Kimi Räikkönen schließt sich trotz seiner Tagesbestzeit nicht dem euphorischen Urteil Romain Grosjeans über den E21 an - James Allison lässt die Fotografen spionieren
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Schnell, aber nicht problemfrei - das ist die Kurzzusammenfassung des vierten Testtages in Jerez, wie ihn die Lotus-Mannschaft um Kimi Räikkönen erlebte. Der Finne setzte mit 1:18.148 Minuten zwar die Tagesbestmarke und die zweitschnellste Zeit der kompletten Woche, blieb bei einer Ausfahrt jedoch nur 20 Meter von der eigenen Garage entfernt stehen und musste zurück in die Box geschoben werden. Kurz darauf versagte der E21 bei einer Startübung den Dienst, kam dann aber noch aus eigener Kraft vom Fleck.
Dennoch bläst bei den Schwarz-Goldenen niemand Trübsal. "Wir haben die Arbeit des Vortages fortgesetzt und einige Fortschritte gemacht", bilanziert Räikkönen, will den Zahlen jedoch keinen Wert beimessen: "Wir stehen an der Spitze der Zeitentabelle, aber das bedeutet beim Testen nichts." Lieber widmete sich Lotus dem Aerodynamik-Paket und dem Auspuff: "Unser Fokus lag auf den Testteilen am Auto, wir haben die Abstimmung mehr nach meinem Gusto hinbekommen", so der "Iceman".
"Noch ein Haufen Arbeit"
James Allison ist froh, das Auto in Bewegung gesehen zu haben: "Nach dem Arbeitsmarathon in der Fabrik, um das Auto in den Wintermonaten vorzubereiten, ist es immer eine Erleichterung, wenn die Testphase endlich beginnt", pustet der Technikchef durch, beschreibt die Situation jedoch auch als Probe für das Nervenkostüm: "Nicht, weil der Druck nachließe, sondern weil wir endlich zu Gesicht bekommen, woran wir arbeiten. Es ist verdammt aufregend, aber auch nervenzerreißend für alle."
Seine Bilanz fällt dennoch positiv aus: "Wir wollen um jeden Preis für Leistung sorgen, aber wird sind uns der Tausenden Stolpersteine an einem komplexen Auto bewusst. Wir hatten einen guten ersten Test, das Auto sah konkurrenzfähig aus", resümiert Allison und redet die Schwierigkeiten mit der Kupplung klein: "Es gibt immer Trubel und Probleme im Hintergrund, die zu lösen sind, aber wir sind zufrieden mit der Zuverlässigkeit des E21." Er schränkt ein: "Es gibt noch einen Haufen Arbeit für Barcelona."
Grosjean begeistert, Räikkönen abgeklärt
Auch Räikkönen ist sich darüber im Klaren, dass zum Ausruhen wenig Zeit bleibt: "Natürlich haben wir in diesem Bereich noch etwas zu tun, aber dafür bin ich ja da", erklärt er und gibt sich optimistisch: "Das Auto fühlt sich stark an und es sieht so aus, als hätte wir eine Ahnung davon, wohin die Reise mit unseren Verbesserungen geht." Die will auch sein Chef erkannt haben, schließlich vertraut Eric Boullier auf das Urteil Romain Grosjeans, der den E21 am Dienstag und Mittwoch unter den Fittichen hatte.
"Er hat nach den ersten Runden am ersten Tag sofort gesagt, dass das Auto verglichen mit dem E20 ein Fortschritt ist", berichtet Boullier 'Formula1.com' und kann das Erstaunen einiger Journalisten darüber, dass der Franzose mit der Testarbeit beginnen durfte, nicht verstehen. "Warum sollte Romain nicht gutes Feedback geben?", fragt Boullier. "Die Ingenieure wollten ihn und ich habe mich herausgehalten. Es gibt an den ersten zwei Tagen keine wirkliche Strategie." Und keinen Vorzug für einen der beiden Fahrer.
Allison hat sich die in der Formel 1 fast schon zum guten Ton gehörende Spionage bei den Kollegen verkniffen: "Ich bin nicht die Boxengasse rauf und runter gestiefelt, um andere Autos zu sehen", erzählt er 'Sky Sports'. Grund dafür war aber nicht seine gute Kinderstube: "Beim Testen ist das schwieriger als bei den Rennen, weil die Teams einen Sichtschutz aufstellen und Türen verschließen dürfen. Wir verlassen uns lieber auf die Bilder der Fotografen und schauen sie uns nach dem Test, nicht währenddessen, an."