Im Gegensatz zum Duell mit Nico Rosberg will Lewis Hamilton kein Psychoduell mit Sebastian Vettel anzetteln - Duell zwischen Rot und Silber gut für den Sport
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Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton: Die Formel-1-Fans bekommen 2017 das geboten, was sie sich jahrelang gewünscht haben. Endlich gibt es wieder einen WM-Kampf zwischen zwei Teams. Vorbei sind die Zeiten, in denen bei Mercedes nur geklärt werden musste, ob Nico Rosberg oder Lewis Hamilton als Erster über die Ziellinie fährt. "Es ist viel aufregender, wenn wir gegen ein anderes Team fahren", findet es auch der Brite schön, mal wieder gegen andere Farben zu kämpfen.
Für ihn ist 2017 damit die aufregendste Saison seit 2008, als er bei McLaren ebenfalls gegen Ferrari um den Titel kämpfen konnte. Das könne er auch innerhalb des Teams sehen, wie er sagt: "In den fünf Jahren, die ich hier bin, habe ich das Team noch nie so leidenschaftlich und aufgeregt gesehen", so Hamilton, der beim Sieg in Barcelona die Energie des Teams so richtig spüren konnte: "Das ist großartig für den Sport und großartig für die Fans."
Wieder einmal kämpft Hamilton dabei gegen einen deutschen Fahrer. War in den Vorjahren immer Nico Rosberg sein Hauptgegner, ist es nun Sebastian Vettel. Der Heppenheimer blüht bei Ferrari nun richtig auf, nachdem es 2016 nicht immer rund lief. Jetzt kann er seinen Kritikern beweisen, dass er mehr drauf hat, als nur im besten Auto vorneweg zu fahren, wie es ihm bei seinen vier Titeln mit Red Bull häufig vorgeworfen wurde.
Hamilton: Schon immer Respekt vor Sebastian
Vettel bekommt vielerorts nun mehr Respekt für seine Leistungen, weil er Mercedes nun in direkten Duellen besiegen kann und spektakuläre Zweikämpfe wie zuletzt in Spanien zeigt. Das gilt jedoch nicht für Hamilton: "Für mich hat sich nicht viel geändert, weil ich ohnehin Respekt vor ihm gehabt habe", will er betonen. Zwar habe Vettel bei Red Bull ein schnelles Auto gehabt, doch aus eigener Erfahrung weiß er, dass noch mehr dazugehört.
"Du musst die Arbeit immer noch machen. Andere Leute suchen gerne nach negativen Dingen und Ausreden", so Hamilton, der zwar zugibt, dass er zu Vettels Red-Bull-Zeit gerne ein ebenso schnelles Auto gehabt hätte, "allerdings hätte er das Gleiche aber in den vergangenen Jahren sagen können. Es nimmt nichts von dem Fakt weg, dass er ein außergewöhnlicher Fahrer ist. Das zeigt er Jahr für Jahr. Was er im Ferrari leistet, ist fantastisch."
Lewis Hamilton lobt Vettel über den grünen Klee - etwas, das man in den vergangenen Jahren eher nicht von ihm gewohnt war. Über Nico Rosberg gab es selten etwas Nettes zu hören, stattdessen gab es meist stichelnde Kommentare, wieso es Rosberg leichter habe oder warum er selbst gerade mal wieder im Nachteil sei. Es gab kaum eine Pressekonferenz ohne Stichelei seitens des dreimaligen Weltmeisters.
Kein Psychoduell mit Vettel geplant
Hamilton wusste, dass er Rosberg vor allem über die Psyche knacken kann - sei es mit einem Kappenwurf in Austin oder knallharten Manövern auf der Strecke, bei denen es der Brite darauf ankommen ließ. "Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mental stark bin", sagt Hamilton über seine Psychospielchen. Doch er weiß auch, dass Sebastian Vettel wohl nicht so einfach zu knacken sein wird.
"Er scheint sehr gefestigt zu sein", hat Hamilton erkannt und bewundert diese Stärke auch bei einem Konkurrenten. Ob er erkannt hat, dass Psychotricks beim Deutschen nicht ziehen, oder ob er diese Aussage ernst meint, darf jeder selbst für sich entscheiden, doch er möchte gegen Vettel diesmal keinen Psychokrieg eröffnen: "Ich möchte, dass er auf dem besten Level ist, wenn er ins Auto steigt."
"Ich habe keine Intention, das außerhalb des Autos zu regeln", sagt er weiter. "Ich möchte ihn im Auto schlagen. Wenn er auf Topniveau ist und ich ihn schlage, dann sagt es das aus, was es sagen soll." Findige Psychologen könnten diese Aussagen jedoch ebenfalls als Teil des Psychospiels interpretieren, genau wie die Aussage, dass er derzeit "das Auto" am meisten an Vettel bewundere, wie er meint.
Hamilton: "F1 sollte jedes Wochenende so sein"
Den Ferrari-Piloten selbst lässt das alles kalt: "Ich respektiere ihn auf der Strecke als Rennfahrer. Er war derjenige, den es in den vergangenen Jahren zu schlagen galt", sagt er auf die Aussagen Hamiltons angesprochen. Abseits der Strecke sieht die Angelegenheit jedoch wieder ganz anders aus.
Das Duell Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel dürfte die Formel-1-Welt noch die ganze Saison über verfolgen - auf und neben der Strecke. Denn das Duell wird am Ende sicherlich auch wieder über den Kopf entschieden. "Es ist wie beim Golf. Wer über 18 Löcher am konstantesten ist, gewinnt", sagt Hamilton, der sich auf das Duell freut. "Es ist ein umfassender Kampf: körperlich, mental, technisch. Darum ist es ein guter Kampf."
Und dass es diesmal nicht nur gegen den eigenen Teamkollegen geht, sei ein Zubrot für alle Fans. Schon Hamilton selbst sei aufgeregt, wenn er sich nur die vergangenen Rennhighlights anschaut. "Hoffen wir, dass das so weitergeht, denn so soll Motorsport sein. Die MotoGP ist häufig so, aber die Formel 1 sollte das an jedem Wochenende sein."