Lotterer überzeugt im Qualifying: "Da ginge noch mehr"

, 23.08.2014

Caterham-Gaststarter Andre Lotterer distanziert seinen Teamkollegen im Regen-Qualifying von Spa-Francorchamps um fast eine Sekunde: "Nicht schlecht"

Andre Lotterer hat seine beeindruckende Vorstellung bei Caterham auch im Qualifying zum Grand Prix von Belgien fortgesetzt. Der 32-Jährige Deutsche, der kurzfristig den erfahrenen Japaner Kamui Kobayashi abgelöst hat, setzte sich in der Zeitenjagd im teaminternen Duell gegen Marcus Ericsson überraschend deutlich durch. Bei schwierigen, weil nassen Bedingungen in Spa-Francorchamps, erreichte Lotterer in 2:13.469 Minuten den 21. Rang. Er war rund eine Sekunde schneller als Ericsson.

"Ich bin zufrieden, aber gleichzeitig auch etwas frustriert in gewisser Weise", erklärt der Audi-Werkspilot nach seinen ersten Formel-1-Fahrten im Regen. "Wenn ich mehr Erfahrung hätte, dann könnte ich mehr herausholen. Jetzt ist mir klar, dass mehr möglich wäre. Aber ich kann das Potenzial nicht konkret einschätzen. Es ist schön, wenn man aus dem Stand den Teamkollegen schlagen kann. Aber der ist nicht immer der einzige Gradmesser."

"Ich denke, ich habe es ganz gut hinbekommen. Einfach war es nicht, denn ich bin nie dieses Auto im Regen gefahren. Ich musste schnell lernen", sagt der gebürtige Duisburger. Im Qualifying absolvierte Lotterer zunächst vorsichtige Runden, tastete sich in gewissen Abschnitten an das Limit heran und versuchte verschiedene Linien und Bremspunkte. "Ich habe anfangs die Gripverhältnisse kennenlernen müssen, die Bremspunkte habe ich mir gesucht und mich auf die Leistungsentfaltung eingestellt."

Erst herantasten, dann auf die Tube drücken

Rund drei Minuten vor dem Ende von Q1 hatte der Deutsche noch einen erheblichen Rückstand auf Ericsson, dann jedoch erfolgte der Angriff. Auf Anhieb schob sich Lotterer am Schweden vorbei, der anschließend nicht mehr kontern konnte. "Zu Anfang hatte ich leichte Probleme mit der Bremsbalance, hatte öfter stehende Räder. Am Ende habe ich zwei ganz gute Runden hinbekommen. Die Position ist nicht so schlecht."

Der Langstrecken-Weltmeister von 2012 und dreimalige Le-Mans-Sieger kam ohne großen Vorlauf zu seinem Formel-1-Debüt. Am Montag - an jenem Tag starb ausgerechnet seine Großmutter - absolvierte er am Caterham-Stammsitz in Leafied einen kurzen Test im Simulator: 30 virtuelle Minuten in Budapest, 30 Minuten in Silverstone und 30 Minuten auf seiner Heimstrecke Spa-Francorchamps - das war es. "Wenn ich bedenke, wie schlecht vorbereitet ich war, dann sehe ich da noch einiges Potenzial, was ich hätte mit mehr Runden abrufen können."

"Die Ingenieure und Mechaniker helfen mir sehr, sie haben auch die nötige Geduld mit mir. Es ist eigentlich perfekt für jemanden, der einfach aus dem Nichts mal neu hinzukommt", schmunzelt Lotterer, der sich im Team schnell beliebt gemacht hat. "Es war bisher eine steile Lernkurve. Gestern das erste Mal im Auto, heute erstmals im Regen. Ich hoffe, dass es im Rennen trocken bleibt. Dann kann ich auf die gestrigen Erfahrungen aufbauen und das nächste Level erreichen."

Und plötzlich ist man "Superstar"

"Wenn es aber regnet, dann habe ich jetzt wenigstens einen kleinen Eindruck, wie es sich darstellt bei Nässe", meint der Deutsche vor seinem ersten Grand-Prix-Rennen. "Ich will gut starten, dann einen ordentlichen Rhythmus finden und es möglichst schnell ins Ziel bringen. In der Formel 1 bist du natürlich durch das Auto limitiert. Es liegt ja nicht nur an meiner Leistung. Wenn ich mehr Zeit hätte, das Auto zu entwickeln und so hinzubekommen, dass ich mich richtig wohlfühle, dann wäre ich in einer besseren Situation - das ist doch klar."

"Ich bin erst mal froh, dass ich diese Session gut hinter mich gebracht habe. Mal sehen, was morgen passiert", so Lotterer. "Heute waren es konstant nasse Bedingungen in Q1. Was passiert, wenn es morgen wechselnde Bedingungen gibt? Ich weiß noch nicht, wann man am besten auf welche Reifen geht. Mit Slicks auf abtrocknender Strecke wäre etwas ganz Neues für mich. Ich kann einfach nicht sagen, unter welchen Bedingungen wir die besten Chancen hätten."

"Ich kann meine Leistung nicht so richtig einschätzen", sagt Lotterer, der von vielen Seiten viel Lob und Anerkennung bekommt. Die Medien sind heiß auf den Neuling. "Ihr behandelt mich wie einen Superstar - vielen Dank", so der Audi-Werksfahrer. "Es stimmt schon, dass ich bis jetzt wenig Fehler gemacht habe. Ich weiß aber nicht, wie viel mehr noch drinstecken würde. Dafür muss man mehr fahren und tiefere Einblicke haben, um das noch brachliegende Potenzial einschätzen zu können."

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