fans via Twitter kommuniziert, ist die mangelnde Zugänglichkeit ohnehin ein Nachteil seines Sports. "Wenn man sich wie Lionel Messi fühlen will, dann geht man runter in den Laden, kauft sich einen Ball und geht auf den Fußballplatz oder spielt in einer Mannschaft", gibt er ein Beispiel. "Bei dem, was ich mache, ist das schlicht unmöglich. Die Leute haben nicht einmal eine Vorstellung davon."
Dazu kommt laut Hamilton, dass es sich wegen der großen Distanzen nur wenige Menschen leisten können, mehr als ein Rennen pro Jahr zu besuchen: "Man muss also ein ganzes Jahr warten, um diese Erfahrung erneut zu machen. Es ist wie bei einem Konzert. Man freut sich darauf, dann hält die Begeisterung noch eine Weile an, aber dann vergisst man es wieder."
Konzentration auf "wahre Fans"
Daher spricht sich der Mercedes-Pilot dafür aus, mehr Rennen an Orten zu veranstalten, wo es eine Fanbegeisterung gibt: "Wir haben ein paar Rennen an Orten, wo es einfach keine Fans gibt. Warum zur Hölle ist das der Fall? Da könnten wir doch noch ein weiteres Rennen in den USA machen, schließlich machen es doch die Fans aus."
Der Grand Prix von Großbritannien, der trotz sinkender Besucherzahlen in Europa regelmäßig vor vollen Rängen stattfindet, sei "wegen der Fans eines der besten Rennen", findet der Lokalmatador, der im "Home of British Motor Racing" jedes Jahr von den Massen bejubelt wird. "Wir müssen also an Orten fahren, wo es wahre Fans gibt."