Carey sägte den Zampano ab, jetzt reicht er die Hand: "Rat ist von unschätzbarem Wert" - One-Man-Show war Problem - Brawn soll Rennen spannender machen
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Der neue Formel-1-Boss Chase Carey wünscht sich, dass der entmachtete Bernie Ecclestone weiter zur Entwicklung der Königsklasse beiträgt. Vor den Kameras von 'Sky Sports F1' erklärt der neue Chef der Rennserie am Dienstag in einem ersten Interview nach der Machtübernahme, dass die Degradierung kein Ausdruck von Geringschätzung wäre: "Ich meine es ernst, wenn ich sage, dass ihn respektiere", so Carey. "Ich will etwas tun, damit er sich weiterhin als Teil des Ganzen fühlen kann."
Die ihm offenbar oktroyierte Rolle als Ehrenpräsident der neuen Formula One Group lehnte Ecclestone in einem ersten Statement schroff ab. Er reagierte mit Sarkasmus auf den Posten als Frühstücksdirektor. Carey will auf die Expertise des 86-Jährigen jedoch nicht verzichten. "Er hat einen Blick auf die Sache, den sonst niemand besitzt. Er versteht sie besser als jeder andere. Sein Rat ist von unschätzbarem Wert", betont der US-Amerikaner und setzt zu einem Loblieb auf Ecclestone an.
"Bernie verdient unglaubliche Anerkennung für das Geschäft, das er in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hat. Er hat es für acht Milliarden US-Dollar verkauft, das ist der ultimative Beweis", spielt Carey auf den Verkauf der Formel 1 an Liberty Media an - wobei das Geld in den Säckel der Investmentfirma CVC Capital Partners und nicht in die private Börse Ecclestones floss. Offenbar ist der Brite für Liberty Media aber zu wenig Teamplayer, um weiterhin an der Spitze zu stehen.
Chase Carey meint, dass Veränderungen schwierig wären, nachdem Ecclestone sein halbes Berufsleben lang die Strippen weitgehend autark zog: "Bernie hat die Formel 1 als One-Man-Show geführt. Das ist keine Kritik, sondern die Realität." Der US-Medienkonzern jedoch verfolgt einen anderen Ansatz, der in der neuen Dreifachspitze mit ihm, Marketingspezialist Sean Bratches und dem neuen Formel-1-Sportchef Ross Brawn ihren Ausdruck findet. Carey ist von dem Modell überzeugt.
Der frühere Ferrari-Technikchef und Mercedes-Rennleiter soll die Rennen wieder interessanter machen: "Wir wollen sicherstellen, dass wir alles Mögliche für das Geschehen auf der Strecke unternehmen und so viel Spannung reinbringen wie nur geht. Wir müssen die Dinge weiter verbessern. Es gibt Sachen, die wir unternehmen können", steckt Carey die Ziele für Brawn ab. Dabei sind die Erwartungen durchaus hoch. Die Liste seiner Befürworter sei endlos, gewesen. Dennoch erwartet Liberty nicht, dass das "Superhirn" das Rad neu erfindet: "Der Sport ist schon heute toll. Die Piloten sind Ikonen, die Autos kombinieren Leistung mit Technologie, die Marke hat auf der ganzen Welt Fans."